Porträt einer älteren Frau mit ausgestreckten Armen an einem Holzwand
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Ein Rückblick auf Wissenschaft und Forschung Was von dieser Woche bleibt: Denken Sie positiv

12. Juni 2020, 13:16 Uhr

Jede Woche bringen und Forschung und Wissenschaft uns weiter. Die Themen sind so vielfältig, das wir gar nicht über alle berichten können. Aber für ein besonderes haben wir doch noch Zeit gefunden.

Jede Woche gibt es tausende neuer Studien weltweit, in denen uns Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre neuesten Forschungsergebnisse präsentieren. Die Themenvielfalt ist riesig und wir können nicht über alle berichten, auch wenn wir das bei vielen gern würden – nehmen Sie die folgenden also als willkürlich ausgesuchte Beispiele.

Invasoren, innovativer 3-D-Druck und exotische Materie

In dieser Woche gab es zum Beispiel Untersuchungen, die zeigten, wie bedroht Tierschutzgebiete durch invasive Arten sind. Im weltberühmten Kruger-Nationalpark etwa bedrohen Haussperlinge (genau, die kleinen Spatzen), die dort eigentlich nicht hingehören, die einheimischen Vögel. Oder in Denver/Colorado (USA) – dort haben Maschinenbauingenieure 3D-Drucker optimiert, die vielleicht einmal funktionierende Bandscheiben drucken können. Eine Erleichterung für Millionen Rückenpatienten allein in Deutschland. Und auf der Internationalen Raumstation ISS wurde exotische Materie hergestellt – das sogenannte Bose-Einstein-Kondensat. Eine echte Sensation, nicht nur für Physiker. (Falls Sie mehr darüber wissen wollen, wir verlinken Ihnen die Studien dazu unter dem Artikel.)

Für ein Thema vom Anfang dieser Woche haben wir aber noch Zeit gefunden. Denn es hat direkte Auswirkungen auf uns, gerade in diesen schwierigen Zeiten. Das Thema ist "Negatives Denken". Und die These der aktuellen Untersuchung: anhaltende Beschäftigung mit negativen Denkmustern erhöht das Risiko für Alzheimer.

Wenn man die negativen Gedanken nicht los wird

Senior stütz Kopf auf Hände
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Diese Denkmuster nennen die Forschenden repetitives negatives Denken, kurz RND. Es bezeichnet einen Mix aus Zukunftsängsten und dem ständigen Wiederholen von in die Vergangenheit gerichteten Gedanken. In der in "Alzheimer & Demenz" veröffentlichten Studie an Menschen über 55 fanden sie heraus, dass RND mit einem späteren kognitiven Rückgang sowie der Ablagerung schädlicher Gehirnproteine, ​die mit Alzheimer verbunden werden, zusammenhängt. Kognitive Funktionen sind das menschliche Denken, die Wahrnehmung, das Fühlen, das Urteilen, das Wollen und das Handeln.  

"Depressionen und Angstzustände im mittleren Lebensalter und im Alter sind bereits als Risikofaktoren für Demenz bekannt", so Dr. Natalie Marchant (University College London/Psychiatry), die Hauptautorin der Studie. "Hier fanden wir heraus, dass bestimmte Denkmuster, die mit Depressionen und Angstzuständen zusammenhängen, ein Grund sein könnten, warum Menschen mit diesen Störungen eher Demenz entwickeln."

Achtsamkeit hilft hier weiter

Um die kognitiven Fähigkeiten zu messen, bewerteten die Forschenden in Tests das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit, die räumliche Wahrnehmung und die Sprache. Und konnten so den Rückgang feststellen. 113 der 292 Probandinnen und Probanden wurden auch per PET-Gehirnscan untersucht. Dabei ging es um die Messung der Ablagerungen von Tau und Amyloid, zwei Proteinen, die, wenn sie sich im Gehirn ansammeln, die häufigste Art von Demenz verursachen, die Alzheimer-Krankheit. Auch dafür fanden die Forschenden Belege. Daher schlussfolgern sie, "dass sich wiederholendes negatives Denken ein neuer Risikofaktor für Demenz sein könnte, da es auf einzigartige Weise zur Demenz beitragen könnte", so Dr. Marchant.

Kann also eine Reduzierung der RND, der ständigen negativen Gedanken, gegen Demenz helfen? Das zu erforschen ist der nächste Schritt, so die Wissenschaftlerinnen. Natalie Marchant und ihre Co-Autorin Dr. Gael Chételat (Université de Caen-Normandie/Frankreich) arbeiten dazu an einem großen Projekt. Darin wollen sie herauszufinden, ob zum Beispiel Interventionen wie Meditation dazu beitragen können, das Demenzrisiko zu verringern, indem sie die psychische Gesundheit im Alter unterstützen. Solche Meditationen oder Achtsamkeitstraining und gezielte Gesprächstherapien wären damit ein Baustein gegen Demenz.

Links zu den Studien

Die Untersuchung ist unter dem Titel "Repetitive negative thinking is associated with amyloid, tau, and cognitive decline" in Alzheimer's & Dementia erschienen.

Die anderen oben erwähnten Studien finden Sie hier:

Die Studie über die bedrohten Schutzgebiete erschien unter Animal invaders threaten protected areas worldwide.

Neue 3-D-Drucktechnik für Gewebe und Knochen sind unter dem Titel Liquid‐Crystal‐Elastomer‐Based Dissipative Structures by Digital Light Processing 3D Printing erschienen.

Und die exotische Materie auf der ISS können Sie hier nachlesen: Quantum physics: Exotic matter on the International Space Station.

 

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