Akustische Täuschung "Yanny" oder "Laurel"? – Audioclip spaltet das Netz

17. Mai 2018, 18:25 Uhr

"Yanny" oder "Laurel". Eine Audiodatei sorgt im Internet für Verwirrung. Während die einen eindeutig "Laurel" hören, sind sich die anderen sicher, dass der "Yanny" gemeint ist. Was könnten die Ursachen sein?

"Yanny" oder "Laurel"? Das ist hier die Frage. Eine Audiosprachdatei spaltet die Internet-Gemeinde: ein Wort, zwei Silben, zwei Meinungen – mindestens. Während die einen eindeutig "Yanny" verstehen, gibt es für die anderen überhaupt keinen Zweifel, dass die Computerstimme "Laurel" sagt.

Weltweite Debatte um Audiodatei

Angefangen hat alles in den USA. Wie die "New York Times" berichtet, hatte der 18-jährige Gymnasiast Roland Szabo aus Georgia die Sprachdatei des Wortes "Laurel" (deutsch: Lorbeer) von der Vokabelseite vocabulary.com für ein Schulprojekt heruntergeladen. Er postete die Datei im Online-Netzwerk Reddit. Als er das Audio seinen Freunden vorspielte, stellte er fest, dass ein Teil deutlich "Yanny" und der andere eindeutig "Laurel" verstand. Irritiert schickte Szabo den Clip an einen Freund, der ihn wiederum auf der Online-Plattform Instagram veröffentlichte.

Richtig Fahrt nahm die "Yanny"-"Laurel"-Debatte auf, als die Videobloggerin Cloe Feldman am 15. Mai den Audioclip im Kurzbotschaftendienst Twitter zusammen mit der Frage veröffentlichte: "Was hörst Du? Yanny oder Laurel".

Seitdem tobt im weltweiten Netz der Meinungsstreit, der längst zur Massendebatte geworden ist. Auch Prominente schalteten sich ein. Der Horror-Romanautor Stephen King ordnete sich zunächst bei Twitter dem "Yanny"-Lager zu, um nur einige Stunden später seine Meinung zu ändern: "Gottverdammt. Jetzt höre ich Laurel." Für Supermodel Chrissy Teigen stand hingegen von vornherein fest: "Es ist ganz klar Laurel. Mir unverständlich, dass jemand Yanny hören kann." Und Katy Perry schreibt: LAURELLLLLLLLLLLLL!

Von über 500.000 Nutzern, die innerhalb des ersten Tages an der Twitter-Befragung teilnahmen, hörten 56 Prozent tatsächlich "Laurel", während 44 Prozent eindeutig "Yanny" verstanden.

Unterschiedliche Theorien

Warum die Menschen zu fast gleichen Teilen ganz Unterschiedliches verstehen, ist bislang nicht eindeutig geklärt. Es gibt aber verschiedene Theorien: Der Sprech- und Hör-Wissenschaftler Benjamin Munson von der University of Minnesota beispielsweise vertritt die Meinung, dass man beim Hören von "Laurel" wahrscheinlich die niederen Frequenzen aufnimmt und beim Hören von "Yanny" die höheren Frequenzen. Ein Grund für die unterschiedliche Wahrnehmung könnte die schlechte Qualität der Audio-Datei sein, erklärte Munson bei Vox Media.

Auch sein Fachkollege Brad Story von der University of Arizona vertrat bei CNN die Meinung, dass die schlechte Qualität des Clips für Zweideutigkeiten sorge. Der Psychologe David Alais von der University of Sydney wiederum vergleicht den Effekt laut dem "Guardian" mit optischen Täuschungen, wie man sie etwa von sogenannten Kippfiguren kennt, bei denen jeder Betrachter etwas anderes wahrnimmt. Das sei akustisch auch auf das "Yanny"-"Laurel"-Geräusch übertragbar, so der Australier. Beide seien durch ein ähnliches Timing und den gleichen Sprachenergiegehalt leicht verwechselbar.

Yanny, Laurel? - Yeary!!!

Eine Abstimmung innerhalb der MDR WISSEN-Redaktion im "Yanny"-"Laurel"-Streit brachte zwar Zugewinne für das "Laurel"-Lager, eröffnete zugleich aber eine ganz neue Dimension des Streits. Während vier von sechs Kollegen eindeutig "Laurel" und kein einziger "Yanny" hörte, verstanden zwei Kollegen auch beim wiederholten Male immer wieder sowas wie "Yeary". Und was hören Sie?

Optische und akustische Täuschungen

Die Kontoverse erinnert an diejenige aus dem Jahr 2015, als es im Internet eine erhitzte Debatte darüber gab, ob ein auf einem Foto abgebildetes Kleid weiß und gold oder blau und schwarz sei. Richtig war: Es handelte sich um ein königsblaues Kleid mit schwarzer Spitze. Im akustischen Bereich passiert etwas ähnliches, beispielsweise dann, wenn Menschen Liedtexte unterschiedlich verstehen.

Dieses Thema im Programm: MDR SPUTNIK Radio | 17. Mai 2018 | 16:03 Uhr