Weihnachten digital am Laptop
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Rituale zum Fest Weihnachten 2020 wird anders schön

24. Dezember 2020, 12:00 Uhr

Weihnachten ist das Fest der Familie und der Freunde. Dass alle zusammenkommen, ist für viele ein Ritual, das in diesem Jahr in deutlich kleinerer Runde ausfallen muss. Wie können wir ersetzen, was uns fehlt und ist das vielleicht die Chance für entspanntere Weihnachten?

In diesem Jahr ist alles anders, auch das Weihnachtsfest. Wir werden uns in deutlich kleineren Runden zusammenfinden und auch weniger durchs Land fahren. Dabei gibt es für viele von uns feste Rituale, an welchem der Feiertage man wo mit wem zusammen ist. Rituale verbinden und geben Sicherheit. Können wir sie ersetzen? Und wenn ja, wie? Psychologin Annegret Wolf empfiehlt, zunächst an dem festzuhalten, was möglich ist.

Es tut gut, das Fest trotzdem zu zelebrieren. Sich schick anzuziehen, sich etwas Besonderes zu kochen, alles schön zu dekorieren und die Lieblingsmusik aufzulegen.

Annegret Wolf, Martin-Luther-Universität Halle

Außerdem kann man seine Lieben per Video auch auf dem Smartphone oder Tablet direkt an den Tisch holen. Das ist zwar kein Ersatz für einen realen Besuch, aber es schafft doch mehr Nähe. Genau darum geht es zu Weihnachten: Nähe schaffen und Bindung stärken. Sei es durch Geschenke oder eben durch gemeinsame Erlebnisse. Doch letztere müssen sich ja schließlich nicht auf die drei Weihnachtstage konzentrieren und in großer Runde stattfinden, so Annegret Wolf.

Vielleicht ist es ja sogar ein intensiveres Miteinander, wenn ich mit meiner Oma allein einen Spaziergang unternehme und dabei mit ihr ins Gespräch komme, als zu Hause nebenbei die ganze Familie zu beköstigen.

Annegret Wolf

Außerdem haben wir ja noch 362 weitere Tage im Jahr, an denen wir zumindest theoretisch Zeit mit unseren Lieben verbringen können. Warum also nicht gleich jetzt zu Weihnachten Pläne machen?

Annegret Wolf sieht in der derzeitigen Situation auch die Chance, unsere Weihnachtsrituale und vor allem unsere Erwartungen an das Fest zu überdenken. Viele Vorstellungen von perfekten Feiertagen seien medial und durch die Werbung geprägt und real oft nur schwer zu erfüllen. Besonders bei Großfamilien, die sich sonst nur wenig begegnen, müsse man eigentlich damit rechnen, dass nicht alle glücklich und zufrieden sind. Für die Psychologin beginnt das beim Essen. Denn wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass das mühevoll zubereitete Festtagsmenü vom Kleinkind bis zur Uroma allen schmeckt?

Druck und Stress machen die Weihnachtsstimmung zunichte

Eine Studie, die zwischen den europäischen Ländern vergleicht, kommt zu dem Ergebnis, dass das Wohlbefinden der Menschen um die Weihnachtszeit herum sinkt. Vor allem dann, wenn viel Geld für Geschenke ausgegeben wurde und der Konsum im Mittelpunkt steht. Es gibt aber auch andere Untersuchungen, die zeigen, dass viele Menschen sich um das Fest herum wohlfühlen, vorausgesetzt, sie haben Zeit, die Vorfreude zu genießen. Druck und Stress machen jedoch jede Weihnachtsstimmung zunichte, wenn die Erwartungen zu hoch sind oder auf der Arbeit zu viel liegen geblieben ist. Annegret Wolf kommt zu folgendem Schluss:

Weihnachten ist eine schöne Zeit und macht glücklich, aber nur, wenn man sich auf das Wesentliche konzentriert und sich selbst nicht so unter Druck setzt.

Annegret Wolf, Psychologin

(krm)