Ein Mann hält sich die Ohren zu während eine Frau neben ihm schläft
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Gestörte Nachtruhe Frauen sind unehrlich über ihr Schnarchen

26. April 2019, 19:00 Uhr

Männer schnarchen häufiger und lauter als Frauen – so das Vorurteil. Israelische Schlafmediziner zeigen jetzt: Frauen unterschätzen ihr eigenes Schnarchen lediglich. Diese Unehrlichkeit birgt gesundheitliche Risiken.

Frauen neigen häufiger als Männer dazu, ihr eigenes Schnarchen in einer ärztlichen Befragung zu verschweigen. Zu diesem Ergebnis kommen israelische Schlafmediziner in einem Fachartikel im Journal Clinical Sleep Medicine.

Fragebogen und Schlaflabor

Für ihre Studie testete das Team um Professor Nimrod Maimon von der Ben-Gurion Universität rund 1.913 Patienten, die sich wegen Schlafstörungen untersuchen ließen. Die Patienten waren im Schnitt 49 Jahre alt und 675 von ihnen waren Frauen. Zunächst mussten alle Teilnehmer einen Fragebogen ausfüllen, dann wurden sie im Schlaflabor beobachtet.

Bei der Befragung gaben nur 72 Prozent der Frauen an, zu schnarchen. Im Schlaflabor zeigte sich aber, dass rund 88 Prozent laute Schlafgeräusche von sich gaben. Bei den Männern hingegen berichteten 93,1 Prozent über ihr Schnarchen, 92,6 Prozent taten es dann auch im Schlaflabor.

Auch in Bezug auf die Lautstärke unterschätzten sich die Frauen. Mit 50 Dezibel schnarchten sie in etwa so laut, wie Männer, bei denen die Lautstärke im Schnitt 51,7 Dezibel betrug. Auf der Skala der Mediziner war das aber noch moderat. Die Lautstärke entspricht Wohnungsgeräuschen, etwa dem Brummen eines Kühlschranks.

Leichte bis starke Schnarcher So haben die Schlafmediziner kategorisiert:

Mildes Schnarchen: 40 bis 45 Dezibel
Moderates Schnarchen: 45 bis 55 Dezibel
Starkes Schnarchen: 55 bis 60 Dezibel
Sehr starkes Schnarchen: Mehr als 60 Dezibel

Starke Schnarcherinnen schätzen sich auch deutlich seltener als solche ein. Rund 49 Prozent der Frauen schnarchten lauter als 55 Dezibel, aber nur 40 Prozent schätzten das auch so ein.

Wenn Schnarchen gefährlich wird

"Obwohl es praktisch keinen Geschlechterunterschied bei der Intensität des Schnarchens gab, neigten die Frauen dazu, nichts von ihrem Schnarchen zu erzählen, beziehungsweise seine Lautstärke zu unterschätzen", sagt Maimon. Schnarchen sei für Frauen sozial deutlich stigmatisierender, deshalb werde es häufiger verschwiegen. Der Mediziner warnt vor den Konsequenzen: Eine gefährliche Schlafapnoe, bei der der Atem aussetzt und eine Unterversorgung mit Sauerstoff eintritt, werde bei Frauen seltener entdeckt.

Deshalb rät der Wissenschaftler den Ärzten, bei der Befragung von Patientinnen nicht nur nach dem Schnarchen zu fragen, sondern auch nach anderen Apnoe-Symptomen wie chronische Müdigkeit.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 02. August 2018 | 17:00 Uhr