Fünfjahriges Mädchen zeigt ihre Milchzähne
Milchzähne - lassen sie uns in die Zukunft schauen? Bildrechte: imago/photothek

Zahnforschung Verraten Milchzähne psychische Probleme?

18. Februar 2019, 15:09 Uhr

Wenn Jugendliche oder Erwachsene schwerwiegende psychische Probleme haben, rätseln Eltern: Was haben wir falsch gemacht? Forscher vermuten jetzt, dass bereits Milchzähne Hinweise auf spätere seelische Erkrankungen geben.

Archäologen lesen in den Zähnen von Urzeit-Menschen wie in einem offenen Buch, Rechtsmediziner in den Zähnen von Mordopfern. Die US-Psychologin Dr. Erin Dunn vom Massachussets General Hospital in Boston hat den Spieß umgedreht und statt in die Vergangenheit in die Zukunft geschaut: Was verraten Milchzähne über die spätere seelische Gesundheit eines Kindes? Ihre Ergebnisse stellte sie in einem Vortrag der American Association for the Advancement of Science in Washington vor.

Was die Zahnschmelz-Dicke verrät

Dunn und ihr Team hatten anhand hochauflösender Bilder Milchzähne von Kindern untersucht, sowie Eltern und Lehrer der dazugehörenden Kinder über deren Verhalten befragt. Dr. Dunn zufolge zeigte sich hier ein Zusammenhang zwischen dünnem Zahnschmelz und problematischen Verhaltensweisen wie Unaufmerksamkeit, Aggression, Nicht-Zuhören, Impulsivität und Hyperaktivität. Kinder mit wenig Zahnschmelz zeigten demnach häufiger aggressives Verhalten und Konzentrationsprobleme, ähnlich wie bei Kindern mit einem kleinem Zahnmarkvolumen unter dem Zahnschmelz.

Sozialer Status gar nicht Hauptrisiko-Faktor?

Bislang gilt der sozioökonomische und familiäre Status als größter Risikofaktor für seelische Erkrankungen. Könnten sich anhand des Milchzahn-Zustandes Risiken für seelische Probleme errechnen lassen, könnte man diese Krankheiten vermeiden helfen oder gezielt richtige Weichen stellen. Dunn benennt allerdings auch das Manko ihrer Studie – mit 37 Personen ist die Stichprobe sehr klein.

Das Potential ihres Fundes schätzt Dr. Dunn dennoch als groß ein – schließlich werden Milchzähne nicht von der Zahnfee geholt, sondern lagern in kleinen Dosen als "Schatz aus der Kindheit" – er birgt das Potential für einen wissenschaftlichen Schatz, der noch gehoben werden kann.

Eine Frau sitzt an einem Tisch und füllt einen Fragebogen aus. 2 min
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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL Radio | 02. Februar 2019 | 12:21 Uhr