Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
Klima & UmweltMedizinPsychologieWeltraumGeschichteNaturwissenschaftBildung
Eine Collage mit dem deutschen Esa-Astronauten Matthias Maurer in seinem Raumanzug und dem Mond im Hintergrund. Wir er der erste Europäer auf dem Mond sein? Bildrechte: MDR/NASA/ESA

RaumfahrtAstronaut Matthias Maurer will die Himmelsscheibe auf den Mond bringen

19. August 2022, 14:37 Uhr

Noch hat die Nasa mit Problemen zu kämpfen, aber die erste unbemannte Artemis-Mission zum Mond ist für 2022 fest geplant. Bei der nächsten Mission sollen bereits Astronauten und Astronautinnen an Bord des Orion-Raumschiffes sein und danach auch wieder Menschen auf der Mondoberfläche landen. Wird der deutsche Esa-Astronaut Matthias Maurer einer von ihnen sein? Ich bin optimistisch, sagte er MDR WISSEN. Und wenn er fliegt, nimmt er die Himmelsscheibe auch mit auf den Mond.

von Patrick Klapetz

Erst Alexander Gerst, jetzt Matthias Maurer: Deutschland zeigt seine Präsenz im Weltraum mit Astronauten. Einer von ihnen könnte in Zukunft auch zu einer Mondmission aufbrechen, denn mit der Artemis-Mission sollen wieder Menschen auf der Mondoberfläche landen. Anders als bei den Apollo-Missionen, die vor 50 Jahren zum letzten Mal Astronauten auf den Mond brachten, will die amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa diesmal dauerhaft Fuß auf dem Erdtrabanten fassen.  

Mit dem deutschen Esa-Astronauten Matthias Maurer haben wir über die menschliche Zukunft auf dem Mond gesprochen und wie sich die Menschheit auch auf Erden darauf vorbereitet. Wie aktuell das Thema ist, erklärt Maurer selbst: "Wir sind jetzt gerade am Beginn einer ganz, ganz spannenden Zeit. Der Weltraum, der Zugang zum Weltraum, verändert sich dramatisch."

Während seiner Zeit auf der Internationalen Raumstation hatte er Besuch von mehreren Weltraumtouristen, die bis zu zwei Wochen auf dem menschlichen Außenposten verbracht haben. Doch gemeinsam mit der NASA plant die europäische Raumfahrtbehörde ESA bereits den nächsten Schritt: "Dieser nächste Schritt führt uns zum Mond."

Eine Raumstation für den Mond: das Lunar Gateway

In den nächsten Jahren soll der Mond bewohnbar gemacht werden. 2023 sollen bereits vier Astronauten um den Mond herumfliegen. Ab 2026 könnten dann die erste Frau und der nächste Mann auf der Mondoberfläche landen. Zunächst wird das Astronauten-Paar noch ohne eine zusätzliche Raumstation auskommen müssen und direkt auf dem Trabanten landen. Die Zukunft sieht aber anders aus: 

Wir werden eine kleine Raumstation bauen, die um den Mond fliegen wird.

Matthias Maurer, Esa-Astronaut

Gateway wird diese Station heißen, erklärt Maurer. "Und dann werden wir von dieser Station aus auf dem Mond landen. Und das Ganze passiert in der zweiten Hälfte der 20er-Jahre."

Das Lunar Gateway soll ab 2024 mit einer Falcon Heavy-Rakete des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX in den Orbit gebracht werden. Ursprünglich sollte diesen Part die SLS-Mondrakete übernehmen, die auch die Artemis-Missionen in den Orbit befördern soll. Nachdem die NASA aber ihren neuen Zeitplan für Artemis vorgestellt hatte, wurde dem stufenweisen Aufbau vom Gateway eine eigene Mission zugeteilt.  

Eine künstlerische Darstellung des Lunar Gateway, einer Raumstation, die den Mond umrunden soll. Rechts das Orion-Raumschiff, das die Astronauten und Astronautinnen zum Gateway bringen wird. Bildrechte: MDR, NASA

Platz für europäische Raumfahrende

Da Europa das Lebenserhaltungsmodul, das European Service Module, vom Orion-Raumschiff gebaut hat, hat sich die ESA sogar Plätze an Bord des Raumschiffes und der Artemis-Missionen gesichert. "Diese Kooperation zwischen ESA und NASA sieht einen festen Plan vor, und in diesem Plan haben wir drei Flüge für europäische Astronauten", so Astro-Matthias. 

Bei der zweiten Artemis-Mission werden neben drei Amerikanern auch ein Kanadier mit an Bord des Orion-Raumschiffes sein. Wann die Europäer zum Mond aufbrechen werden, ist noch unklar. Doch Maurer ist zuversichtlich: 

Einer von diesen drei zukünftigen Flügen wird vermutlich schon auf dem Mond landen können.

Matthias Maurer

"Von daher bin ich sicher", so Maurer weiter, "dass spätestens die Astronauten, die die Esa jetzt gerade aussucht, hervorragende Chancen haben werden, wirklich dann auch lange auf der Mondoberfläche zu sein und den Mond zu erkunden."

Mit Artemis den Mond besiedeln

Die Esa, aber auch andere Nationen und Weltraumbehörden haben bereits Pläne für eine langfristige Besiedelung des Mondes. Das Esa-Moon Village, bei dem kleine Wohn- und Forschungseinheiten vom Mondsand überdeckt werden sollen, ist nur ein Beispiel für die Kolonisierung des Mondes. So einfach wie auf der Erde wird es aber nicht werden. Maurer: "Wenn wir zum Mond fliegen und dort eine Station bauen, dann müssen wir natürlich lernen, wie wir das mit den Ressourcen vor Ort machen können."

Wir können jetzt nicht Beton von der Erde aus einfliegen, das wäre unbezahlbar.

Matthias Maurer

Raumfahrt-Oster-Spezial IVEin Maurer mischt Beton im All an

mit Video

Deswegen müsse man lernen, wie man aus dem Mondsand auch Mondsteine erstellt, erklärt Maurer und witzelt: "Also ein Maurer wäre daher wahrscheinlich schon gut geeignet dafür." Er selbst habe auch schon ein wenig auf der Erde gemauert und Isolationen an seinem Haus vorgenommen. Ein Mauerer-Meister wäre er laut eigener Aussage deswegen aber nicht. 

Bereits jetzt müssen die Astronauten Allrounder sein, damit sie auf der Internationalen Raumstation ISS Reparaturen durchführen, sie sauber und ihn Schuss halten können und wissen, wie man dort Experimente durchführt. Für den Mond müsse man vieles Neues lernen, stellt Maurer fest und erörtert: "Wir müssen dann die Astronauten auch zu Geologen ausbilden, wir müssen neue Technik entwickeln. Wir brauchen diese Interaktion zwischen den Wissenschaftlern, den Ingenieuren, den Astronauten und den Geologen." Zudem müsse man mit den Firmen auf der Erde im Austausch bleiben, da die die Produkte für den Mond und "auch nützliche Dinge für die Menschen auf der Erde herstellen.“

Leben auf dem Mond: Ein deutsches Testzentrum entsteht

Wie das alles funktionieren soll, kann bald mitten in Deutschland getestet werden. Es ist ein Herzensprojekt des Astronauten und soll den Mond simulieren: "Diese neue Trainingsanlage heißt Luna. Das heißt, wir bringen den Mond nach Köln und können dort dann auf einer Mondoberfläche – das ist natürlich kein echter Mondsand, aber er ist chemisch und physikalisch sehr, sehr ähnlich wie der richtige Mondsand – alles üben, was wir später auf dem Mond dann auch brauchen."

Die Eröffnung der Mond-Testanlage soll voraussichtlich Ende 2022 erfolgen. Doch wie sieht Maurer seine eigenen Chancen für eine Mondfahrt? 

Mit ein bisschen Glück – ich bin da sehr, sehr optimistisch – werde ich die Gelegenheit haben, Ende dieser 20er-Jahre vom Lunar Gateway aus auf dem Mond zu landen. 

Matthias Maurer, Esa-Astronaut

Und wenn er dort oben ist, möchte er, wie er es auf der ISS gemacht hat, ein mitteldeutsches Kulturstück auf den Erdtrabanten platzieren: "Hoffentlich kann ich dann eine Kopie der Himmelsscheibe von Nebra mit auf den Mond nehmen."

Kommentare

Laden ...
Alles anzeigen
Alles anzeigen