Warnschild mit der Aufschrift 'Bitte nicht ins hohe Gras - Erhöhte Zeckengefahr'
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Zecken Zeckenkrankheit Borreliose: Sachsen und Thüringen am stärksten betroffen

24. Juni 2021, 17:09 Uhr

Bei 306.000 gesetzlich Versicherten in Deutschland wurde 2019 die von Zecken übertragene Lyme-Borreliose diagnostiziert. In Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt tritt die Krankheit besonders häufig auf. Spitzenreiter bundesweit ist der Saale-Orla-Kreis in Thüringen.

Die wichtigste Nachricht zuerst. Die von Zecken übertragene Borreliose, die bei manchen nur leichte Rötungen, bei anderen aber auch schwere Meningitis (eine Entzündung der Gehirn- und Rückenmarkshäute) hervorrufen kann, wird in allen Kreisen und Städten der Bundesrepublik festgestellt. Es gibt keine borreliosefreien Räume, aber regional große Unterschiede in der Häufigkeit, so das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) in seiner aktuellen Veröffentlichung. Die Zahlen von 2019 zeigen, dass in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt besonders viele Fälle aufgetreten sind. Sachsen hat bundesweit die meisten, gefolgt von Thüringen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt.

Lyme-Borreliose Fälle in Mitteldeutschland 2019
Bundesland je 100.000 Versicherte  
Sachsen 919  
Thüringen 759  
Brandenburg 710  
Sachsen-Anhalt 591  
Bundesdurchschnitt 429  

Sachsen ist damit das Bundesland mit den im Schnitt meisten Erkrankungen. Dort und in Sachsen-Anhalt sind die Zahlen von 2010 bis 2019 zurückgegangen, in Thüringen gab es einen leichten Anstieg. Der Kreis mit den meisten Fällen liegt jedoch in Thüringen. Dort wurden 1.481 Borreliosefälle je 100.000 Versicherte diagnostiziert, mehr als das Dreifache gegenüber dem Bundesdurchschnitt und 17 Mal so viel wie im Kreis mit den wenigsten Fällen: 89 in Herne, Westfalen-Lippe.

"Die Ergebnisse bilden eine Grundlage für künftige Präventionsmaßnahmen, mit denen das Infektionsrisiko reduziert werden kann", sagte der Instituts-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried in einer Mitteilung. "Prävention wird wichtiger, weil sich die Zecken als Überträger der Krankheitserreger immer weiter ausbreiten."

Regionale Cluster und Altersunterschiede

Die Daten zeigen sehr klar regionale Cluster und dabei hohe Zahlen in insgesamt 45 Kreisen. Das Gebiet erstreckt sich grenzübergreifend von Brandenburg über Sachsen (10 Kreise), Sachsen-Anhalt (1 Kreis) und Thüringen (13 Kreise) bis nach Bayern (17 Kreise). Erhöhte Krankheitshäufigkeiten gab es auch in einem Cluster mit sieben Kreisen im Osten Bayerns, das an die Tschechische Republik angrenzt, so der Bericht.

Die Auswertung zeigte außerdem, dass die Krankheitsanfälligkeit mit dem Alter steigt. Kinder und Jugendliche waren zu 5,1 Prozent betroffen – 118 Fälle je 100.000 Versicherte (Erwachsene 499 je 100.000 Versicherte). Bei den bis 29-Jährigen waren Jungen/Männer stärker betroffen, ab 30 Jahren gibt es mehr Fälle bei Frauen. Die meisten Diagnosen wurden in den Sommermonaten gestellt.

Link zum Bericht

Den Bericht können Sie sich auf der Seite des Instituts als pdf downloaden.

gp

5 Kommentare

Anni22 am 25.06.2021

@ Matthi Das ist wahr. Zecken haben mich schon oft besucht (viel im Grünen unterwegs), bisher ohne Probleme. Wanderröte hatte ich bisher nur einmal. Das war eine Bayrische Zecke (Urlaub), Antibiotika und gut. Kenne aber auch einen Fall, wo Muskel-und Gelenkprobleme geblieben sind. Man steckt eben nicht drin. Jeder Mensch reagiert anders. Gegen FSME kann man sich impfen lassen, gegen Borreliose leider nicht.

Matthi am 25.06.2021

Ganz so einfach ist es nicht mit der Borreliose, es kann Neurologische Schäden oder auch Muskeln Gelenke und so weiter befallen je später erkannt um so mehr Schäden und Spätfolgen. Ich persönlich habe mich in Erfurt durch meinen damaligen Beruf infiziert und erstmal nichts gemerkt. Diese sogenannte Wanderröte bekommen ca. 40% nicht und wenn die Zecke vollgesaugt ist fällt sie ab und man merkt nicht das man infiziert ist. Da die Symptome vielfältig sind denken viele Ärzte erstmal nicht an eine Borreliose.

Matthi am 24.06.2021

Als ehemaliger Borreliose Erkrankter 2006 mit erheblichen Spätfolgen frage ich mich schon warum gibt es nicht einen vorbeugenden Impfstoff gegen Borreliose. Was mich persönlich aber am meisten stört aus eigener Erfahrung, das es bis heute keine einheitliche Medizinische Meinung zu Spätfolgen gibt und es damit den Betroffenen schwerfällt körperliche Einschränkungen bei Erwerbsminderung geltend zu machen.

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