Paar beim Sex
Bildrechte: imago/Science Photo Library

Wissenschaft zur Fußball-WM Sex vor dem Spiel – Top oder Flop?

25. Juni 2018, 17:00 Uhr

Kicken Fußballer besser, wenn sie Sex haben oder spielen sie aggressiver und haben mehr Energie, wenn sie abstinent sind? Eine Frage, die bei jeder Fußball-WM neu diskutiert wird. Wie steht die Sportforschung dazu?

Wie denn nun? Lädt Sex die Spieler-Batterien auf oder schwächt er die Kicker? Eine Frage, die immer wieder während großer Fußball-Turniere wie der WM diskutiert wird. "Körperliche Aktivität beim Sex in der Nacht vor einem großen Spiel ist überhaupt kein Problem, wenn es nicht gerade eine wahnsinnige Orgie darstellt", sagt Ingo Froböse, Leiter des Zentrums für Gesundheit durch Sport und Bewegung in Köln, setzt aber nach : "Schlaf als wichtigste Regenerationsphase sollte nicht für Sex geopfert werden. Sex als Einschlafhilfe zu nutzen, ist okay. Aber eben nicht als Ausdauerleistung.

Entscheidend scheint dagegen das Timing zu sein. Wenn der Abstand zwischen Sex und Wettkampf kürzer ist als zwei Stunden, wirkt sich das auf Performance die Sportler aus, weiß ein internationales Forscherteam, das 2016 hunderte Studien zum Thema Sex und Auswirkungen auf sportliche Leistungen untersucht hat. Aber wie genau, haben auch sie aus der Menge der Daten und Erhebungen nicht herausfiltern können. Kein Wunder: Es gibt nämlich hunderte Studien zum Thema Sex vor sportlichen Wettkämpfen –  aber, keine, die wirklich miteinander vergleichbar wären und Rückschlüsse zu Empfehlungen für oder gegen Sex vor dem Spiel erlauben.

Die weite Welt der Sportstudien

Da gibt es die Studie, in der die Herzfrequenz bei Laufband-Tests verglichen wurde, wenn der Sex länger und wenn der Sex weniger als zwei Stunden her war. Andere Wissenschaftler untersuchten, ob und wie sich sexuelle Abstinenz auf die Performance von Soccer- und Baseballspielern auswirkte. Auch die Auswirkung von Sex auf den Testosteronspiegel in der Zeit nach dem Sex oder bei längerer Abstinenz wurde mehrfach untersucht. Und dann gibt es sogar noch ein komplett unbeackertes Wissensfeld, das noch keiner beachtet hat: Ob und welche Wirkungen Masturbation in welchem Zeitabstand zum Wettkampf hat, wurde dem Forscherteam zufolge bisher noch nicht untersucht.

Was folgern die Forscher?

Ein internationales Forscherteam mit Wissenschaftlern aus der Schweiz, Italien und Großbritannien hatte 2016  insgesamt 512 Untersuchungen aus verschiedenen Ländern zusammengetragen und aus denen wiederum 142 mit eindeutigen Ergebnissen extrahiert. In der Auswertung ihrer Untersuchung kommen sie zu dem Schluss, dass an keiner Stelle belegt wurde, dass Sex in der Nacht vor dem Wettkampf schadet. Negative Folgen bei Sex zwei Stunden vor dem Spiel können den Sportler beeinflussen - besonders bei ungünstigem Begleitverhalten, wie der "Zigarette danach" oder Alkohol. Die wohl wichtigste Conclusio der Wissenschaftler ist übrigens eine Binsenweisheit: Sex ist eine sehr individuelle Privatsache und Sportler sollten sie so ausleben, wie sie mögen.

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 24.06.2018 | ganztägig im Programm

Fußball unter der Wissenschaftslupe: