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Illustration: So könnte es aussehen, wenn der neue Mars Rover "Perseverance" – übersetzt "Ausdauer" – auf dem Mars Gesteinsproben sammelt. Bildrechte: NASA/JPL-Caltech

Mikroben, Bakterien, Viren?Was Mars-Gesteinsproben gefährlich macht

23. August 2023, 09:52 Uhr

Die Menschheit ist mit einem bis dahin unbekannten Virus konfrontiert, gegen das es noch keine Impfung und keine Medikamente gibt. Ein Szenario, das uns in diesen Wochen bekannt vorkommt. Tatsächlich beschäftigen sich Astrobiologen schon seit Monaten mit der Frage: Wie soll man mit Proben vom Mars umgehen, die eine Sonde vollautomatisch zur Erde transportiert hat? Wie lässt sich verhindern, dass etwa primitive Bakterien auf diesem Gestein die komplette Erde verseuchen?

von Guido Meyer

Es wird eines der ehrgeizigsten Vorhaben der unbemannten Raumfahrt: Eine sogenannte Mars Sample Return Mission. Im Verlauf solch einer Mission sollen erstmals Proben vom roten Planeten entnommen und dann zwecks Untersuchungen zur Erde geflogen werden. Doug McCuistion, ehemals Direktor des Mars-Exploration-Programms der US-Raumfahrtbehörde NASA, beschreibt, was die Mission so außergewöhnlich macht: Die Sonde fliege nicht nur hin zum Mars, wie bei früheren Missionen, sondern braucht später auch eine Rakete, um vom Mars abheben und zurück zur Erde fliegen zu können.

Ein Mammutprojekt – wer macht was?

Deswegen wollen sich Europa und Amerika die Arbeit teilen. Die USA bauen unter anderem den Rover, der Marsgestein-Proben entnimmt. Die Europäer sind unter anderem für die Reise der Proben vom Mars zur Erde zuständig, also Sand, Geröll, Gestein und was immer der Rover finden und hineinpacken wird. Möglicherweise werden darunter auch Marsorganismen sein – Leben also.

Perseverance - der Mars-Rover 2020

Bildrechte: NASA/JPL-Caltech
Nahaufnahme: Das "Sherlock Instrument" ist ein Spektrometer für hochauflösende Bilder und mit einem ultraviolett-Laser Staubpartikel und organische Verbindungen erkennen soll. Bildrechte: NASA/JPL-Caltech
So soll Perseverance (Beharrlichkeit, Ausdauer) durch den Krater Jezero rollen. Über eine Tonne schwer und so groß wie ein Kleinwagen. Bildrechte: NASA/JPL-Caltech
Der Siebtklässler Alexander Mather und sein Vorschlag Perseverance haben beim NASA-Wettbewerb um den Namen für den neuen Rover gewonnen. Bildrechte: NASA

Deshalb sollten sie in einem Biocontainer transportiert werden, sagt Ken Williford vom Jet Propulsion Laboratory in Kalifornien, einem Institut, das im Auftrag der NASA viele Raumsonden-Projekte ausführt. Der Biocontainer soll vom Mutterschiff in der Nähe der Erde mit den Proben abgeworfen werden, und Fallschirme sollen für eine sichere und Landung sorgen. Danach sollen die Gesteinsproben in eine sichere Einrichtung gebracht und untersucht werden.

Speziallabor gegen mögliche Mikrobenverbreitung

"Sicher" heißt in dem Fall: Das Labor muss von der Außenwelt völlig abgeschirmt sein, denn auf dem Marsgestein könnten sich Mikroben befinden. Das könnte entweder in fossiler Form sein, als heute noch lebende Bakterien, oder in einem Zwischenstadium, zum Beispiel in einer Art Winterschlaf, sagt Weltraumingenieurin Barbara Spagnoli vom italienischen Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern Leonardo:

Wir wissen nicht, welche Form bakteriellen Lebens auf dem Mars existiert. Aber es könnte sein, dass diese Bakterien für das irdische Leben gefährlich sind.

Weltraumingenieurin Barbara Spagnoli

Der Biocontainer müsse demnach einen harten Aufschlag überstehen können, sollten die Fallschirme ihn nicht ausreichend abbremsen, sagt die Spezialistin. Aber egal, ob der Biocontainer die Landung unbeschadet überstanden hat oder ob Risse in seiner Hülle klaffen: Das Wichtigste ist, dass sich keine möglichen Mars-Mikroben hier ausbreiten können. Gerhard Kminek ist der Planetenschutzbeauftragte der europäischen Weltraumagentur ESA und er sagt: Räume, in denen es möglich ist, solche Porben sicher zu untersuchen, gibt es weltweit, auch in Europa und eigentlich in jedem Land.

Warum das Mutterschiff nicht auf der Erde landen darf

Das Mutterschiff – der Teil der Sonde also, der die Proben vom Mars Richtung Erde befördert – wird übrigens nicht auf der Erde landen. Schließlich kann man nicht ausschließen, dass an der Oberfläche des Transporters Mars-Mikroben haften. Das könnte zum Beispiel bei der Übergabe der Probe von der einen Sonde zur anderen passieren, deswegen dürfe das Mutterschiff keinen direkten Erdkontakt haben. Das Risiko sei zu groß, warnt Gerhard Kminek. Deshalb werde das Mutterschiff auch nicht Kurs auf die Erde nehmen, sondern kurz vor Absetzen der Landekapsel auf einen Kurs gebracht, dass es nicht mehr die Erdbahn kreuzt, sondern an der Erde vorbeifliegt, Kurs auf ein beliebiges Ziel irgendwo im Weltall. Und mit dabei, die möglicherweise unerwünschten Mikroben vom Mars. So sollen mögliche außerirdische Viren, Bakterien oder Mikroben beherrschbar bleiben.

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