Robert-Koch-Institut Schwere Grippewellen beeinflussen Lebenserwartung

Schwere Grippewellen könnten die Lebenserwartung der Deutschen negativ beeinflusst haben. Laut dem Robert-Koch-Institut starben in Jahren mit auffallend starken Grippewellen im Schnitt 20.000 Menschen mehr als sonst.

Die schweren Grippewellen der vergangenen Jahre könnten nach Ansicht von Forschern des Berliner Robert Koch-Instituts (RKI) die Entwicklung der Lebenserwartung in Deutschland negativ beeinflusst haben.

Rätselhafte Unterbrechungen

Wie das RKI in dem von ihm herausgegebenen Journal of Health Monitoring mitteilte, stieg die mittlere Lebenserwartung der Bundesbürger in den zurückliegenden 25 Jahren zwar kontinuierlich an, jedoch waren immer wieder rätselhafte Unterbrechungen zu beobachten gewesen. So etwa in den Jahren 2013, 2015 und 2017. Die RKI-Wissenschaftler werten das nicht als Zufall. Denn ausgerechnet 2013, 2015 und 2017 seien in Deutschland Jahre mit auffallend starken Grippewellen gewesen, die geschätzt jeweils rund 20.000 Todesopfer mehr forderten als sonst. Besonders unter älteren Menschen hätten die Epidemien viele Opfer gefordert.

Zahlreiche Faktoren beeinflussen Lebenserwartung

Eine in einem Gummihandschuh steckende Hand hält die Hand eines Mannes, der pflegebedürftig im Bett liegt.
Besonders unter älteren Menschen forderen starke Grippewellen viele Todesopfer (Themen-Archivbild) Bildrechte: imago/Martin Wagner

Allerdings verweist die Untersuchung auch ausdrücklich darauf, dass der Anstieg der Lebenserwartung von zahlreichen Faktoren beeinflusst wird. Effekte wie die medizinische Versorgung und Prävention wirkten dabei zum Beispiel eher langfristig.

In Deutschland stieg die mittlere Lebenswartung den Statistiken zufolge innerhalb der letzten 25 Jahre bei Frauen von 79 auf 83,2 und bei Männern von 72,5 auf 78,4 Jahre.

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts resultierte die wachsende Lebenserwartung hierzulande vor allem aus einem Rückgang der Sterblichkeit bei Säuglingen, Kindern und jungen Erwachsenen. Seitdem sind vor allem sinkende Sterblichkeitsraten der Älteren für den stetigen Anstieg verantwortlich. Grippewellen könnten nach Auffassung der RKI-Forscher aber vielleicht kurzfristig einen leichten Dämpfer versetzen.

Auch soziale Unterschiede sind ausschlaggebend

Die jüngste Untersuchung des Robert-Koch-Instituts bestätigt übrigens auch erneut, wie stark soziale Unterschiede die Lebenserwartung immer noch beeinflussen: Vor dem 65. Geburtstag sterben demnach 13 Prozent der Frauen und 27 Prozent der Männer aus der niedrigsten Einkommensgruppe. Bei Spitzenverdienern sind es nur acht Prozent der Frauen und 14 Prozent der Männer. Diese Unterschiede sind seit 25 Jahren gleich geblieben.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 15. Februar 2019 | 17:15 Uhr