Linienbus auf Landstraße neben Rapsfeld, geht um Kurve, noch kahle Bäume im Hintergrund
Ein selten fahrender Bus ist schon mal besser als gar kein Bus. Bildrechte: imago/Hanke

Wissen-News Mobilitätsexperte: Verbesserungen im ÖPNV auf dem Land bis 2030 wahrscheinlich

10. November 2023, 11:59 Uhr

Von erheblichen Tarifverbesserungen wie dem Deutschlandticket profitieren Menschen auf dem Land bisher nur unzureichend. Nicht nur der Klimaschutz, sondern auch die Garantie sozialer Teilhabe sprechen gegen eine Fokussierung aufs Auto.

Kein Fahrplan, kein Fahrpersonal und trotzdem mobil: Nach Einschätzungen des Nahverkehrsexperten Philipp Kosok ist bis 2030 eine Verbesserung im ländlichen ÖPNV wahrscheinlich. Im Newsletter Das MDR Klima-Update sagte Kosok, er gehe davon aus, dass bis Ende des Jahrzehnts autonom fahrende Kleinbusse bei niedrigen Geschwindigkeiten kurze Transportstrecken übernehmen können. Diese Ansicht teile man beim Think Tank Agora Verkehrswende, für den Kosok neue Nahverkehrskonzepte untersucht.

Während solche neuartigen Rufbusse sowohl dem Problem des Personalmangels und der Kostensteigerung, auch durch Leerfahrten, entgegenwirkten, sei bereits jetzt eine Verbesserung festzustellen. So hätten sich die im Ballungsraum Leipzig-Halle entwickelten PlusBus-Systeme als bundesweites Erfolgsmodell herausgestellt. PlusBusse sind schnelle Busverbindungen auf dem Land, die einen verlässlichen Takt und Anschlüsse an den Schienenverkehr sicherstellen.

ÖPNV-Finanzierung durch Steuerreform im Verkehrssektor

Für eine echte Verkehrswende im ländlichen Raum brauche es neben günstigen Fahrpreisen eine Mobilitätsgarantie. Als Mindestangebot im Sinne einer Grundversorgung sieht Kosok einen flächendeckenden Zugang aller Menschen zu einem Zwei-Stunden-Takt. Damit werde Menschen ohne Pkw oder Fahrtüchtigkeit eine soziale Teilhabe ermöglicht. Für eine freiwillige Abkehr vom Pkw müsse das Takt-Angebot jedoch deutlich attraktiver ausfallen.

Das sei Kosok zufolge generell Voraussetzung, damit Nachfrage überhaupt erst entstehe, was Kürzungen aufgrund fehlender Nutzung infrage stellt. Diskussionen wie derzeit um das Deutschlandticket würden hingegen das Vertrauen der Menschen beschädigen. Zur Finanzierung neuer ÖPNV-Angebote sei eine Reform von Steuern und Abgaben im Verkehr dringend notwendig. Als Beispiel nennt Kosok die Dienstwagenbesteuerung, von der insbesondere Menschen mit höherem Einkommen profitierten, wenn sie einen teureren Dienstwaren wählten und diesen auch privat nutzten.

flo

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