Urlauber am Nordseestrand
Genetisch für Diabetes vorbelastet - kein unabänderliche Schicksal. Bildrechte: imago/epd

BMI Untersuchung Gewicht oder Gene - was begünstigt Diabetes stärker?

31. August 2020, 15:45 Uhr

Millionen Menschen leben mit Diabetes. Sind wir unseren Genen ausgeliefert oder haben wir selber die Stellschrauben in der Hand, um den ungesunden Blutzuckerwerten und all ihren Folgen zu entgehen? Forscher sagen: Wenn wir frühzeitig unseren Body-Mass-Index im Blick behalten und gegebenenfalls gegensteuern, können wir etwas gegen Diabetes tun.

Ob wir im Laufe unsere Lebens einen Diabetes Typ 2 bekommen oder nicht, ist auch eine Sache der Gene. Aber sind wir dem genetisch bedingten Risiko tatsächlich auf Gedeih und Verderb ausgesetzt, oder könnten wir trotz Veranlagung den Diabetes umschiffen? Genau dieser Frage sind britische Wissenschaftler in einer mehrjährigen Studie nachgegangen, bei der genetisches Risiko und Body-Mass-Index (BMI) nach möglichen Korrelationen abgeklopft wurden. Ihre Ergebnisse wurden während des jüngsten europäischen Kardiologie-Kongresses vorgestellt.

Was genau wurde untersucht und wie?

Das Forschungsteam nutzte Daten aus dem britischen Gesundheitsssystem, und zwar von 445.765 Menschen, durchschnittlich 57,2 Jahre alt und 54 Prozent davon Frauen. Bei ihnen wurden zu Beginn der Studie und erneut nach fünf Jahren der BMI berechnet. Sie wurden jeweils in fünf BMI-Gruppen und fünf genetische Diabetes-Risikogruppen eingeteilt. Beim Abgleich der Daten nach fünf Jahren zeigte sich, dass in der Zeit 31.298 Personen Typ-2-Diabetes entwickelt hatten. In der Gruppe mit dem höchsten BMI (34,5/m2) war das Diabetes-Risiko um das 11-fache erhöht, im Vergleich zu den Teilnehmern in der Gruppe mit dem niedrigsten BMI (21,7kg/m2).

BMI schlägt Gene

Die Gruppe mit dem höchsten BMI hatte also unabhängig vom genetischen Risiko eine viel höhere Wahrscheinlichkeit, an Diabetes zu erkranken als alle anderen BMI-Gruppen. Für Studienleiter Brian Ference von der Universität Cambridge sind das deutliche Hinweise darauf, dass der BMI ein viel stärkerer Risikofaktor für Diabetes sei als die genetische Veranlagung. Der Kardiologe sagt außerdem: "Bei Menschen, die eine bestimmte BMI-Schwelle überschreiten, steigt die Wahrscheinlichkeit, an Diabetes zu erkranken, und bleibt auf demselben hohen Risikoniveau, unabhängig davon, wie lange sie übergewichtig sind." BMI-Werte zwischen 18,5 und 24,9 gelten als Normalgewicht.

Der Teufel steckt bei jedem einzelnen im Detail

Allerdings liege dieser BMI-Schwellenwert, ab dem der Körper anfängt abnorme Blutzuckerwerte zu entwickeln, bei jedem Menschen woanders. Genau darin liegt aber Ference zufolge eine Chance: Die meisten Fälle von Diabetes könnten vermieden werden, wenn der BMI unter dem Schwellenwert bliebe, der die gefährlichen Zuckerwerte auslöst. Dazu müsste man nur zur Vorbeugung von Diabetes sowohl den BMI und den Blutzucker regelmäßig messen. Würde man also im Frühstadium rechtzeitig abnehmen, könnte man den Diabetes und all seine Folgeerscheinungen vermeiden, sagt der britische Forscher.

Diabetes in Europa: Zahlen aus dem Jahr 2019

Deutschland war 2019 dem Internationalen Diabetes Atlas zufolge in Europa "Spitzenreiter": 9, 5 Millionen Menschen zwischen 20 und 79 Jahren leben hier mit Diabetes. Zum Vergleich: In Russland sind es 8,3 Millionen, in der Türkei 6,6 Millionen, Italien 3,7 Millionen und Spanien 3,6 Millionen.

lfw

1 Kommentar

Reiner Wahnsinn am 31.08.2020

Es wäre Zeit Lebens- und Genußmittel diesen Gegebenheiten anzupassen. Solange "saure"Gurken und "Sauer"kraut einfach nur süß schmecken, undefinierbare Zutaten zur Herstellung von Lebensmitteln verwendet werden, wird das nicht´s mit "Gesund". Für diese Ampelkennzeichnung reicht´s ja dann wohl auch nicht?(lieber Gesetzgeber).