Hund frisst aus Napf.
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Multiresistente Keime Barfen: Im Hundefutter lauert große Gefahr für Menschen

13. Juli 2021, 10:42 Uhr

Wenn Hundehalter ihre Tiere mit rohem Fleisch füttern, birgt das eine Gefahr für die Gesundheit, warnt ein Forscherteam aus Portugal. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben in ihrer Studie in allen Roh-Fleisch-Proben multiresistente Keime gefunden, die auch auf Menschen übertragbar sind.

Wie ernähre ich meinen Hund richtig? Diese Frage beschäftigt viele Halter der besten Freunde des Menschen. Immer mehr Besitzer setzen dabei auf rohes Fleisch und Gemüse – das sei eine natürliche Ernährung für Tiere. Barfen heißt dieser Trend. Doch er birgt offenbar auch große Gefahren. Laut einer aktuellen Studie ist rohes Hundefutter eine der Hauptquellen für multiresistente Keime, die vom Hund auf den Menschen übertragen werden können.

Die Gefahr ist international, nass, trocken aber vor allem roh

"Solch eine mögliche Übertragung gefährlicher Bakterien zwischen Haustier und Mensch stellt ein internationales Risiko für die Gesundheit dar", schlussfolgern die Autoren der Studie an der Fakultät für Pharmazie (Ucibio/ Requimte) der Universität Porto. Für ihre Untersuchung haben die Wissenschaftler von September 2019 bis Januar 2020 aus verarbeitetem und unverarbeitetem Hundefutter der wichtigsten Marken in Portugal Enterokokken gewonnen. Die Studie umfasste 55 Proben (22 nass, 14 roh gefroren, 8 trocken, 7 Leckerlis und 4 halbnass) von 25 internationalen Marken, die aus acht Supermärkten und einer Tierklinik stammten, so die Forscher.

Hund schaut in Futternapf, der aus Hundefutterpackung gefüllt wird.
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Zwei Arten der gefundenen Bakterien spielen auch eine Rolle in der menschlichen Verdauung und der Verdauung der Hunde – das E. faecium und E. faecalis. Das Ergebnis der Untersuchung: In 30 Proben wurden Enterokokken gefunden, davon die meisten in rohem Fleisch. Dort wurden sie in allen 14 Proben nachgewiesen. Aber sie fanden sich auch im Trockenfutter (7), im Nassfutter (6) und in Leckerlis (3).

Keime mit Resistenzen gegen wichtigste Antibiotika

Das große Problem an den Keimen in den Proben ist nach den Untersuchungen aus Porto: Mehr als 40 Prozent sind resistent gegen die für Menschen wichtigen Antibiotika Ampicillin, Ciprofloxacin, Erythromycin, Tetracyclin, Streptomycin und Chloramphenicol. Sieben der Proben (hauptsächlich aus Rohfutter) enthielten sogar Keime, die gegen Linezolid resistent sind – eines der sogenannten Reserveantibiotika, das wegen seines speziellen Wirkprinzips dann zum Einsatz kommt, wenn andere Antibiotika versagen.

Die Rohfutterproben bestanden dabei hauptsächlich aus Lachs, Huhn, Kalb, Hirsch, Truthahn oder Ente und das Fleisch war mit Obst und Gemüse gemischt. "Unsere Studie zeigt, dass Rohkostfutter für Hunde multiresistente Enterokokken enthält", erklären die Autoren und warnen: Da das untersuchte Futter in mehreren EU-Ländern verkauft werde, bestehe eine internationale Gefahr für die Gesundheit, wenn diese Bakterien-Stämme vom Hund auf den Menschen übertragen werden.

Tierhalter sollen auf Hygiene achten

Wissenschaftler der Universität Zürich hatten bereits gewarnt, dass jedem Haustierbesitzer klar sein sollte, dass, wenn ein Tier multiresistente Keime in sich trage, diese jederzeit auf den Menschen übertragbar seien. Auch die Schweizer Forscher hatten Rohfutter für Hunde untersucht und dabei in einigen der fast 50 Proben aus Deutschland und der Schweiz bereits multiresistente Keime entdeckt – allerdings nur in wenigen Fällen. Dennoch empfahlen die Wissenschaftler den Haltern, die ihre Tiere mit Rohfleischfutter füttern, besonders stark auf eine gute Hygiene zu achten.

"Diese roh gefrorenen Lebensmittel sollten nach dem Auftauen direkt verzehrt oder gekocht werden, um die arzneimittelresistenten und anderen Bakterien abzutöten", sagte Doktor Ana Raquel Freitas von der Universität Porto und gibt mit ihrer aktuellen Studie noch eine Empfehlung an die EU. Dieses Futter werde zwar von den europäischen Behörden auf bakterielle Krankheitserreger wie Salmonellen untersucht, doch dies sollte auch für antibiotikaresistente Bakterien erfolgen.

Link zur Studie

Die Studie "Industrial dog food is a vehicle of multidrug-resistant enterococci carrying virulence genes often linked to human infections" ist im International Journal of Food Microbiology erschienen.

(mp/gp)

Dieses Thema im Programm: MDR JUMP | MDR JUMP bei der Arbeit | 14. August 2019 | 10:45 Uhr

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