KlimawandelTropische Mücken: In 30 Jahren normal in Deutschland
Die asiatische Tigermücke ist eigentlich in den Tropen zu Hause. Durch den Klimawandel ist sie aber nun auch in Europa zu beobachten. Während die Sorge vor durch die Mücken übertragene Krankheiten wächst, wird in Subsahara-Afrika erstmals im großen Stil gegen Malaria geimpft.
Grüßt das meteorologische Murmeltierchen jetzt jährlich? Zu wenig Regen und seit Mitte April warme, milde Temperaturen. Das hatten wir schon mal – vergangenes Jahr. Derzeit ist es noch trockener und der Deutsche Wetterdienst prognostiziert bereits einen Sommer wie den von 2018, wenn die Trockenheit anhält.
Nicht nur bei uns wird's wärmer, auch anderswo. Möglicherweise bald zu warm für Tropentiere wie die asiatische Tigermücke. Die verträgt nur 29 Grad Celcius und ist nur bis zu dieser Temperatur in der Lage, Krankheiten weiterzugeben. Dazu zählt das Dengue-Virus, als Auslöser für das Denguefieber, das bei schwerem Krankheitsverlauf lebensgefährlich sein kann. Während die Tigermücke also in ihrer Heimat Südostasien ins Schwitzen kommt, erschließt sie sich auch neue Wohnräume. Deutschland zum Beispiel.
Nachdem sie durch Einschleppung Ende der 1970er erstmals im Südosten Europas auftauchte und ab den 1990ern langsam Richtung Mitte wanderte, gibt es inzwischen auch in Deutschland erste stabile Populationen, vor allem im milden Südwesten. Die Ausbreitung der Tigermücke zeigt, dass Tropenkrankheiten kein Problem ferner Welterregionen sind, sondern eine Infektionsgefahr künftig auch im eigenen Vorgarten lauern könnte. Noch ist es nicht soweit, denn um das Dengue-Virus zu übertragen, muss die Mücke auch einen infizierten Primaten gestochen haben. Und solche leben bisher weder im Breisgau noch in der Altmark.
Gelbfiebermücke in Baden-Württemberg und Brandenburg möglich
In etwa dreißig Jahren wird die Tigermücke auch in unseren Gefilden heimisch sein und hier bis zu ein viertel Jahr verbringen. Und auch ihre Kollegin, die Gelbfiebermücke, die bisher noch keine so steile Wanderungskarriere hingelegt hat, könnte bis zu einen Monat aushalten – vor allem in Baden-Württemberg und Brandenburg, auch unter gebremsten Klimaszenarien. Um Krankheiten auszulösen, reicht dieser Zeitraum.
Forschende an der Universität von Florida in Gainsville warnen: Unter extremen Klimaszenarien könnten bis 2080 eine Milliarde Menschen das erste Mal mit einer durch Mücken übertragenen Krankheit konfrontiert werden, viele davon im westlichen Teil Europas.
Malaria-Impfkampagne in Subsahara-Afrika
In anderen Teilen der Erde ist die Gefahr durch die Stechtiere allgegenwärtig. Am 23. April 2019 ist in Malawi die weltweit erste Impfkampagne gegen Malaria angelaufen. Zum Einsatz kommt ein neuer Impfstoff mit dem Namen RTS,S bzw. Mosquirix. Der Impfstoff stammt vom britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKnife, seine Entwicklung wurde von Bill Gates' Wohltätigkeitsstiftung unterstützt. "
"Diese neue Impfung ist ein neues Werkzeug für die Kontrolle und Ausrottung von Malaria in diesem Land", sagte Michael Kayange vom malawischen Gesundheitsministerium der Nachrichtenagentur AFP. So habe der Impfstoff das Potenzial, eine Million der sechs Millionen Malaria-Fälle pro Jahr in Malawi zu verhindern. Zwar bietet die Impfung keinen vollständigen Schutz, der Stoff sei aber der bisher am besten entwickelte.
Fast 900 Millionen Euro hat die Enwicklung gekostet und drei Jahrzehnte gedauert. Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, hat in einer Erklärung darauf hingewiesen, dass nach Jahren der Erfolge im Kampf gegen Malaria die Zahl der Fälle jüngst wieder zugenommen habe:
Wir brauchen neue Lösungen, um den Kampf gegen Malaria wieder in die Spur zu bringen, und dieser Impfstoff ist ein vielversprechendes Mittel dafür.
Tedros Adhanom Ghebreyesus | WHO-Generaldirektor
In den kommenden Wochen sollen weitere Impfungen in Kenia und Ghana starten. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs war Malaria auch im Norden Europas verbreitet. Die jährlich rund 500 bis 600 Fälle, die das Robert-Koch-Institut in Deutschland zählt, sind bisher aber noch importiert.
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | 27. Februar 2019 | 17:50 Uhr