Zeckenzeit 24 Stunden Zeit, bevor die Zecke Borreliose überträgt

05. Juli 2018, 15:21 Uhr

Professor Martin Pfeffer will die Angst vor der Zecke nehmen. Nur zwanzig Prozent der Tiere sind positiv und übertragen Borreliose-Bakterien, erläutert der Fachtierarzt und Epidemiologe vom Institut für Tierhygiene und Veterinärmedizin in Leipzig:  

Ich hab die regelmäßig, weil die mich mögen. Ich schütze mich so gut es geht, aber das kann man nicht 100-prozentig machen. Wichtig ist, dass ich ein Augenmerk auf meinen Körper lege und schaue, dass ich sie rausziehe, wenn ich sie sehe.

Am 1. Tag entfernt: Gefahr gebannt?

Pfeffer geht sogar so weit zu sagen: "Wenn Sie am ersten Tag Ihre Zecke entfernen, haben Sie keinerlei Risiko infiziert zu werden." Ein beherzter Zug, möglichst mit einer Zecken-Pinzette, und die Zecke ist gefahrlos entfernt, sagt der Experte: "Wenn Sie das direkt an der Haut machen, dann sind die praktisch an dem Brustkorb und dann wird nichts aus dem Bauch rausgedrückt." Die Leipziger Forscher haben nämlich herausgefunden, dass Borrelien erst im Mitteldarm der Zecke aktiviert werden. Pfeffer zufolge dauert das eine Weile:

Es findet eine gewisse Transformation statt, die erlaubt, dass die Spirochäten in unseren Körper gelangen. Wenn man dieses Zeitfenster nutzt, um die Zecke richtig zu entfernen, ist die Gefahr gebannt.

Was sind denn Spirochäten?

Spirochäten sind spiralförmige Bakterien, die Borreliose übertragen. Die brauchen dafür aber 24 Stunden - eine Menge Zeit. Wichtig ist es also nach Ausflügen durch Wald und Wiese, den Körper gut abzusuchen. Wird eine entdeckt, sollte man sie gekonnt entfernen, ohne den Bauch des Parasiten zu drücken. Pfeffer erklärt, warum: "Wenn Sie den Bauch drücken, drücken Sie die dort befindlichen Spirochäten, das sind die Bakterien, in den Körper hinein. Das gilt es zu vermeiden, aber unter normalen Umständen gilt das erst nach 24 Stunden."

24 Stunden gilt nicht für FSME-Übertragung

So weit also Entwarnung, was Borreliose betrifft. Bei anderen Krankheiten gibt es aber keine Entwarnung, wie zum Beispiel bei Gehirnhautentzündung. 

Eine Hautrötung.
Hautrötungen sollten genau beobachtet werden Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Dabei geht es um den so genannten FSME-Erreger, der sofort ins Blut geht. Dieser Erreger ist im Speichel der Zecke und nicht in deren Bauch. Allerdings kann man sich dagegen impfen lassen.

Die Angst der Menschen vor Zecken-Stichen ist groß, auch wenn nur wenige exakte Zahlen zu Zeckenbissen vorliegen, wie zum Beispiel diese: Laut Robert-Koch-Institut werden ca. drei Prozent der Drei- bis Sechsjährigen und sieben Prozent der 14- bis 17-Jährigen mindestens einmal von einer mit Borrelien infizierten Zecke gestochen.

Gab es früher weniger Zeckenbisse?

Infizieren die Tierchen in den letzten Jahren denn mehr Menschen als früher? Martin Pfeffer bezweifelt das aus einem einfachen Grund: "Weil wir die Zahlen von früher nicht haben."

Wir achten auf so was, weil wir mehr Wissen darüber haben. Dass damit eine Krankheit assoziiert war, das war alles nicht bekannt, das ist alles in den letzten Jahrzehnten erst gekommen.

Heute wissen wir, Zecken kommen von unten aus dem Gras, hassen Trockenheit, Sonne und mögen unseren Schweiß. Ungewaschen ist die Wahrscheinlichkeit sich eine Zecke einzufangen also wesentlich größer als abgeduscht.

af/lfw

Dieses Thema im Programm: MDR aktuell | Radio | 29. Mai 2018 | 06:20 Uhr