Polizeieinsatz Bienen statt Spürhunde?

26. Juli 2019, 12:56 Uhr

Wie wichtig Bienen sind, muss man vermutlich niemandem mehr erklären. Neben der enormen Bedeutung für die Landwirtschaft und der Produktion von Honig, könnten sie in Zukunft auch für die Polizeiarbeit eingesetzt werden.

Die Ergebnisse der Bachelorarbeit der Polizeikommissarin Sonja Kessler zeigen, dass die Insekten das Potential haben, Spürhunde zu ersetzen. Für die Arbeit mit dem Titel "Untersuchung der Praxistauglichkeit von Bienen als Drogenschnüffler", über die das Magazin "Deutsche Polizei" in seiner August-Ausgabe berichtet, hat Kessler die Fähigkeiten unter Laborbedingungen getestet.

Dazu konditionierte sie die Bienen, in dem sie sie zusammen mit Drogen in einen kleinen Kasten sperrte. Die Bienen saugten den Geruch der Substanzen ein. Dann liefen die Tiere entweder mit ausgestrecktem Stachel weg oder sie krabbelten auf die Drogen zu, je nachdem, ob Kessler sie für das jeweilige Verhalten belohnte oder bestrafte. Forscher der Uni Gießen hatten diese Fähigkeiten bereits bei ähnlichen Tests nachgewiesen.

Bienen: Rund um die Uhr verfügbar

"Durch die Masse an Bienen, die konditioniert werden können, kann gewährleistet werden, dass Bienen rund um die Uhr verfügbar sind", so Kessler. Bienen bieten Kessler zufolge viele weitere Vorteile gegenüber Hunden. Denn die Vierbeiner brauchen oft Pausen, Bienen können bis zu zwei Tagen im Einsatz sein. Außerdem sind Hunde auf eine Bezugsperson fixiert und müssen zeitaufwändig und kostspielig ausgebildet werden. Bienen hingegen leben zwar nur kurz, ein einzelnes Individuum kommt im Sommer auf vier bis sechs Wochen. Dafür könnten sie innerhalb von Minuten konditioniert werden, so Kessler.

Suche mit Puder und Laserlicht

In der Praxis könnten die Drogenbienen so funktionieren: Sie werden mit einem fluoreszierenden Puder bestäubt und losgeschickt. Eine Drohne kann dann per Laserlicht erfassen, wo die Tiere sind. Befinden sich mehrere Bienen an einer Stelle, ist das das Indiz dafür, dass dort die gesuchte Substanz zu finden ist. Nach den Labortests ist Kessler zuversichtlich, "dass die Bienen vor allem als Kolleginnen eines Tages den Weg in unseren polizeilichen Alltag finden werden." Ein ähnliches Experiment mit Sprengstoff in Kroatien sei sehr positiv verlaufen. Dort hätten die Tiere neben dem extra vergrabenen Sprengkörper auch abseits des Versuchsfelds alte Kriegsüberreste entdeckt.

Kessler, die selbst Imkerin ist, wurde für ihre Arbeit beim Europäischen Polizeikongress im Februar mit dem Sonderpreis "Zukunftspreis Polizeiarbeit" ausgezeichnet.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 12. Juli 2019 | 12:23 Uhr