Ein Mann mit einem Getränk in der Hand steht vor einer Palme.
Ein Beispiel für ein Deep Fake: Das Gesicht einer anderen Person wurde über das des damaligen italienischen Innenministers Matteo Salvini gelegt und damit auch seine Aussagen manipuliert. Bildrechte: imago images/Italy Photo Press

Deep Fakes Wenn man nicht mal mehr Bildern trauen kann

19. März 2024, 15:20 Uhr

Bei sogenannten Deep Fakes werden Gesichter in Fotos und Videos digital ausgetauscht, oft um Prominenten falsche Worte in den Mund zu legen. Die Betrüger gehen dabei immer professioneller vor.

Egal ob auf Youtube, in sozialen Netzwerken oder auch schon über die E-Mailadresse: Immer öfter erhalten wir gefälschte Fotos und Videos. Was über die berühmten Fake News hinausgeht, sind so genannte Deep Fakes (auch Deepfakes): Gefälschte Filme mit synthetisierten Stimmen. Da schimpft etwa ein manipulierter Barack Obama über Donald Trump oder es werden Pornos mit den Gesichtern von Prominenten gefakt.

Wie beim Dopen im Sport

Musste vor Kurzem noch stundenlang Videomaterial ausgewertet werden, um solche fakes zu erstellen, können Betrüger mittlerweile bereits Livevideos manipulieren. Spezialisten wie der digitale Forensiker Jakob Hasse in Dresden werden von der Entwicklung regelrecht überrannt:

Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel: Die eine Partei will eine perfekte Kopie machen und wir wollen Original und Fälschung unterscheiden. Wie im Sport, da versuchen Sportler ja auch mit Doping zu täuschen. Und die Dopingfahnder, dies nachzuweisen. Dafür brauchen sie aber wie wir Zeit.

Jakob Hasse, digitaler Forensiker

Perfektion ist verdächtig

Die Experten brauchen also Zeit, dann können sie auch gefälschtes Material identifizieren. "Man untersucht etwa charakteristische Spuren in Audios und Videos", erklärt Jakob Hasse. Ein Beispiel sei dabei das Kamerarauschen: Aufgrund der Herstellung gebe es immer Abweichungen im Bild. In der Fälschung fehlten sie, denn die KI versucht immer, Perfektion zu erreichen.

Wenn es schneller gehen muss, so einem Deepfake auf die pur zu kommen, dann sind - so der Experte - erst einmal die Verbraucher gefragt. Kurz: Wir alle sollten unseren kritischen Geist schulen.

Der Verbraucher sollte natürlich immer erst einmal die Quelle verfolgen. Wir können das schnell, der Betrachter kann das nicht. Als Betrachter schaue ich, ob es Widersprüche gibt. Physikalische Umstände, eine Bewegung im Bild, die unwahrscheinlich ist. Ein Ball, der über 500 Meter genau in den Korb geworfen ist. Oder wenn Wörter nicht mehr Lippensynchron sind.

Jakob Hasse

Wie kann ich Deep Fakes erkennen? Ein mögliches Indiz für Deep Fakes sei deren schlechte Qualität, erklärt der Experte Andreas Rössler von der TU München. "Fake Videos funktionieren am besten in geringer Auflösung, denn hinter der schlechten Qualität lässt sich viel verstecken, was bei besserer Auflösung sofort auffallen würde", sagte Rössler dem Präventionsportal der Gewerkschaft der Polizei.

Außerdem sollte man auf die Mund- und Augenpartie achten, denn die seien am schwierigsten zu fälschen. Wichtig ist zudem, ob das Blinzeln der Augen unnatürlich aussieht.

Weitere Dinge, auf die man achten sollte: Passt das Gesicht zum Körper? Stimmen Gestik und Körperhaltung mit der Mimik überein? Woher stammt das Video? Ist die Quelle nachvollziehbar?

Auch mal zum Telefon greifen wichtig

Wie aber entdeckt man eine seriöse Quelle? "Sensibilisiert zu sein, heißt, eine Geschichte in den sozialen Medien mit Bild und Video zu analysieren", erklärt Jakob Hasse. Die Frage: "Wie vertrauenswürdig ist das Material?", sollte man sich immer stellen.

Wenn die Experten technisch nicht interherkommen, müssen sich Konsumenten und auch Journalisten auf Grundtugenden einer guten Recherche besinnen: Eine Nachricht durch eine zweite oder mehr Quellen zu bestätigen. Der Journalist kann zum Telefon greifen und den vermeintlichen Urheber der Nachricht fragen, ob dieses Zitat wirklich von ihm stammt.

Erst dann können Experten wie Jacob Hasse helfen. Noch beschäftigt er sich in seiner Firma in Dresden mit Gerichtsprozessen und Versicherungsfällen. Die Deep Fakes rollen aber schon wie eine große schwarze Wolke auf die digitalen Forensiker zu.

1 Kommentar

deBernd am 01.02.2020

Was waren das für Zeiten, in denen es nur analoge Medien gab. Also, Internet für Privatpersonen abschalten und Smartphones dumm machen, sonst wird der Mensch noch dümmer gemacht von all den Falschnachrichten über alles und jeden. Oder ist diese Meldung gar auch ne Ente??? Früher lebten wir ruhiger und zufriedener. Und ja, ich weiß, früher hatten wir einen Kaiser...