Eine Brille auf einem aufgeschlagenen Buch, eine brennende Kerze und eine Weihnachtsmannmütze
Weihnachten - mal innehalten, statt Stress. Bildrechte: Colourbox.de

Entspannt ins Weihnachtsfest Weniger erwarten, mehr genießen

24. Dezember 2021, 12:00 Uhr

Jedes Jahr freuen wir uns auf das "Fest der Liebe" und jedes Jahr erreichen wir es gestresst und mit letzter Kraft. Wie entsteht dieser Widerspruch und vor allem: Was hilft uns, Weihnachten wirklich entspannt zu erleben?

Für Psychologin Dr. Annegret Wolf liegt der Kern des Übels in der Differenz zwischen unseren Erwartungen und der Realität. Viele Vorstellungen von perfekten Feiertagen werden medial und durch die Werbung geprägt. Nur schwer oder eben mit großem Zeit- und Kraftaufwand lassen sich diese Idealbilder realisieren. Ein ganz normaler Arbeitsalltag macht aufwändige Vorbereitungen oft unmöglich, denn in vielen Berufen ist gerade in der Vorweihnachtszeit Hochbetrieb bis zur letzten Minute vor dem Fest.

Ist dann alles geschafft und die Großfamilie sitzt zusammen, sind für Annegret Wolf die nächsten Probleme vorprogrammiert: Vor allem, wenn die Familienmitglieder sonst nicht so viel Zeit miteinander verbringen, müsse man damit rechnen, dass nicht alle glücklich und zufrieden sind. Für die Psychologin beginnt das beim Essen. Denn wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass das mühevoll zubereitete Festtagsmenü vom Kleinkind bis zur Uroma, vom Veganer bis zum Liebhaber eines deftigen Bratens allen schmeckt?

Druck und Stress machen die Weihnachtsstimmung zunichte

Eine Studie, die zwischen europäischen Ländern vergleicht, kommt zu dem Ergebnis, dass das Wohlbefinden der Menschen um die Weihnachtszeit herum sinkt. Vor allem dann, wenn viel Geld für Geschenke ausgegeben wurde und der Konsum im Mittelpunkt steht. Es gibt aber auch andere Untersuchungen, die zeigen, dass viele Menschen sich um das Fest herum wohlfühlen, vorausgesetzt, sie haben Zeit, die Vorfreude zu genießen. Druck und Stress machen jedoch jede Weihnachtsstimmung zunichte, wenn die Erwartungen zu hoch sind oder auf der Arbeit zu viel liegen geblieben ist. Annegret Wolf kommt zu folgendem Schluss:

Weihnachten ist eine schöne Zeit und macht glücklich, aber nur, wenn man sich auf das Wesentliche konzentriert und sich selbst nicht so unter Druck setzt.

Praktische Tipps für ein entspannt vorbereitetes Fest

Stressquellen entdecken: Was setzt mich im Hinblick auf Weihnachten am meisten unter Druck? Die Vorbereitung des Essens? Der Gedanke an die weite Fahrt zur Oma oder mögliche Konflikte innerhalb der Familie? Die Frage, wem ich was schenken soll?

Prioritäten setzen, Erwartungen reduzieren: Was ist mir wirklich wichtig? Muss es das Fünf-Gänge Menü sein oder gibt es eine einfachere und trotzdem besondere Alternative? Muss ich Oma an den Feiertagen besuchen, wenn alle dorthin kommen oder kann ich sie im Januar in aller Ruhe treffen und dann sogar eine intensivere Zeit mit ihr haben?

Nein sagen: Auch wenn es schwerfällt, kann ein klares Nein von vornherein für Entlastung sorgen. Ob im Hinblick auf unliebsame Pflichtbesuche, ein überladenes Festtagsprogramm – vieles kann, nichts muss.

Rechtzeitig planen: Wer sich Gedanken über Geschenkideen, Rezeptvorschläge und zur Frage "Wann feiere ich mit wem?" schon im November macht, kann den Dezember dann entspannter genießen.

Und wenn es dann doch wieder hektisch wird?

Weihnachten ist bekanntlich das Fest der Familie und damit liegt es nicht allein in unserer Hand, ob es entspannt sein wird. Aber wir können zumindest dafür sorgen, dass wir entspannt bleiben.

Pausen einlegen: Ob beim Geschenke kaufen, bei den Vorbereitungen in der Küche oder wenn am Familientisch heiß diskutiert wird – kleine Pausen wirken wahre Wunder. Kurz auf den Balkon gehen, eine Hunderunde drehen, einfach die Situation verlassen und gut aufgetankt wiederkommen.

Kraft sparen durch Meditation

Stress ist nicht nur in der Weihnachtszeit belastend. Allerdings empfinden wir ihn dann stärker, weil wir die Erwartung haben, dass alles besinnlich und friedlich sein muss. Das kann jedoch nicht funktionieren, wenn wir schon in den Monaten davor im Hinblick auf unsere Kräfte über unsere Verhältnisse leben. Meditationstraining kann helfen, das zu verhindern. Wissenschaftler*innen des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig und der Forschungsgruppe Soziale Neurowissenschaften der Max-Planck Gesellschaft in Berlin konnten in ihrer Studie nachweisen, dass der Spiegel des Stresshormons Cortisol bereits nach sechs Monaten Training deutlich sinkt, im Durchschnitt um 25 Prozent.

In diesem Sinne: Wir wünschen eine entspannte Weihnachtszeit!

krm

1 Kommentar

O.B. am 24.12.2021

Frau Wolf macht auch den Eindruck als spricht Sie aus jahrelanger Erfahrung .