Hinweis an Tür: Zutritt nur mit Impfung
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European COvid Survey Führt höherer Impfdruck zu einer höheren Impfquote?

07. Oktober 2021, 08:27 Uhr

Der gesellschaftliche Druck auf Menschen, die noch nicht gegen Covid geimpft sind, wächst: Die kostenlosen Schnelltests werden demnächst vielerorts abgeschafft - und die 2G-Regel erlaubt nur noch Geimpften und Genesenen den Zutritt zu bestimmten Orten und Veranstaltungen. Führt das dazu, dass sich mehr Menschen impfen lassen? Das ist eine der Fragen, die ein europäisches Forschungsteam unter Leitung der Universität Hamburg im sogenannten European COvid Survey erhoben hat.

Wer jetzt noch nicht gegen Covid geimpft ist, wird sich wahrscheinlich eher nicht durch Druck überzeugen lassen: Nur vier Prozent der Ungeimpften erwägen, sich wegen der 2G-Regel und kostenpflichtigen Tests impfen zu lassen. Bei rund 30 Prozent führen die Maßnahmen eher zu einer Gegenreaktion, erklärt Sebastian Neumann-Böhme von der Universität Hamburg im Gespräch mit MDR WISSEN: "Bei den Menschen, die immer noch ungeimpft sind, gibt es diese Trotzreaktion. Da sagen viele, sie fühlen sich aktuell unter Druck gesetzt, sich impfen zu lassen, von der Gesellschaft und auch von der Politik. Die sagen dann eher: 'Nee, jetzt will ich auf keinen Fall!'"

Ein weiterer Hauptgrund gegen die Impfungen seien Bedenken wegen der Sicherheit der Impfstoffe. Um herauszufinden, wie Ungeimpfte doch noch überzeugt werden könnten, hat das Team eine Methode aus der Psychologie angewandt, erläutert der Forscher. Das Ergebnis: Menschen, die sich viel über die Pandemie informieren, seien eher bereit, sich impfen zu lassen: "Diese Leute müssen Sie mit unterschiedlichen Botschaften erreichen. Wir sehen, dass die Menschen, die noch nicht geimpft sind, ein eher niedrigeres Informationssuchverhalten haben. Sie werden eher über emotionale Botschaften erreicht." Mit Druck oder Anreizen dagegen sei diese Gruppe kaum zu erreichen, erläutert Neumann-Böhme.

Impfbereitschaft in Deutschland um neun Prozentpunkte gestiegen

Die Ergebnisse sind Teil des European COvid Survey, einer regelmäßigen, repräsentativen Umfrage in acht europäischen Ländern. Ein Resultat der achten Befragungswelle ist auch, dass die generelle Impfbereitschaft in Deutschland um neun Prozentpunkte gestiegen ist. Die Spitzenwerte aus Spanien oder Portugal mit rund 90 Prozent erreicht sie jedoch nicht. "In Deutschland wären wir in unserer Studie jetzt bei einer Impfbereitschaft von 82 Prozent der Befragten, die sagen: 'Ich wäre bereit mich impfen lassen oder ich bin schon geimpft'. 13 Prozent der Befragten sagen 'Nein, ich möchte mich nicht impfen lassen!' und fünf Prozent sind immer noch unsicher." Das Forschungsteam hat außerdem nach der Akzeptanz von kostenpflichtigen Tests und den sogenannten G-Regeln gefragt. Den Ergebnissen zufolge stimmt die Mehrheit der Befragten den aktuellen Maßnahmen zu. Mehr als die Hälfte ist für die 2G-Regel, nur rund ein Drittel der Befragten lehnt sie strikt ab, erläutert der Forscher: "Wenn wir die 3G-Variante wählen, dass auch getestete Personen mit einem PCR-Test Einlass bekommen würden, steigt die Zustimmung noch einmal um vier Prozentpunkte. Das heißt, wir wären dann in Deutschland bei 61 Prozent Zustimmung."

Ebenfalls mehr als 60 Prozent der Befragten hätten sich außerdem für kostenpflichtige Tests ausgesprochen. Bis auf Dänemark und Frankreich stößt die Bezahlung von Corona-Tests auch in den anderen europäischen Ländern mehrheitlich auf Zustimmung.

Die Ergebnisse der Umfrage sehen Sie hier im Detail.