Eine Hand in Gummihandschuh hält eine Einwegspritze mit Impfstoff zur Injektion mit einer Kanüle.
Weltweit befinden sich seit Mitte Juli drei Impfstoffkandidaten in der entscheidenden Phase 3 der klinischen Überprüfung (symbolbild). Bildrechte: imago images / Sven Simon

Covid-19 US-mRNA-Impfstoff gegen Corona geht in letzte klinische Phase

15. Juli 2020, 15:31 Uhr

Der Corona-Impfstoff mRNA-1273 des US-Unternehmens Moderna hat erfolgreich die Tests der klinischen Phase 1 überstanden. Im Juli noch soll bereits Phase 3 starten und der Impfstoff bei Erfolg ab 2021 ausgeliefert werden.

Der nächste mRNA-Impfstoff hat die ersten klinischen Tests erfolgreich überstanden und geht damit in die entscheidende Phase-3 Überprüfung. Wie das Unternehmen Moderna und das Nationale Institut für Allergien und Infektionskrankheiten der USA mitteilten, rief mRNA-1273 eine stabile Antwort des Immunsystems gegen das Sars-Coronavirus-2 hervor und verursachte zugleich keine bedenklichen Nebenwirkungen. Die Ergebnisse wurden im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Geimpfte haben mehr Antikörper als Covid-19 Genesene

Für die Studie wurden insgesamt 45 gesunde Erwachsene im Alter von 18 bis 55 Jahren geimpft. Sie erhielten dabei zwei Impfungen im Abstand von 28 Tagen. Die Testpersonen wurden in drei gleich große Gruppen eingeteilt, die den Impfstoff in unterschiedlich hohen Dosen von 25, 100 und 250 Mikrogramm erhielten. Bei allen Teilnehmern zeigten sich durchschnittlich 15 Tage nach der Impfung Antikörper im Blut, die am Spikeprotein von Sars-Cov-2 banden. Je höher die Impfdosis war, desto stärker die Produktion der Antikörper. Diese stieg auch nach der zweiten Impfung weiter an.

Wichtiger noch: Nach zwei Impfungen, am Tag 57, waren die Antikörperkonzentrationen bei den Testpersonen höher, als in den Blutproben von 38 Vergleichspersonen, die tatsächlich an Covid-19 erkrankt waren. Dabei hatten 15 Prozent dieser Vergleichsgruppe einen schweren Verlauf gehabt, 22 Prozent an mittleren und 63 Prozent nur an leichten Symptomen gelitten.

Klinische Phase 3 beginnt noch im Juli

Allerdings wurden bei den Teilnehmern auch Nebenwirkungen beobachtet, die jedoch vorübergegangen seien und im Vergleich mit einer richtigen Covid-19-Infektion als moderat eingestuft wurden. Bei der Gruppe, die hohe Impfdosen erhalten hatte, zeigten sich Müdigkeit, Muskel- und Kopfschmerzen sowie Schmerzen an der Einstichstelle. Diese Nebenwirkungen traten nach der zweiten Impfung noch einmal häufiger auf. In der Gruppe mit der höchsten Impfdosis von 250 Mikrogramm berichteten drei Teilnehmer von starken Nebenwirkungen.

Die Mediziner bewerten diese Ergebnisse als großen Erfolg und wollen Ende Juli mit Tests der klinischen Phase 3 beginnen. Dann soll an rund 30.000 Probanden die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit des Impfstoffs überprüft werden. Auch die bereits geimpften Testpersonen sollen weiter Blutproben abgeben, um herauszufinden, wie lang die Antikörper im Blut bleiben und wie sich die T-Zellen-Antwort auf das Coronavirus entwickelt. Außerdem sollen die Tests ausgeweitet werden auf ältere Menschen über 55 Jahre, die in der ersten Phase noch ausgelassen worden waren.

Auslieferung des Impfstoffs 2021

Bei mRNA-1273 handelt es sich um einen sogenannten RNA Impfstoff. Der besteht lediglich aus etwas Erbinformation, die in den menschlichen Zellen die Produktion einzelner Eiweiße des Coronavirus auslöst. Gegen diese Eiweiße soll das Immunsystem Antikörper bilden. mRNA (Messenger RNA) ist spezifische Form der Erbinformation, die in bestimmten Teilen der menschlichen Zelle relevant ist.

Nach eigenen Angaben bereitet sich Moderna bereits auf die Massenproduktion des Impfstoffs vor. Verlaufe die Phase 3 erfolgreich, wolle die Firma die Zulassung beantragen. Zugleich würden die Produktionskapazitäten ausgeweitet.

Wir haben uns verpflichtet, die klinische Entwicklung von mRNA-1273 so schnell und sicher wie möglich voranzutreiben und gleichzeitig in den Ausbau der Produktion zu investieren, damit wir zur Bewältigung dieses globalen Gesundheitsnotstands beitragen können.

Stéphane Bancel, CEO von Moderna

Die Auslieferung könnte dann 2021 in den USA beginnen wo zunächst 500 Millionen, später dann eine Milliarde Impfdosen pro Jahr hergestellt werden könnten. Außerdem kooperiert Moderna mit dem Unternehmen ROVI, das in einer Fabrik in Madrid ab 2021 mit der Herstellung des Impfstoffs für die außeramerikanischen Märkte beginnen soll.

Bereits drei Impfstoffkandidaten in der Phase 3

Derzeit (Stand 14. Juli 2020) werden weltweit laut WHO 23 Impfstoffkandidaten gegen Corona in klinischen Studien überprüft. Als erster hat AZD1222 von der Universität Oxford Anfang Juli die Zulassung für die dritte Phase bekommen. Ein zweiter Kandidat des US-Unternehmes Sinovac folgte nur eine Woche später. In Deutschland werden derzeit zwei Impfstoffkandidaten klinisch überprüft.

(ens/dpa)

2 Kommentare

MDR-Team am 16.07.2020

Hallo "wo geht es hin",
hier werden wieder Themen vermengt, die in keinem Zusammenhang stehen. Aber wir wollen wenigstens auf die falsche Tatsachenbehauptung von Ihnen eingehen:

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) fand keinen Zusammenhang zwischen der Impfung gegen die sogenannte Schweinegrippe und den Todesfällen nach Impfungen. „Es handelte sich in allen Fällen um Menschen, die sehr schwer krank waren“, sagte die Sprecherin des Instituts, Susanne Stöcker, gegenüber dem RBB-Inforadio. Die Betroffenen seien „zum Teil an Reaktionen gestorben, die direkt im Zusammenhang mit ihrer Krankheit standen, so dass wir bis jetzt davon ausgehen müssen, dass die Impfung zufällig vorher in Anspruch genommen wurde“, heißt es weiter.

Liebe Grüße

wo geht es hin am 15.07.2020

Na wenn da die Geschichte des Schiffes, was derzeit nach fast 40 tägiger Seereise, vorheriger 14 tägiger Quarantäne und erst sämtlich negativ verlaufenen Coronatests und nun nach Wiederankunft mit fast allen Seeleuten positiv getestet in Argentinien erneut in Quarantäne vor Anker liegt, dem ganzen Optimismus nicht den Zauber nimmt. Da der Impfstoff ja auch auf die Entwicklung von Antikörpern setzt, dürfte es nach diesem Fall doch erhebliche Zweifel daran geben, dass die Immunität durch eine Impfung einen nennenswerten Zeitraum anhält. Aber macht mal - mir kommt das Zeug nicht in die Venen. Und da kann der Hersteller noch so viel versichern, dass es keine nennenswerte Nebenwirkungen gibt (das kann man seriös eben erst nach Jahren sagen) - das Gleiche hat man bei Tammiflu (Schweinegrippenimpfstoff) damals auch behauptet. Ergebnis ist bekannt und viele Leute haben heute noch damit zu kämpfen. Manche nicht mehr - die sind tot.