Mädchen riecht an einer Blume
Mit Gerüchen lassen sich Erinnerungen aus der Kindheit besonders gut heraufbeschwören. Bildrechte: IMAGO / Westend61

MPI für Menschheitsgeschichte Jena Riecht nach ganz früher: Wie historische Gerüche wiederhergestellt werden können

28. März 2022, 18:14 Uhr

Der Geruchssinn ist extrem wichtig für unsere Erinnerung. Forschenden aus Jena ist es nun gelungen, Düfte aus vergangenen Zeiten zu rekonstruieren – und damit interessante Einsichten in die Historie zu erlangen.

Gerade erst in der Corona-Pandemie ist uns wieder bewusstgeworden, welche Bedeutung das Riechen für uns hat. Denn viele Menschen verloren ihren Geruchssinn infolge einer Infektion mit Sars-CoV-2 teilweise. Dazu wurde es deutlich schwieriger, durch die omnipräsenten Masken Gerüche wahrzunehmen. Dabei ist dieser oft unterschätzte Sinn für die gegenwärtige Wahrnehmung der Welt und die Erinnerung an bereits Vergangenes extrem wichtig.

Früher Kriege um stark riechende Substanzen wie Weihrauch und Gewürze geführt

Forschende vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena um Barbara Huber haben nun versucht, Gerüche aus früheren Zeiten wiederherzustellen – eine wahrhaft schwierige Aufgabe, wie Huber betont. "Aber der Fakt, dass es in der Geschichte Entdeckungsreisen, Kriege und Handel über weite Entfernungen gab, um besonders stark riechende Substanzen wie Weihrauch und Gewürze zu bekommen, zeigt, wie wichtig Düfte in der Geschichte der Menschheit waren."

Dabei kann ein besseres Verständnis vergangener Gerüche auch dabei helfen, andere historische Bereiche besser zu begreifen, wie bestimmte Rituale, die Hygiene, die Essenszubereitung oder auch Handel und Gewerbe. Letztlich könnten damit sogar allgemeinere Aspekte wie soziale Hierarchien oder Gruppenidentitäten genauer untersucht werden.

Der Geruchssinn ist ein machtvoller und unterschätzter Teil der menschlichen Wahrnehmung.

Prof. Nicole Bovin, Leiterin der Abteilung Archäologie am MPI Jena

Riechen erreicht unser Gehirn eben sehr direkt und motiviert uns in kritischen Situationen", so Nicole Bovin, "beispielsweise, wenn es darum geht, Gefahren zu vermeiden, positive Dinge zu identifizieren oder sich an etwas aus der Vergangenheit zu erinnern."

Die Jenaer Forschenden nutzen zur Erforschung früherer Gerüche neuartige molekularbiologische Methoden, wie die sogenannte Proteomik (die in den Zellen befindlichen Proteine werden komplett untersucht) und Metabolomik (Stoffwechselprodukte eines Lebewesens werden erforscht), und verknüpfen die gewonnenen Daten mit Informationen aus historischen Texten, bildlichen Darstellungen und weiteren archäologischen Artefakten. Damit sollen letztlich neue Einsichten in die reichhaltige "Geruchslandschaft" der Vergangenheit geliefert werden – und darin, wie das Riechen die Menschheit bisher geprägt hat.

cdi

1 Kommentar

Wachtmeister Dimpfelmoser am 29.03.2022

Intershop-Aroma schafft keiner.