Krankheit breitet sich aus Warum die Schweinepest so gefährlich ist

25. November 2019, 12:51 Uhr

Tote Wildschweine in Polen, kurz vor der deutschen Grenze. Gestorben sind die Tiere an der Afrikanischen Schweinepest. Doch sie sind nicht diejenigen, die die Krankheit in Europa verbreiten. Dafür sind wir verantwortlich.

Die Schweinepest – für Menschen ungefährlich verläuft sie bei Wildschweinen fast immer tödlich. Und die Krankheit  breitet sich weiter aus. 2015 wurden Fälle im Baltikum gemeldet, dann folgten Polen, die Ukraine, Tschechien und jetzt die Funde nahe der deutschen Grenze bei Brandenburg. Sollten sich Hausschweine anstecken, wäre es für sie vermutlich ebenfalls zu 100 Prozent tödlich und für die Landwirte eine wirtschaftliche Katastrophe. Dabei sind es nicht die Tiere, die die Krankheit verbreiten. Und noch haben Wissenschaftler kein Gegenmittel gefunden.

Wildschweine sind nicht schuld an der Verbreitung

Sven Herzog ist Professor für Wildökologie an der TU Dresden. Und für ihn steht fest: "Die Wildschweine kommen, soweit wir das aus der Biologie der Wildschweine kennen, nicht als Ausbreiter der Fernausbreitung in Frage."

Wildschweine leben sehr lokal in ihren Rotten.

Prof. Sven Herzog, TU Dresden
Prof. Sven Herzog von der TU Dresden.
Prof. Sven Herzog sieht uns Menschen als Verbreiter des Virus'. Bildrechte: 3sat/nano

Und wenn man sie in Ruhe lässt, so Herzog, dann sind das Gebiete von 500 Hektar oder weniger. "Die Fernausbreitung der Afrikanischen Schweinepest, die entsteht so gut wie sicher durch den Menschen." Wir Menschen und unser Güterverkehr sind also die Ursache der Ausbreitung, so Herzog. Fahrzeuge, Kleidung oder Lebensmittel etwa aus Rohwurst sind Träger der sehr widerstandsfähigen Viren, die Monate überleben und über die wir immer noch viel zu wenig wissen, sagt Dr. Sandra Blohme, Virologin am Friedrich-Löffler-Institut (FLI) bei Greifswald auf der Insel Riems.

Alle traditionellen Ansätze einen Impfstoff herzustellen, haben sich erstmal als nicht praktikabel bzw. unwirksam erwiesen.

Dr. Sandra Blohme, FLI, Institut für Virusdiagnostik

Antikörper können das Virus nicht besiegen

Bei ihre Versuchen stellt Sandra Blohme immer wieder die gleichen Wirkungen fest: Schnell ansteigendes hohes Fieber, Schwäche, Durchfall, Erbrechen. Eine Woche nachdem die ersten Symptome sichtbar sind, verenden die Tiere, sagt Blohme. Bei ihren Versuchen sterben 100 Prozent, im Feld, so schätzt sie, liegt der Wert mindestens bei 90 Prozent.

Das Problem: Es werden zwar Antikörper gebildet. Sie sind aber nicht in der Lage, das Virus zu besiegen. Und: dieses Virus kann sich in Zellen des Immunsystems vermehren.

Dr. Sandra Blohme an ihrem Arbeitsplatz.
Dr. Sandra Blohme arbeitet daran, das komplexe Virus besser zu verstehen. Bildrechte: 3sat/nano

Sie haben Fresszellen, wir nennen sie Makrophagen, die eigentlich dafür gedacht sind, das Virus wegzuräumen. Aber leider ist es bei der Afrikanischen Schweinepest so, dass sich das Virus genau dort besonders gut vermehren kann.

Dr. Sandra Blohme

Dieses Thema im Programm: 3sat/nano | 19. November 2019 | 18:30 Uhr

1 Kommentar

part am 22.11.2019

Weniger Wildschweine, weniger Wildunfälle und aufgewühlte Waldböden- weniger Zuchtschweine, weniger Massentierhaltung verbunden mit Umweltverschmutzung...