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Folge des Klimawandels?Immer mehr Hautkrebs - kann Vitamin A helfen?

06. August 2019, 13:43 Uhr

Die Zahlen sind erschreckend: Nach einer Erhebung der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) haben Hautkrebserkrankungen in den vergangenen zehn Jahren stark zugenommen. Die Daten zeigen, Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen - vom gefährlichen schwarzen bis zum etwas harmloseren weißen Hautkrebs. Woran liegt das? Ist das eine Folge des Klimawandels? Lässt sich Hautkrebs mit Vitamin A vorbeugen?

Im Jahr 2017 erhielten nach KKH-Angaben 87 Prozent mehr Männer und Frauen die Diagnose schwarzer Hautkrebs als zehn Jahre vorher. Beim weißem Hautkrebs gab es sogar einen Anstieg um 145 Prozent. Schon drei Jahre vorher im Jahr 2014 waren nach Angaben des Robert Koch-Instituts über 20.000 Menschen in Deutschland an schwarzem Hautkrebs erkrankt. Über 3.000 von ihnen verloren ihre Leben. Benjamin Barnes, Vize-Chef des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert-Koch-Institut, führt den Anstieg Fallzahlen zwar auch auf die Einführung des Hautscreenings zurück, rechnet  jedoch auch mit einem real höheren Risiko. Zwar sei die Zahl der Krankheitsfälle derzeit leicht gesunken. "Wir erwarten jedoch, dass die Fallzahlen wieder ansteigen", erklärt Barnes.

Sonnenbrände erhöhen das Risiko von Hautkrebs

Bei dieser Prognose stützt sich Barnes auf zwei Entwicklungen: Einerseits habe sich das Freizeitverhalten der Menschen geändert. "Wir sind alle viel öfter und länger draußen", sagt Barnes. "Es könnte sein, dass Menschen weniger Kleidung draußen tragen und dadurch einer stärkeren UV-Exposition ausgesetzt sind." Zudem ließen vergangene Sonnenbrände und Solarium-Besuche die Erkrankungszahlen stiegen. Ob und wie sich der Klimawandel auf die Häufigkeit von Hautkrebs auswirkt, darüber könne derzeit nur spekuliert werden. Fakt sei: Nicht die Hitze, allein die UV-Belastung der Luft wirke schädlich. "Die Intensität des UV-Lichts hängt nicht von der Temperatur ab, sondern zum Beispiel von der Höhe in der man ihm ausgesetzt ist und von der Wolkenbildung", erklärt Barnes.

Kann Vitamin A helfen?

Die Sonne wird wahrscheinlich in den nächsten Jahren nicht weniger häufig scheinen. Doch wie lässt sich Hautkrebs vorbeugen? Forscher aus Großbritannien haben jetzt in einer Langzeitstudie mit etwa 48.000 hellhäutigen Männern und 75.000 Frauen herausgefunden, dass Vitamin A das Wachstum der Hautzellen fördert. Deswegen könnte es eine krebshemmende Wirkung haben, erklärt Jochen Utikal, leitender Oberarzt an der Uni Mannheim und Leiter der klinischen Kooperation mit dem deutschen Krebsforschungszentrum. Sicher sei das jedoch nicht. "Die Studie zeigt auch, dass Vitamin A gewisse Risiken hat. Zum Beispiel bei Schwangeren kann es auf Neugeborene eher schädlich wirken", sagt Utikal. "Bei gewissen Patienten mit erhöhtem Hautkrebsrisiko kann Vitamin-A jedoch therapeutisch eingesetzt werden. Das hat einen prophylaktischen Effekt."

Wie können wir Hautkrebs verhindern?

Eine Ernährungsempfehlung sei aus den Ergebnissen der Studie jedoch nicht abzuleiten, erklärt der Professor. Daran werde noch geforscht. Was aber können wir tun? Da sind sich Jochen Utikal von der Uni Mannheim und Benjamin Barnes vom Robert-Koch-Institut einig: Mittagssonne meiden, Körper bedecken, Hut, Brille und Sonnencreme nutzen. Professor Utikal mahnt: Auch im Schatten sollte man aufpassen, wo man sitzt, weil zum Beispiel Wasser UV-Strahlen reflektiert.

Hautkrebs im Osten besonders hoch

Ein pikantes Detail  zeigen die Zahlen außerdem: Laut KKH ist die Steigerung der Fälle von weißem Hautkrebs in den ostdeutschen Bundesländern von 2007 bis 2017 besonders hoch. Das könne am veränderten Freizeitverhalten der Ostdeutschen nach der Wende liegen, mit mehr Reisen oder Solarienbesuchen, sagt Utikal.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | 02. August 2019 | 18:20 Uhr