Gesundheitsstudie Macht Rauchen depressiv?

09. Januar 2020, 15:32 Uhr

Wenn Sie sich 2020 vorgenommen haben, mit dem Rauchen aufzuhören, dann könnte diese neue Studie einen weiteren guten Grund dafür liefern. Denn sie legt nahe, dass es Zusammenhänge zwischen Rauchen und Depressionen gibt.

Untersuchungen, die belegen, wie Rauchen unserer Gesundheit schadet, gibt es zuhauf. Schon in kleinen Mengen reagiert der Körper. Lungenkrebs, Herz-Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck – jeder siebte Todesfall in Deutschland geht auf Rauchen zurück.

Aber was ist mit der mentalen Gesundheit? Studien haben bereits Hinweise geliefert, dass mit dem Rauchen aufzuhören nicht zusätzlichen Stress verursacht. Im Gegenteil: wer aufhört, senkt sein Stress- und Depressionslevel. Der Effekt ist vergleichbar mit der Wirkung von Antidepressiva. Auch Zusammenhänge zwischen Rauchen und Schizophrenie sind in einer Metastudie nachgewiesen worden. Und seit langem ist bekannt, dass es unter psychisch labilen Menschen mehr Raucher gibt als unter psychisch stabilen.

Untersuchung mit 2.000 Studenten

Doktorandin Marija Milic
Doktorandin Marija Milic hat das Projekt an der Universität von Pristina betreut. Bildrechte: Marija Milic

Ein Team der Hebräischen Universität Jerusalem und der Universitäten von Pristina und Belgrad hat jetzt neue Untersuchungen zu Depressionen und Rauchen veröffentlicht. Dazu haben Assistenzprofessorin Tatjana Gazibara an der Universität Belgrad und Doktorandin Marija Milic an der Universität von Pristina über 2.000 Studentinnen und Studenten befragt. Das Ergebnis: Studierende, die rauchen, leiden im Vergleich zu Nichtrauchenden zwei- bis dreimal häufiger an klinischen Depressionen. Insbesondere an der Universität von Pristina hatten 14 Prozent der Raucherinnen und Raucher Depressionen, im Gegensatz zu 4 Prozent ihrer nichtrauchenden Kommilitoninnen und Kommilitonen. An der Universität von Belgrad waren es 19 Prozent zu 11 Prozent.

Professor Hagai Levine
Rauchen wirkt sich negativ auf die geistige Gesundheit aus, sagt Professor Hagai Levine. Bildrechte: Hebräische Universität von Jerusalem

Unabhängig von ihrem wirtschaftlichen oder gesellschaftspolitischen Hintergrund hatten die rauchenden Studentinnen und Studenten außerdem eine höhere Rate an depressiven Symptomen, so das Forschungsteam, und niedrigere psychische Gesundheitswerte. Dazu zählen sie Vitalität und soziales Verhalten. "Unsere Studie trägt zu den wachsenden Beweisen bei, dass Rauchen und Depression eng miteinander verbunden sind", so wertet Prof. Hagai Levine von der Hadasssah Braun School of Public Health and Community Medicine der Hebräischen Universität Jerusalem die Ergebnisse. Es sei möglicherweise noch zu früh, "zu sagen, dass Rauchen Depressionen verursacht", so Levine. Aber es zeigt, dass Rauchen sich "negativ auf unsere geistige Gesundheit auswirkt".

Links zu den Studien

Wie das Rauchen aufhören positiv auf die psychische Gesundheit wirkt, zeigt die Metastudie, die im British Medial Journal erschienen ist.

Die Untersuchung zu Rauchen und Schizophrenie wurde im Magazin The Lancet veröffentlicht.

Im Fachmagazin JAMA Network findet sich die Studie zu psychischer Labilität und Rauchen.

Die aktuelle Studie zum Zusammenhang zwischen Rauchen und Depressionen ist im Fachblatt PLOS ONE erschienen.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | HAUPTSACHE GESUND | 24. Oktober 2020 | 21:00 Uhr

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