Supermarkt-Studie aus Halle Tausende ungesunde Lebensmittel

08. Mai 2018, 14:38 Uhr

"Du bist, was Du isst" - das klingt logisch. Wir bestehen nicht nur aus den Stoffen, die wir essen, sondern sie tragen auch dazu bei, ob wir uns wohl fühlen, gesund bleiben, krank werden oder ob wir dick oder dünn sind. Wissenschaftler wollten jetzt herausfinden, wie viele gesunde Lebensmittel in unseren Supermarktregalen auf uns warten. Dabei ging es um Lebensmittel, die sich auf das Herz-Kreislaufsystem auswirken - eine Studie mit bemerkenswertem Ergebnis.

12.000 Supermarktprodukte haben die Ernährungsexperten der Martin Luther-Universität in Halle untersucht. Es ging um Fleisch, Milch- und Eierprodukte, weil die in engem Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen. Allgemein wird vermutet, dass es mehr ungesunde als gesunde Lebensmittel gibt. Ernährungsexperte Dr. Toni Meier fasst es so zusammen:

Das ist noch positiv ausgedrückt. Es gab nicht nur mehr ungesunde als gesunde Lebensmittel, sondern der Anteil der gesunden, der war eigentlich marginal. Der war minimal. Der lag ungefähr im Bereich von einem Prozent des gesamten Sortimentes.

Meier arbeitet im sogenannten Kompetenzcluster für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, nutriCARD, in Halle. Und da über 40 Prozent aller dieser Krankheitsbilder mit schlechter Ernährung zu tun haben, hat man direkt die Lebensmittel unter die Lupe genommen. Zwei grundsätzliche Erkenntnisse bestätigten, was die meisten von uns ahnen: "Es war nicht nur das Zuviel von Zucker, Salz und Fett, sondern es war auch noch das Zuwenig an pflanzlichem Eiweiß, an Pflanzenfasern und an ungesättigten Fettsäuren", führt der Wissenschaftler aus. Übersetzt heißt das: Was schlecht für das Herzkreislaufsystem ist, ist zu viel in den Produkten, was gut ist, ist viel zu wenig drin. Nun könnte man einwenden - wenn man nur Wurstwaren wie Leberwurst betrachtet, die kann doch nur schlecht für die Fettwerte sein. Dr. Toni Meier hat einen spezielleren Blick auf die Leberwurst:

Majoran in der Wurst, gut für den Geschmack, zu wenig um sie gesünder zu machen

Traditioneller Weise werden in eine Reihe von Wurstwaren Pflanzenfasern mit eingearbeitet. Wir denken nur mal an die Leberwurst, in die Majoran gehört. Majoran enthält einen recht hohen Anteil an Ballaststoffen. Ist aber nicht in den Mengen in der Wurst, um einen gesundheitlichen Vorteil abzuleiten. Produkte, die einen gesundheitlichen Vorteil haben, können damit werben. Eine entsprechende Verordnung legt fest, wie viel dafür von dem oder den gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen mindestens enthalten sein müssen. Das Studienergebnis zeigt, wie weit Realität und Verordnungen auseinanderklaffen. Toni Meier: "Die waren im Bereich der Wurstwaren überhaupt nicht zu finden. Und im Bereich der Milch- und Eiprodukte waren das unter zehn."

Wir sprechen hier von einem Spektrum von 12.000 Produkten, und wohl angemerkt: Es handelt sich hier um die klassischen Supermarktprodukte.

Es waren keine Bioläden oder Reformhäuser dabei. Was man auch wissen muss. Also in derartigen Geschäften findet man schon mehr solche Produkte. Aber wir wollten eben den Einkaufsmarkt untersuchen, wo auch der normale Bürger einkaufen geht.

Diese Studie ist ein eindeutiger Appell an die Industrie, mehr in die Entwicklung gesunder Lebensmittel zu investieren. Sie würden dringend gebraucht, sagt Toni Meier. Nicht nur die 24 Millionen Deutschen, die unter Bluthochdruck leiden oder die 1,6 Mio. Deutschen mit Herz-Kreislauferkrankungen würden davon profitieren. Solche Lebensmittel - so Meier - hätten einen vorbeugenden Effekt für alle.

Dieses Thema im Programm: MDR Aktuell / Radio | 07. Mai 2018 | 17:20 Uhr