Eine Chinesische Kröte springt mit geschlossenen Augen.
Das Gift der chinesischen Kröte könnte als Medikament gegen Herzschwäche dienen. Bildrechte: imago/Nature Picture Library

Medizin aus der Natur Gift der Chinesischen Kröte hilft gegen Herzschwäche

25. Januar 2020, 14:00 Uhr

Mehr als 60 Millionen Menschen weltweit leiden an Herzschwäche, oft aufgrund einer Herzversteifung. Bislang gibt es keine Medikamente dagegen, aber ein internationales Forscherteam hat zwei Kandidaten aus der Natur.

Die besten und wirksamsten Substanzen gibt es in der Natur. Das sei schon in der Vergangenheit so gewesen, sagt Thomas Thum von der Medizinischen Hochschule Hannover. "Das Penizillin ist auch ein Naturstoff, der von bestimmten Pilzen produziert wird. Die Natur hat es geschafft, sehr effektive Verbindungen herzustellen."

Substanzbibliotheken: Über 150.000 Naturstoffe schon beschreiben

Doch Penizillin war eine Zufallsentdeckung. Die Fahndung nach dem passenden Wirkstoff für eine Krankheit gleicht eher der Suche nach der Nadel im Heuhaufen, erklärt der Wissenschaftler. Deshalb werden meist Mittel chemisch oder synthetisch hergestellt, von dem man glaubt, dass sie wirken könnten. Diesmal nicht. Bei der Suche nach einem Wirkstoff gegen die Herzversteifung wollten die Forscher einen wirksamen Naturstoff finden.

Ein Naturstoff sei einer, der in der Natur vorkomme, sagt Thomas Thum, beispielsweise bestimmte Moleküle in Pflanzen oder Tieren oder auch in Mikroorganismen aus der Tiefsee.

"Es gibt eine breite Palette von unterschiedlichen, natürlichen Ressourcen, wo man diese Verbindungen findet. Und da wurden in der Vergangenheit von verschiedenen Firmen oder auch Partnern sogenannte Substanzbibliotheken hergestellt."

Forscher analysierten möglichst unterschiedliche Moleküle

150.000 Naturstoffe aus weltweiten Substanzdatenbanken standen den Forschern nun zur Verfügung. Ein ordentlicher Heuhaufen also.

Wir wissen ja, wie die einzelnen Moleküle aussehen und brauchten eine Menge, mit der man auch arbeiten kann. 150.000 wären für unser Labor viel zu viel gewesen. Deshalb haben wir geschaut, dass wir sehr unterschiedliche Moleküle untersuchen. Wenn wir jetzt Moleküle genommen hätten, die sehr ähnlich gewesen wären, dann hätten wir vielleicht auch ähnliche Effekte gefunden. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir einen Treffer landen, war umso höher, je unterschiedlicher die Moleküle waren.

Thomas Thum, Medizinische Hochschule Hannover

Zwei Substanzen halten Herzwände flexibel

Die Wissenschaftler in Hannover wählten schließlich 480 Substanzen, die sich maximal unterschieden, aus und prüften sie. Und tatsächlich: Man fand gleich zwei Stoffe, die bewirken, dass die Zellwände bei Herzschwäche flexibel bleiben. Ein Pflanzenwirkstoff aus der Belladonna-Lilie und ein Wirkstoff, der aus dem Gift der Chinesischen Kröte stammt. Beides sind hochgiftige Substanzen, erklärt Thomas Thum. "Das ist wie so oft in der Natur: Die Dosis macht das Gift. Man muss das so einnehmen, dass es effektiv, aber nicht giftig ist. Wir haben uns das angeschaut und überprüft, ob das die Zellen gut vertragen, damit keine Nebenwirkungen auftreten."

Im nächsten Schritt wollen die Forscher noch genauer schauen, ob sie weitere Stoffe finden mit einer ähnlichen Molekülstruktur. Die könnten dann vielleicht sogar noch wirksamer sein. Wenn alles gut gehe, so Thomas Thum, könne ein Medikament in zehn Jahren auf den Markt kommen.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 08. Juni 2017 | 21:00 Uhr

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