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Trockenes Grasland in der Savanne im afrikanischen Botswana: Sind regelmäßige Trockenperioden demnächst auch in Europa normal? Bildrechte: imago images / imagebroker

Neue Bestätigung für menschgemachte KlimaerwärmungAktuelle Erderwärmung einzigartig seit 2.000 Jahren

24. Juli 2019, 19:00 Uhr

Ein internationales Forscherteam hat über 700 Quellen für das Klima der vergangenen 2.000 Jahre neu ausgewertet. Ihr Ergebnis: Nie zuvor hat sich die Erde so stark erwärmt, wie seit der Industrialisierung.

von Clemens Haug

Eine Dürre im Jahr 1540, eine kleine Eiszeit während des Mittelalters, Hitzeperioden und anschließende Abkühlungen auf dem amerikanischen Kontinent: Schon in der Vergangenheit hat sich das Klima auf der Erde immer wieder verändert. Auf wärmere Perioden folgten kühlere. Diese Tatsache feuert immer wieder die Debatte neu an, ob die aktuell gemessene Erwärmung des Weltklimas wirklich von Menschen verursacht wurde oder ob es sich um eine natürliche Schwankung handelt. Drei jetzt in den Fachjournalen "nature" und "nature Geoscience" veröffentlichte Studien zeigen: Der Mensch ist schuld.

Vergangene Klimaveränderungen

Ein internationales Forscherteam aus den USA, der Schweiz, Australien, China, Deutschland, Norwegen, Schweden Spanien, Großbritannien und Costa Rica hat insgesamt rund 700 Quellen ausgewertet, anhand derer sich die Klimaveränderungen der vergangenen 2.000 Jahre bis in die Gegenwart hinein rekonstruieren lassen.

Im "Past Global Changes" Projekt (PAGE) untersuchten die Wissenschaftler unter anderem uralte Bäume, Korallenriffe, Eisbohrkerne und Bodenproben vom Meeresgrund und anderen Gewässern. Das Ergebnis der Analyse: Seit Beginn der Industrialisierung hat sich das Erdklima so schnell und stark aufgeheizt, wie nie zuvor. Die Klimaveränderungen im 20. Jahrhundert waren um ein vielfaches größer, als alle Schwankungen in den 1.900 Jahren davor.

Vor dem 20. Jahrhundert keine globalen Klimaepochen

Das Team unter der Leitung von Raphael Neukom von der Universität Bern bestätigte damit die bereits 20 Jahre alte These von der sogenannten Hockeyschläger-Kurve der Temperaturentwicklung. Demnach wechselten sich warme und kalte Phasen in der Vergangenheit immer wieder ab. Seit Beginn der Industrialisierung aber, steigen die Temperaturen steil an und fallen nicht wieder ab.

Bildrechte: Universität Bern

Hinzu kommt eine zweite Besonderheit: Vor dem 20. Jahrhundert gab es praktisch keine Klimaphase, die sich überall auf dem Planeten über längere Zeit hinweg beobachten lässt. Es gab also keine globalen Klimaepochen. So erlebten beispielsweise Regionen im Zentral- und Ostpazifik im 15. Jahrhundert eine Kälteperiode. In Nordwesteuropa und Südostamerika dagegen war es im 17. Jahrhundert kälter als sonst. Die übrige Welt erlebte erst im 19. Jahrhundert eine Kältephase.

Vor Industrialisierung: Vulkanausbrüche größte Klimaveränderer

Laut den Daten der Wissenschaftler war das 20. Jahrhundert der wärmste Zeitraum der vergangenen 2.000 Jahre – und zwar in 98 Prozent aller Erdregionen. Am schnellsten wurde es in den vergangenen 20 Jahren wärmer.

Bei ihrer Analyse haben die Forscher nach Faktoren gesucht, die die Klimaveränderungen erklären. In vorindustriellen Zeiten seien meist vulkanische Aktivitäten Grund für Temperaturveränderungen. So kam es nach größeren Vulkanausbrüchen teilweise zur Abkühlung des Klimas, weil durch den Staub in der Atmosphäre weniger Licht bis zum Boden kam. Einige Jahre danach kam es dann immer wieder zur Erwärmung.

Seit Industrialisierung: Klimagase

Seit Beginn der Industrialisierung seien die von Menschen ausgestoßenen Klimagase wie Kohlendioxid (CO2) der stärkste Erklärungsfaktor für die Erwärmung. Ihre Ergebnisse zeigen laut den Wissenschaftlern klar, dass die aktuellen Klimamodelle für die kommenden Jahrzehnte die richtige Temperaturentwicklung voraussagen.

"Über die kommenden paar Jahrzehnte gesehen gibt es nur wenig Unsicherheit darüber, wie der Einfluss menschlicher Aktivitäten auf die Temperaturen ist", sagt Professor Miachel Evans von der Universität Maryland in den USA, der an den Studien beteiligt war. "Auf lange Sicht hingegen werden Entscheidungen über unsere Energiequellen wichtig beziehungsweise darüber, wie viel Kohlenstoff sie ausstoßen."

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 19. Juli 2019 | 12:17 Uhr