Junge Frau mit grauem Auge
Bildrechte: IMAGO / Westend61

Medizin Warum wir wirklich einen Knick in der Optik haben

03. August 2021, 16:03 Uhr

Bei manchen Menschen vermutet man es, tatsächlich haben ihn wohl alle: einen Knick in der Optik! Wie Bonner Forschende ermittelt haben, schauen wir nicht mit der Stelle des schärfsten Sehens, sondern leicht verschoben.

Die Experten der Uni Bonn untersuchten dafür mit neuester Technik (ein laserbasiertes Verfahren mit einer adaptiven Optik) die menschliche Netzhaut. Diese besteht aus tausenden von sogenannten Zapfen und Stäbchen, die letztlich das Sehen ermöglichen, aber ungleich verteilt sind. In der Sehgrube, dem Ort des schärfsten Sehens, kommen bis zu 200.000 Zapfen auf einen Quadratmillimeter – ihre Dichte ist dort jedoch nicht überall gleich hoch.

Wie die Forschenden nun in ihrer Studie nachweisen konnten, fällt das von uns wahrgenommene Bild überraschenderweise nicht auf den Ort in der Sehgrube mit der höchsten Zapfenzahl – es ist leicht nach oben in Richtung Nase verschoben. Der berühmte Knick in der Optik!

Innere Uhr wird verschoben

"Wir haben 20 Versuchspersonen untersucht und bei allen diese Abweichung gefunden", erklärt die Studienautorin Jenny L. Reiniger. "Zwar fiel sie mal etwas größer aus und mal etwas kleiner; ihre Richtung war aber stets gleich. Sie blieb zudem konstant, wenn wir die Analyse ein Jahr später wiederholten."

Die Studienautorin Jenny L. Reiniger bei der Messung am Laser-Ophthalmoskop.
Die Studienautorin Jenny L. Reiniger bei der Messung an einem sogenannten Laser-Ophthalmoskop. Bildrechte: Volker Lannert/Uni Bonn

Eine Erklärung für dieses Phänomen ist laut den Forschenden, dass möglicherweise die Höchstleistung unserer Augen für Bereiche des Bildes reserviert wird, die sie wirklich benötigen. "Wenn wir auf horizontale Flächen wie zum Beispiel den Boden schauen, sind die Bereiche oberhalb der Stelle, die wir fixieren, weiter von uns entfernt", so Reiniger. "Objekte, die dort liegen, erscheinen daher etwas kleiner. Ihr Bild fällt dank dieser Abweichung genau auf die Stelle der Sehgrube mit der höchsten Auflösung – das heißt: Wir sehen die kleineren Dinge schärfer." Und dies könnte letztlich auch einen Vorteil beim beidseitigen Sehen mit sich bringen.

cdi

0 Kommentare