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Pommes, Nuggets, FalafelFrittenfett füttert Darmtumore

26. August 2019, 15:23 Uhr

Pommes Frites und Falafel schmecken himmlisch. Doch sie haben leider einen Nachteil: Tumore verdoppelten sich unter dem Einfluss von Frittieröl. Das haben jetzt Forscher der University of Massachusetts herausgefunden und in der Fachzeitschrift "Cancer Prevention Research" veröffentlicht.

Pommes, Falafel, Wiener Schnitzel, Nuggets, Frühlingsrollen - kein Imbiss und auch viele Restaurants können auf eine Fritteuse nicht mehr verzichten. Heiß und fettig gehört - klar - nicht zu den potenziellen Gesundheitsattributen, doch tut manchmal einfach so gut. Die selige Freude über heißfettige Nahrungssünden dürfte jedoch spätestens nach der Lektüre einer US-Studie im Hals steckenbleiben. Wissenschaftler der University of Massachusetts fanden nämlich heraus: Der Konsum von frittierten Lebensmitteln kann Entzündungen im Dickdarm verschlimmern und Krebs beschleunigen.

Tumore verdoppelten sich durch Frittieröl

"Menschen mit Dickdarmentzündungen oder Dickdarmkrebs sollten sich dieser Forschung bewusst sein", erklärte Jianan Zhang. Die Doktorandin zeigte mit ihrer Untersuchung, dass Frittieröl bei Mäusen Darmentzündungen und Tumorwachstum im Darm verstärkt. Außerdem sorgt Frittieröl dafür, dass sich Bakterien oder toxische Bakterienprodukte in die Blutbahn verbreiteten. Kurzum: Die den Mäusen verabreichte Frittieröldiät verschlechterte alle Bedingungen. "Die Größe der Tumoren hat sich von der Kontrollgruppe zur Studiengruppe verdoppelt", erklärte Professor Guodong Zhang.

Die Kontrollgruppe hatte Futter nur mit frischem Rapsöl bekommen. Die Studiengruppe dagegen bekam eine Diät mit einer Kombination aus frischem und Frittieröl. "Wir haben versucht, die Ernährung des Menschen nachzuahmen", so Guodong Zhang, der die Forschung betreute.

In den USA haben viele Menschen Probleme mit Dickdarm

Guodong Zhang, dessen lebensmittelwissenschaftliches Labor sich auf die Entdeckung neuer zellulärer Ziele bei der Behandlung von Darmkrebs und die Verringerung des Risikos von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (IBD) konzentriert, betonte, dass "es nicht unsere Botschaft ist, dass Frittieröl Krebs verursachen kann". In den USA würden jedoch viele Menschen an diesen Krankheiten leiden. "Viele von ihnen essen möglicherweise immer noch Fast Food und Frittiertes", sagt Guodong Zhang. "Wenn jemand an IBD oder Darmkrebs leidet und diese Art von Nahrung zu sich nimmt, besteht die Möglichkeit, dass die Krankheiten dadurch aggressiver werden."

Folgen des Frittierölkonsums auf Darmerkrankungen das erste Mal erforscht

Das weltweite beliebte Braten von Lebensmitteln in Pflanzenöl hat also doch einen Haken. Bislang konzentrierten sich die Forschungen über die gesundheitlichen Auswirkungen dieser Kochtechnik vor allem auf gesunde Menschen. Zum ersten Mal untersuchten die Lebensmittelwissenschaftler jetzt die Auswirkungen des Frittierölkonsums auf entzündliche Darmerkrankungen und Dickdarmkrebs.

Forscher verwendeten Frittieröl aus der Fritteuse eines Restaurants

Für ihre Experimente verwendeten die Forscher eine Probe von Canolaöl, mit dem Falafel in einer handelsüblichen Friteuse in einem Restaurant in Massachusetts gekocht worden war. "Rapsöl wird in Amerika häufig zum Braten verwendet", sagte Jianan Zhang. Während des Frittierprozesses durchlaufe das Öl eine Reihe chemischer Reaktionen. Unter anderem komme es zur Oxidation mehrfach ungesättigter Fettsäuren. Dabei entstünden polare Verbindungen, welche die entzündlichen Prozesse begünstigten.

Von einer Darmentzündung ist fast jeder Zweite im Laufe seines Lebens einmal betroffen. Die beiden häufigsten chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen sind Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, eine geschwürige Dickdarmentzündung. Beide Krankheiten verschlimmern sich laut den Ergebnissen der Studie durch Frittierfett. Bildrechte: Colourbox.de

Ziel: Schädliche Folgen in Ernährungsrichtlinien festschreiben

Die Darmgesundheit gilt als wichtiger Baustein für das gesamtkörperliche Immunsystem. Kommt es dort langfristig zu Störungen und Entzündungen können der gesamte Organismus und seine körpereigene Abwehr geschwächt werden. Zwar seien weitere Forschungsarbeiten zu den Auswirkungen von Frittieröl erforderlich, schreiben die Wissenschaftler. Doch in Zukunft hoffen sie auf "ein besseres Verständnis der gesundheitlichen Folgen von Frittieröl" und deren Berücksichtigung in Ernährungsrichtlinien und im Bereich der öffentlichen Gesundheit.

Die Ergebnisse der Studie wurden im Magazin Cancer Prevention Research veröffentlicht.

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Hauptsache gesund | 22. August 2019 | 21:00 Uhr