Playmobil-Sonderfigur Martin Luther zum 500. Jahrestag der Reformation im Jahr 2017.
Der Reformationstag fällt in diesem Jahr nicht auf einen Werktag. Bildrechte: imago/Stefan Noebel-Heise

Reformationstag am Wochenende Was kostet eigentlich ein Feiertag?

31. Oktober 2020, 09:54 Uhr

Aus Sicht der Arbeitgeber hat Deutschland viele – vielleicht zu viele – Feiertage. Denn jeder Tag, an dem nicht gearbeitet wird, ergibt weniger Gewinn. Doch wie viel Geld geht der Wirtschaft durch so einen freien Tag eigentlich verloren? Denn jeder Arbeiter gewinnt schließlich einiges an Freizeit und Erholung. Und andersherum: Was bringt es der Wirtschaft, wenn, wie in diesem Jahr, allein im Oktober zwei Feiertage auf das Wochenende fallen?

Wie viel kostet ein Feiertag in Deutschland? Wenn es so wie im Oktober 2020 ist, wo mit dem Tag der der Deutschen Einheit und dem Reformationstag gleich zwei Feiertage aufs Wochenende fallen, dann fällt das beim gesamten Bruttoinlandsprodukt weniger ins Gewicht. Außer natürlich bei uns, die wir zwei freie Tage weniger haben. Doch wenn ein Feiertag auf einen Werktag fällt, ist das schon etwas anderes.

Zu den nackten Zahlen: Die sogenannte Wertschöpfung an einem normalen Arbeitstag beträgt mehr als zehn Milliarden Euro. Das hat Wirtschaftsforscher Christoph Schröder vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln ausgerechnet. Nur, meist bleibt die Arbeit ja doch für später liegen und muss irgendwann erledigt werden. Doch selbst wenn ein großer Teil davon nachgeholt werde, kämen so schnell 0,1 Prozent der Jahres-Wirtschaftsleistung zusammen, die durch einen Feiertag verloren gehen.

3,5 Milliarden Euro für einen Feiertag

Wenn dieses vereinfachte Modell auf das Bruttoinlandsprodukt des vergangenen Jahres umgerechnet wird, dann bedeutet es, dass ein Feiertag, der auf einen Werktag fällt, etwa 3,5 Milliarden Euro kostet. Das ist soviel, wie das Unternehmen Otto im gesamten Jahr 2019 mit seinem Onlinehandel an Umsatz erwirtschaftet hat. Das sind viele Pakete, die der Händler verschickt hat.

Für einen konkreten Feiertag im Jahr lassen sich die Kosten allerdings nur schwer schätzen. Denn es ist ein komplexes System. So wird je nach Branche und Jahreszeit mehr oder weniger erwirtschaftet. Beispiel Baubranche: Fällt ein Feiertag irgendwann zwischen April und Oktober, ist der Ausfall höher, als bei einem freien Tag in den Wintermonaten, wie aus einer Erhebung der Bundesbank hervorgeht.

Weihnachten "kostet" weniger

Ähnliches gilt für viele andere Unternehmensbereiche: So ist die Wirkung eines Feiertages auf die Wirtschaftsleistung am Jahresende geringer, da viele Firmen die Produktion zwischen Weihnachten und Neujahr herunterfahren, wie aus einem Kommentar zu diesem Thema vom ifo -  Institut für Wirtschaftsforschung hervorgeht.

Auf der anderen Seite ist dies die umsatzstärkste Zeit für den Einzelhandel. Für diese Branche ist wiederum die Zahl der verkaufsoffenen Tage entscheidend. Fällt ein Feiertag – wie etwa der Reformationstag 2020 – auf einen Samstag, trifft das den Einzelhandel aus wirtschaftlicher Sicht härter. Doch hier machen vielleicht auch die Angestellten lange Gesichter, schließlich entgeht ihnen ein zusätzlicher freier Tag.

mpö

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1 Kommentar

THOMAS H am 31.10.2020

"Aus Sicht der Arbeitgeber hat Deutschland zu viele - vielleicht zu viele - Feiertage." Tolle Feststellung, wobei die Arbeitgeber aber auch hätten feststellen sollen, das es zu viele UNBEZAHLTE ÜBERSTUNDEN im Jahr gibt. Allein 2018 wurden rund 1 Milliarde dieser unbezahlten Stunden von den AN geleistet (Quelle: ntv 27.06.2019 "Unbezahlte Überstunden steigen 2018 auf Rekordniveau."). Wenn nun nur der Mindestlohn in Höhe von 8,84 € (2018) zu Grunde gelegt wird, sind das 8.840.000.000,- € (ACHTMILLIARDENACHTHUNDERTVIERZIGMILLIONEN EURO), welche die Arbeitgeber gespart, ihnen aber Gewinn gebracht haben, wobei dabei jedoch keine Zuschläge für Nacht- oder Wochenendarbeit eingerechnet sind, die den Gewinn mit Sicherheit noch steigern. Für mich steht fest, solange die großen Arbeitgeber, ihre Gewinne (auch während Corana) steigern, sollten sie nicht davon reden, das es zu viele Feiertage gibt.