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Kohle, Öl und GasMethan-Emission durch Menschen bislang unterschätzt

19. Februar 2020, 17:45 Uhr

Der durch die Nutzung fossiler Energieträger durch den Menschen verursachte Ausstoß des Klimagases Methan ist höher als bislang angenommen. US-Wissenschaftler sehen in dieser Erkenntnis aber auch eine Chance im Kampf gegen die Erderwärmung. Denn während Kohlendioxid gut 100 Jahre die Atmosphäre belastet, zerfällt Methan nach etwa neun Jahren. Eine spürbare Reduktion des Gases hätte daher einen viel schnelleren Effekt.

Dass das Treibhausgas Methan einen großen Anteil an der Erderwärmung hat, ist schon lange bekannt. In den letzten drei Jahrhunderten stiegen die weltweiten Methan-Emissionen um das Zweieinhalbfache. Methan ist mittlerweile der zweitgrößte "anthropogene" – also vom Menschen verursachte – Faktor bei der globalen Erwärmung.

Biologisches Methan und fossiles Methan

Ein Teil des weltweiten Methans ist biologisches Methan und stammt aus natürlichen Quellen wie Feuchtgebieten und Permafrostböden bzw. aus menschengemachten Quellen wie Deponien, Reisfeldern oder der Tierhaltung. Der andere Teil ist fossiles Methan, welches in Jahrmillionen alten Kohlenwasserstofflagerstätten eingeschlossen wurde. Man erkennt es daran, dass es keine Kohlenstoff-14-Isotope (C-14-Analyse) mehr enthält. Die sind über den sehr langen Zeitraum zerfallen.

Fossiles Methan kann durch natürliche geologische Prozesse freigesetzt werden oder bei der Gewinnung und Nutzung fossiler Brennstoffe wie Öl, Gas und Kohle durch den Menschen. Bislang ging die Wissenschaft davon aus, dass der größte Teil der fossilen Methan-Emissionen natürliche Ursachen hatte, der Mensch also unbeteiligt war.

Schaubild zu den Quellen von fossilem und biologischem Methan. Für beide Arten gibt es natürliche und "anthropogene" Ursachen. Bildrechte: University of Rochester illustration / Michael Osadciw

Fossiles Methan früher deutlich weniger freigesetzt

Ein Team von Wissenschaftlern um den Erd- und Umweltwissenschaftler Benjamin Hmiel von der University of Rochester, New York, hat nun jedoch nachgewiesen, dass die natürlichen Methan-Emissionen aus fossilen Quellen in der Vergangenheit um das Zehnfache geringer waren als bislang angenommen. Durch die C-14-Analyse von Eisbohrkernen aus Grönland und der Antarktis stellten die Forscher fest, dass fast das gesamte in die Atmosphäre ausgestoßene Methan bis etwa 1870 biologischer Natur war. Erst mit der starken Nutzung fossiler Brennstoffe ab Ende des 19. Jahrhunderts begann der Anteil fossilen Methans stark zu steigen.

Hälfte menschgemachter Methan-Emissionen

Anhand von Eisbohrkernen aus Grönland untersuchten die Forscher den früheren fossilen Methan-Ausstoß. Bildrechte: imageBROKER/GabrielxGersch

In ihrer im Fachjournal Nature veröffentlichten Studie schließen die Forscher aus dieser Erkenntnis, dass die vom Menschen verursachten Emissionen des Treibhausgases Methan durch die Nutzung fossiler Energieträger um 25 bis 40 Prozent höher ausfallen als bisher angenommen. Nach Einschätzung der Studienautoren entstehen somit beinahe die Hälfte der menschengemachten Methan-Emissionen durch die Nutzung fossiler Energieträger und nicht nur ein Drittel, wie bislang vermutet wurde.

Große Chance für Klimarettung

Blowdown von Methan-Gas aus einer Pipeline. Bildrechte: Howarth, Biogeosciences, 2019

Nach Ansicht von Hmiel und Kollegen erwächst aus dieser Erkenntnis aber auch eine große Chance. Denn: Methan ist zwar nach Kohlendioxid der zweitgrößte menschengemachte Faktor, der zur globalen Erwärmung beiträgt. Anders als CO2 hat Methan aber eine relativ kurze Haltbarkeit. Während Kohlendioxid rund 100 Jahre in der Atmosphäre bleibt, verschwindet Methan im Durchschnitt nach neun Jahren. Durch die deutliche Reduktion der Methan-Emissionen würden sich also in relativ kurzer Zeit spürbare Erfolge im Kampf gegen den Klimawandel erzielen lassen.

So müssten die Methan-Emissionen laut dem 1,5-Grad-Sonderbericht des Weltklimarates IPPC bis zum Jahr 2050 um 35 Prozent geringer ausfallen, damit das Ziel einer Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad erreicht werden kann.

dn

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