Neurowissenschaft Zu viel Gehirnaktivität verkürzt das Leben

18. Oktober 2019, 14:03 Uhr

Es gibt offenbar einen direkten Zusammenhang zwischen der Aktivität des Gehirns und der Lebenserwartung. Erhöhte neuronale Aktivität bedeutet danach früheren Tod. Müssen wir aufhören zu denken?

Zum ersten Mal haben Forscher einen Beweis dafür gefunden, dass Gehirnaktivität und Lebensdauer im Zusammenhang stehen. Wissenschaftler des Blavatnik-Instituts der Harvard Medical School haben mit ihren Untersuchungen an menschlichen Gehirnen, sowie denen von Mäusen und Würmern gezeigt, dass übermäßige Aktivität im Gehirn mit kürzeren Lebensdauern verbunden ist, während die Unterdrückung einer solchen Überaktivität das Leben verlängert.

Müssen wir aufhören zu denken?

Diese neuronalen Aktivitäten beziehen sich auf das ständige Flackern elektrischer Ströme und Übertragungen im Gehirn. Solche Überaktivitäten gibt es etwa bei Alzheimer oder bipolaren Störungen, so die Wissenschaftler, die sich neue Ansätze für Therapien bei solchen Erkrankungen erhoffen.

Die Forscher sagen ausdrücklich, dass ihre Studienergebnisse keine Rückschlüsse zulassen, ob oder wie sich Gedanken, Persönlichkeit oder Verhalten einer Person auf ihre Lebenserwartung auswirken. Allerdings weisen sie darauf hin, dass bestimmte Medikamente, Verhaltensweisen oder etwa Meditation die Lebensdauer verlängern können, indem sie die neuronale Aktivität modulieren.

MRT-Bilder von Mäusegehirnen
Mäuse, denen das Protein REST (unten) fehlt, zeigten eine viel höhere neuronale Aktivität im Gehirn (rot) als normale Mäuse (oben). Bildrechte: Yankner Lab/Nature

Mehr REST, längeres Leben

Die Medikamente würden dabei auf das Protein REST zielen. Von dem ist bereits bekannt, dass es Schutzfunktionen für das Gehirn hat. Jetzt haben die Forscher in Tierversuchen einen Zusammenhang zwischen Überaktivität und dem Blockieren des Proteins gezeigt. Das führte wiederum zu früheren Todesfällen. Mehr REST bewirkte das Gegenteil. Die Untersuchungen an menschlichen Gehirnzellen zeigten ebenfalls: Hundertjährige hatten signifikant mehr REST in den Kernen ihrer Gehirnzellen als Menschen, die mit 70 oder 80 Jahren starben.

Insgesamt haben die Forscher mehrere hundert gespendete Hirngewebe von Menschen untersucht, die im Alter von 60 bis über 100 Jahren starben.

Die Ergebnisse der Studie sind in Nature erschienen.

1 Kommentar

Inari am 19.10.2019

Die Frage stellt sich nun, ob diese Studie Korrelation mit der allgemein bekannten höheren Lebenserwartung des weiblichen Geschlechts hat..