Studie im Check Gazpacho gut gegen Darmkrebs?

08. August 2019, 16:09 Uhr

Ist sie das neue Superfood, Gazpacho, die kalte Gemüsesuppe aus Spanien? Erst hatte eine Studie belegt, dass sie gegen Bluthochdruck hilft. Einer neuen spanischen Studie zufolge kann sie auch noch Krebszellen eindämmen. Stimmt das?

Ein Teller mit Gazpacho 4 min
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Forscher haben einen Klassiker der spanischen, genauer gesagt andalusischen, Küche unter die Wissenschaftslupe genommen: Gazpacho. Wissenschaftler aus Granada und Almería nahmen dazu frische, selbst gemachte Gazpacho - eine dickflüssige Suppe aus Tomaten, Gurken, Paprika, Möhren und Knoblauch - und ließen diese mittels Enzymen im Labor verdauen. Per Pipette träufelten sie winzige Flüssigkeitsmengen mit einem fünf- bis zehn-prozentigem Gazpacho-Anteil auf einzelne Darmkrebszellen in der Petrischale. Einigen der Zellen bekam das schlecht, sie starben ab. Ist Gazpacho also ein Krebszellen-Killer?

Animiert Gazpacho Zellen zum Suizid?

Ein Mann mit weißem Kittel in einem Labor
Pablo Campras Bildrechte: Pablo Campras

Studien-Co-Autor Pablo Campra (Universität von Almeria) erläutert das Verhalten der Zellen so: "Offenbar werden bei Kontakt mit dem Gazpacho Gene in den Krebszellen aktiviert, die deren Entwicklung hemmen und auf Apoptose, also den eigenen Zelltod programmieren. Warum und wie das genau funktioniert, daran forschen wir weiter", sagt der Chemiker und Lebensmitteltechnologe Campra. Sicher aber sei, dass die einzelnen Bestandteile der andalusischen Suppe nicht diese Wirkung entfalten wie zusammen - aber auch nur, wenn sie frisch, und nicht industriell hergestellt und konserviert werde.

Dazu muss man wissen: In Spanien kann man Gazpacho sehr wohl fertig im Supermarkt kaufen, so wie bei uns beispielsweise H-Milch.

Und wie sieht man die Studie in Deutschland?

In Deutschland sieht man die Studie aus Spanien eher skeptisch. Für Ernährungswissenschaftler Wim Wätjen von der Uni Halle sind die bisherigen Versuche aus Spanien nicht ausreichend:

Die sagen über den Menschen gar nichts aus. Das sind isolierte Darmzellen, Darmkrebszellen, die auch viel empfindlicher sein können und nichts aussagen über mögliche Wirkung im Menschen. Das krebsprotektive Potential von Gazpacho müsste ich mir eigentlich im Tierversuch angucken, oder besser noch im Menschen.

Also müssten Menschen Gazpacho essen und andere nicht, damit man Vergleichsgruppen hat, wenn man danach die Krebsrate nach Änderungen auswerten würde. Wätjen zufolge bräuchte es dafür erweiterte Studien, zunächst an Tieren und später an Menschen - und für eine klinische Studie mit Vergleichsgruppen außerdem ein "Placebo-Gazpacho". Nur so könnte eine krebsreduzierende Wirkung der spanischen Suppe nachgewiesen werden.

Der Haken an der Sache: Das würde Jahre dauern, und selbst dann sei die Wirkung der Suppe noch nicht ausreichend bewiesen, sagt Professor Wätjen, sondern ergäbe nur Hinweise. Die Ernährung des Menschen ist weit komplexer und beschränkt sich ja nicht allein auf Gazpacho. Dazu kommt die einzigartige Darmflora eines jedes Menschen und seine Enzymausstattung. Alles in allem also ein kompliziertes Zusammenspiel vieler einzelner Komponenten.

Die jetzige Gazpacho-Studie, die für Schlagzeilen sorgt, ist Wätjen zufolge lediglich als Grundlagenuntersuchung zu verstehen und nicht mehr.

Und wenn Sie jetzt Appetit auf einen Teller kalten Gazpacho bekommen haben, dann kochen Sie sich doch einfach mal so eine kalte Tomatensuppe. Hier ist ein Rezept:

Dieses Thema im Programm: MDR aktuell | Radio | 08. August 2019 | 07:50 Uhr