Auch Industrieländer betroffen Zu viele Babys werden mit Untergewicht geboren

16. Mai 2019, 14:28 Uhr

Jedes siebte Baby weltweit ist bei der Geburt zu leicht, zeigt eine internationale Studie. Auch in wohlhabenden Ländern, darunter Deutschland, Frankreich und die USA, wurden nur geringe Fortschritte festgestellt.

Ein Baby in einem Brutkasten 3 min
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Jedes siebte Baby weltweit ist bei der Geburt zu leicht. Das ergab die erste globale Studie zu diesem Thema.

MDR AKTUELL Do 16.05.2019 13:12Uhr 02:53 min

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Die Zahlen der Analyse erschrecken: Im Jahr 2015 hatten weltweit 20 Millionen Neugeborene ein Gewicht von weniger als 2.500 Gramm. Sind Babys zu leicht, dann kann das schwerwiegende Folgen haben, sagt Mercedes De Onis von der Weltgesundheitsorganisation WHO: "80 Prozent der weltweiten Todesfälle von Neugeborenen treten auf bei Säuglingen mit geringem Geburtsgewicht. Und die, die überleben, können Einschränkungen bei ihrer Entwicklung haben und im Erwachsenenalter haben sie ein großes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzprobleme und Diabetes, zum Beispiel."

Die WHO hat zusammen mit dem Londoner Institut für Hygiene und Tropenmedizin und dem Uno-Kinderhilfswerk UNICEF die erste globale Analyse zu diesem Thema durchgeführt. Demnach kamen drei Viertel der Babys mit niedrigem Geburtsgewicht in Südasien und in afrikanischen Ländern südlich der Sahara zur Welt.

Problem auch in Industriestaaten

Aber auch in Industrieländern kennt man das Problem. Hier beträgt der Anteil an Neugeborenen mit niedrigem Gewicht sieben Prozent. Mit 6,6 Prozent liegt Deutschland leicht unter diesem Durchschnitt, so Mercedes De Onis.

In Deutschland werden jedes Jahr etwa 50.000 Babys mit geringem Geburtsgewicht geboren, sehr wahrscheinlich auf Grund von Frühgeburten.

Mercedes De Onis, WHO

Eine mögliche Ursache dieser Frühgeburten ist ein hohes Alter der Mütter. Weitere Ursachen für niedriges Geburtsgewicht von Säuglingen in wohlhabenden Ländern sind Rauchen während der Schwangerschaft, medizinisch nicht indizierte Kaiserschnitte und Mehrlingsgeburten in Folge von Fruchtbarkeitsbehandlungen. Die Regierungen müssten diese Themen angehen, sagt De Onis.

Stärkeres Engagement nötig

In armen Ländern stellte man andere Ursachen fest: Unzureichende Ernährung, Krankheiten während der Schwangerschaft oder Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung.

2012 hatten die 195 Mitgliedsstaaten der Weltgesundheitsorganisation beschlossen, bis zum Jahr 2025 den Anteil der Geburten mit niedrigem Geburtsgewicht um 30 Prozent zu verringern. Zwar gebe es leichte Erfolge, doch um das Ziel zu erreichen, bedürfe es eines deutlich stärkeren Engagements, sagt Christophe Boulierac vom Uno-Kinderhilfswerk UNICEF.

Es braucht internationale Maßnahmen, und die nationalen Regierungen tun nicht genug, um einen stärkeren Rückgang herbeizuführen. Was also benötigt wird, sind mehr Ressourcen, mehr Investitionen und auch eine bessere Erforschung, warum es zu Geburten von untergewichtigen Kindern kommt.

Christophe Boulierac, Uno-Kinderhilfswerk UNICEF

Grundlage: Statistikauswertung

Für die Studie wurden die Erhebungen der Jahre 2000 bis 2015 von 148 Ländern analysiert - insgesamt mehr als 280 Millionen Geburten. Oft aber waren die Statistiken lückenhaft oder ungenau. Ein Grund, warum UNICEF die Staaten auffordert, wirklich jedes Neugeborene zu wiegen. Das helfe bei der Ursachenforschung und sei somit ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen zu viele Geburten von Babys mit niedrigem Geburtsgewicht, so Boulierac.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Nachrichten | 16. Mai 2019 | 08:30 Uhr