Neue Studie aus Österreich Kann Intervallfasten das Leben verlängern?

28. August 2019, 09:20 Uhr

Intervallfasten hilft beim Abnehmen. Aber verlängert es auch unser Leben? Bisher gibt es dazu einige Studien mit Mäusen und Würmern. Jetzt haben Grazer Forscher das in einer klinischen Studie mit Menschen untersucht.

Intervallfasten ist für viele das perfekte Mittel, wenn es ums Abnehmen geht. Bekannt ist vor allem die 16:8-Methode, bei der man 16 Stunden fastet und dann acht Stunden essen darf. Das Fasten gilt dabei als wahres Wundermittel. Der Zucker- und Cholesterinstoffwechsel wird angeregt, dadurch verbessern sich auch Cholesterin- und Blutzuckerwerte, das Diabetesrisiko sinkt, die Leber wird entlastet und der Blutdruck wird abgesenkt – und das sind nur einige positive Folgen, die mit dem Fasten einhergehen können. In der Wissenschaft beschäftigt man sich aber auch immer wieder mit der Frage, ob das Fasten auch verjüngend wirken kann.

Studie: Fastende Fadenwürmer und Mäuse auf Diät

Die Arbeitsgruppe "Epigenetik des Alterns" um den Biologen Holger Bierhoff untersuchte am Leibniz-Institut für Alternsforschung Jena den Zusammenhang zwischen der Reduzierung von Kalorien und dem Zell-Alterungsprozess. In einem Versuch setzten Wissenschaftler Fadenwürmer auf Diät und brachten sie somit künstlich zum Fasten. Das Ergebnis: Die Lebensdauer der Würmer verlängerte sich um ein Drittel. Aus 20 Tagen Lebensdauer wurden 30.

Auch Mäuse überlebten länger, wenn sie im Intervall fasteten. Das fanden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Helmholtz-Instituts München innerhalb eines Experiments heraus. Nun stellt sich aber die spannende Frage: Funktioniert das auch bei Menschen?

Studie: Menschen, die im Intervall fasten

Eine Variante des Intervallfastens ist das Alternate-Day-Fasting (ADF). In einer jetzt veröffentlichten Studie der Universität Graz wandten Versuchpersonen diese Methode an. Sie wechselten zwischen 36 Stunden, in denen sie keine Kalorien aufnahmen, und 12 Stunden, in denen sie unbegrenzt essen konnten. Die Wissenschaftler starteten den Versuch mit 60 Testpersonen, die alle normalgewichtig und gesund waren. Darunter eine Gruppe mit Personen, die alternierend fasteten (nach ADF) und eine Gruppe, in der die Personen essen durften, was sie wollten. Personen einer dritten Testgruppe hatten bereits mehr als sechs Monate vor dem Versuch angefangen, das alternierende Fasten zu praktizieren.

In früheren Studien gingen Forscher davon aus, dass kalorienreduzierende Diäten zu Unterernährung und einer Schwächung des Immunsystems führen können. Die Immunfunktion der Versuchspersonen, die bereits sechs Monate alternierend fasteten, schien allerdings stabil zu bleiben, so die Studie.

Biologische Auswirkungen weisen auf Verjüngungseffekt

Im Vergleich der Versuchsgruppen konnte das österreichische Forschungsteam einige biologische Auswirkungen, die mit dem strengen alternierenden Fasten einhergingen, feststellen. Herabregulation von Aminosäuren, Hochregulierung der Ketonkörper (die bei Hunger zur Energiegewinnung genutzt werden), Senkung des Hormonspiegels in Bezug auf das Schilddrüsenhormon Triiodthyronin und des Cholesterinspiegels – all das sind biologische Prozesse, die mit einer langen Lebensdauer in Verbindung gebracht werden können oder allgemein als gesundheitsfördernd gelten.

Intervallfastende Personen verlieren an Gewicht

Lebensverlängerung konnten die Wissenschaftler also nur vermuten. Hier steht die Forschung beim Menschen noch am Anfang, so Aussage der Studie. Die Ergebnisse ihrer Forschung sind in der Fachzeitschrift Cell Metabolism erschienen.

Eins ist jedoch auch nach dieser Studie sicher: Intervallfasten hilft beim Abnehmen. "Wir haben festgestellt, dass die Teilnehmer der ADF-Gruppe im Durchschnitt während der 12 Stunden, in denen sie normal essen konnten, einen Teil der durch das Fasten verlorenen Kalorien ausgeglichen haben, aber nicht alle. Insgesamt erreichten sie eine durchschnittliche Kalorienrestriktion von etwa 35 Prozent und verloren durchschnittlich 3,5 kg während vier Wochen ADF", so Harald Sourij, Professor an der Medizinischen Universität Graz.

Frank Madeo ist Professor am Institut für Molekulare Biowissenschaften in Graz und hält das Intervallfasten über eine Dauer von einigen Monaten für eine gute Behandlungsstrategie, um fettleibige Menschen beim Abnehmen zu unterstützen. Laut einer Studie eines Heidelberger Forscherkollegiums stellt das Intervallfasten allerdings nicht das Nonplusultra unter den Abnehmstrategien dar. "Das heißt, die großen Hoffnungen auf das  Intervallfasten, dass es bessere, dass es neue, dass es noch viel stärkere Wirkung auf die Gesundheit hat, als eine herkömmliche Diät, das zeigt sich in unserer Studie nicht", so Tilmann Kühn vom Deutschen Krebsforschungszentrum.

Ein weiteres Einsatzgebiet des Intervallfastens könnte die Behandlung von entzündungsbedingten Krankheiten sein. "Es bedarf jedoch weiterer Forschung, bevor sie in der täglichen Praxis angewendet werden kann", so Madeo. "Außerdem raten wir Menschen, bei einer Virusinfektion nicht zu fasten, da das Immunsystem wahrscheinlich sofort Energie benötigt, um Viren zu bekämpfen. Daher ist es wichtig, einen Arzt zu konsultieren, bevor ein hartes Ernährungsprogramm durchgeführt wird", ergänzt der Molekularbiologe.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 28. Juni 2019 | 12:00 Uhr