Langstreckenflugzeug von Qantas auf dem Rollfeld, Blick auf das Flugzeug von vorn, im Vordergrund rotbraunes Gras
Mit diesem Flugzeug ist Qantas in 19 Stunden von New York nach Sydney geflogen. Bildrechte: James D Morgan/Qantas

Erster Direktflug New York-Sydney 19 Stunden Flug – was macht das mit dem Körper?

21. Oktober 2019, 14:27 Uhr

Langstreckenflüge sind schädlich für die Umwelt, den Geldbeutel, die Gesundheit und die Zeit. Die letzten beiden Dinge will die in Ultralangstrecken geübte Airline Qantas jetzt weiter angehen. Ziel: Sydney non-stop.

Wenige Modewörter haben im letzten Jahr eine so beachtliche Karriere hingelegt wie dieses hier: Flugscham. Und inmitten der Diskussion, wie vertretbar Flugreisen vor Mutter Natur und dem eigenen Gewissen überhaupt noch sind, jubelt man auf der Südhalbkugel über den ersten Direktflug zwischen New York und Sydney. Erstmal nur ein Test, aber wie es aussieht, möchte die Fluggesellschaft Qantas gerne bald einen Liniendienst zwischen den beiden Metropolen anbieten.

Denn so einfach, wie das klingt, ist es nicht. Nachvollziehen können das zum Beispiel gebeutelte Büroangestellte, die acht Stunden sitzend vor dem Bildschirm verbringen. Ähnlich wie im Flugzeug, dort nur eben mehr als doppelt so lang. Je länger die Flüge, desto deutlicher schlägt sich das aufs Wohlbefinden der Passagiere nieder.

"In erster Linie kommt es bei so langen Flügen zu Herz-Kreislauf-Problemen. Außerdem sollte man bedenken, dass sich Krankheiten in der Flugzeugkabine besonders leicht übertragen", erklärt Dr. Bernhard Ruf, Leiter des Zentrums für Reise- und Tropenmedizin am Leipziger Klinikum St. Georg gegenüber MDR WISSEN. Die Psyche nicht zu vergessen:

Das ist natürlich ein seelischer Ausnahmezustand. Da kann man auch nichts machen. Auf keinen Fall sollte man vorsorglich Medikamente einnehmen.

Dr. Bernhard Ruf Klinikum St. Georg, Leipzig
Eine Gruppe von Menschen macht an Bord eines Flugzeuges Kniebeuge o.ä., Ansicht von schräg oben
Übungen an Bord gehörten zum Flugexperiment Bildrechte: James D Morgan/Qantas

Langstrecken-Spezialist Qantas will u.a. mit dem 19-Stunden-Flug herausfinden, ob man da vielleicht doch etwas machen kann. Die gerade einmal mit 49 Passagieren nicht annähernd ausgelastete Maschine diente quasi als Experimentier-Labor: Nach Angaben der Fluggesellschaft wurden dazu z.B. die Gehirnströme der Piloten beobachtet und Übungen mit Passagieren durchgeführt. Durch speziell angepasste Kabinenbeleuchtung und Essen sollte zudem der Jetlag-Effekt verringert werden.

Bildschirm am Gate, der die Abflugszeit nach Sydney (9pm EDT) und die Ankunft (7:10) zeigt, sowohl als auch die Flugdauer (19:10h)
Zurück in die Zukunft: Der Flug von New York nach Sydney dauert über 19 Stunden. Bildrechte: James D Morgan/Qantas

Nachtflüge würden normalerweise mit einem Abendessen beginnen, bevor die Kabinen für die Schlafenszeit abgedunkelt werden. Hier wurde ein neues Konzept probiert: Obwohl der Flug um 21 Uhr abhob, begann er mit einem Mittagessen, gefolgt von einer sechs-stündigen Kabinenbeleuchtung – angepasst an die Tageszeit am Zielort.

Ultralangstrecke Eine international gültige Definition gibt es nicht. Gebräuchlich ist es aber, Flüge über zwölf Stunden als Ultralangstrecke zu bezeichnen.

"Hoffentlich ist das ein Vorgeschmack für einen regulären Liniendienst, der das Reisen von der einen zur anderen Seite der Erde schneller macht", sagt Qantas-Chef Alan Joyce. Tatsächlich ist der Direktflug drei Stunden schneller als der zur Zeit angebotene Flug mit einer Zwischenlandung.

London-Perth seit 2018

Erst vergangenens Jahr hat Qantas mit einem regulären Direktflug für Aufsehen gesorgt: Von London ins australische Perth in 17 Stunden. Auch die britische Hauptstadt steht weiterhin im Fokus von Qantas-Chef Joyce: Im vergangenen Jahr forderte er noch von Flugzeugherstellern, eine Maschine zu bauen, die es von New York und London nach Sydney non-stop schaffe. Jetzt hat er selbst nachgelegt und es auch so hinbekommen. Zwei weitere Testflüge, darunter einer von London aus, soll es noch dieses Jahr geben. Danach entscheidet sich, wie es weiter geht. Sollte das Projekt erfolgreich sein, wären Flüge ins abgelegene Australien für die restliche (westliche) Welt attraktiver denn je. Denn wer wird schon in Flugscham verfallen, wenn Down Under in Rekordzeit lockt?

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 20. Oktober 2019 | 09:30 Uhr

2 Kommentare

MDR-Team am 21.10.2019

Lieber kleinerfrontkaempfer,
damit, dass Langstreckenflüge der Umwelt schaden, leiten wir das Thema ein. Prinzipiell geht es in dem Artikel aber in erster Linie um die Auswirkung eines Langstreckenfluges auf die Gesundheit. Mehr zum Thema Fliegen und Umwelt finden Sie hier: https://www.mdr.de/wissen/duerfen-wir-noch-fliegen-102.html
Freundliche Grüße aus der MDR-Wissen-Redaktion

kleinerfrontkaempfer am 21.10.2019

Andere Frage:
Was macht das mit der Umwelt?
Es sind wohl auf der einen Strecke 90 Tonnen Kerosin verbrannt worden!
Da reicht für die Betankung nicht mal 1 Kesselwagen.