Nicht nur im Straßenverkehr Vorsicht, Hitze macht aggressiv

12. Juli 2022, 14:27 Uhr

Es ist heiß, das T-Shirt klebt, der Blutdruck sinkt und die Konzentration lässt stark nach. Klingt alles nicht nach spontanen Aktionen und gar nicht nach Aggressionen. Trotzdem sollte man an solchen Tagen vorsichtig sein. Im wahrsten Sinne des Wortes: Es liegt was in der Luft, denn Hitze macht aggressiv, wie Studien belegen.

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Es ist heiß, das T-Shirt klebt, der Blutdruck sinkt und die Konzentration lässt stark nach. An solchen Tagen sollte man vorsichtig sein. Denn Hitze macht aggressiv, wie Studien belegen.

MDR AKTUELL Di 02.07.2019 16:54Uhr 03:06 min

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Pöbeleien, Hupen, Handgreiflichkeiten und Schlimmeres sind möglich, wenn es heiß ist, sagt Sozialpsychologe Hans-Peter Erb. Und das geht in unseren Breiten los bei 28, 29 Grad. Grund dafür: Wir sind dann nicht mehr in unserer Komfortzone, denn für den Mitteleuropäer liegt die bei 22 bis 25 Grad. Alles darüber ist einfach zu warm und dann beginnt der Stress.

Die Blutgefäße erweitern sich, das bedeutet mehr Arbeit für das Herz, insgesamt ein Gefühl von: ich fühle mich unangenehm. Wir haben auch noch hormonelle Reaktionen und das führt dazu, dass man sich insgesamt unwohler fühlt und weniger konzentriert ist.

Prof. Hans-Peter Erb, Helmut Schmidt Universität

Das könnte der Knackpunkt sein. An heißen Tagen machen wir mehr Fehler als sonst. Nicht nur jeder selbst, "wir" heißt, alle anderen auch. Und Fehler nerven und lösen Frust aus. Das ist nicht nur gefühlt so, sondern auch durch viele Studien bewiesen, weiß der Sozialpsychologe:

Mann mit Brille
Hans-Peter Erb Bildrechte: Hans-Peter Erb

Zum Beispiel wird gemessen, wie oft gehupt wird. Das ist ein guter Indikator für aggressives Verhalten. In den USA bekriegen sich Gangs an heißen Tagen stärker, auch die Gewaltbereitschaft ist höher. Studien belegen sogar, dass in den USA selbst Polizisten eher bereit sind, die Waffe zu ziehen.

Prof. Hans-Peter Erb

Auch wenn rein statistisch die Neigung zu aggressivem Verhalten zunimmt, kann man das nicht verallgemeinern. Jeder Mensch ist schließlich anders. Und: Es gibt Menschen, die bleiben auch bei Hitze gelassen. Aber wieso, wenn der Trend ein anderer ist?

Das sind Persönlichkeitseigenschaften, die man gut messen kann. Aber woher die kommen, ob genetisch bedingt, oder gelernt in der Kindheit, das können wir noch nicht ganz gut beantworten.

Prof. Hans-Peter Erb

Ruhig Blut bewahren... nur wie?

Und was können wir tun? Wie könnten wir Konflikte vermeiden, auch wenn es unerträglich heiß ist? Zunächst mal den Körper kühlen, angepasste Kleidung tragen, viel trinken, sagt der Sozialpsychologe. Aus psychologischer Seite kann man auch einiges tun, damit bei Hitze keinem der Kragen platzt:

Symbolbild: Aggressionen im Straßenverkehr - Ein wütender Autofahrer versucht eine konzentrierte, mitten auf der Straße sitzende Yogafrau zu vertreiben.
Die Ruhe der anderen treibt manchen auf die Palme... Bildrechte: imago/Steinach

Versuchen Sie gelassen zu bleiben. Reagieren Sie nicht spontan. Gehen Sie ein bisschen langsamer mit allem um. Manchmal lohnt es sich auch großzügig zu sein: Einer hupt wie verrückt, dass man dann sagt, 'ok, das liegt an der Hitze und nicht daran, dass er mich schädigen will'.

Prof. Hans-Peter Erb

Übrigens: Wer Urlaub in heißen Ländern macht,  braucht im Schnitt zehn Tage, bis er sich an das Klima gewöhnt hat. Aber dieser Tipp, der stammt aus einer anderen Zeit. Für wärmere Temperaturen muss niemand mehr ins Ausland.

Dieses Thema im Programm: MDR aktuell | Radio | 03. Juli 2019 | 10:50 Uhr