Molekül-Forschung Formel 1 der Moleküle: Platz fünf fürs Dresdner Nanocar

25. März 2022, 14:57 Uhr

Eigentlich hatte sich das Dresdner Team Hoffnungen gemacht auf den Sieg beim Nanocar-Weltcup in Toulouse. Den fuhren zwei andere Mannschaften ein. Das Dresdner Molekül-Vehikel landete auf Rang fünf. Aber immerhin legte der Mini-Bolide 259 Nanometer zurück. Das sind umgerechnet 0,000259 Millimeter.

Campus Toulouse
"La Boule" auf dem Campus in Toulouse von 1959, damals enthielt es das größte Elektronenmikroskop der Welt. Dort fand das Rennen statt. Bildrechte: Christiane Kunath/Cfaed

Es wurde eine schlaflose Nacht für Francesca Moresco und ihr Team. Statt schichtweise das Nanocar Azulene Explorer für die TU Dresden zu steuern, blieben alle drei Pilotinnen wach. Am Ende wurde es dann Platz fünf beim Nanocar-Weltcup in Toulouse, dem zweiten dieser Art. Den Sieg fuhren andere ein, nämlich das spanisch-schwedische Team und das japanische.

Nano-Cars-Platzierung
Die Tafel zeigt das Ergebnis: Dresden auf Platz 5. Bildrechte: Center for Advancing Electronics Dresden
Drei Personen posieren für ein Foto
Nach 24 Stunden: 5. Platz fürs deutsche Team nach einer durchwachten, aufregenden, nervenaufreibenden Nacht Bildrechte: Christiane Kunath/Cfaed

Was war los bei den Dresdnern (die beim ersten Mal, der Weltpremiere 2017, immerhin Platz 3 erreichten) und ihrem 70-Atome-Molekül-Modell? Pressesprecher Matthias Hahndorf vom Center for Advancing Electronics der TU Dresden schildert das Dilemma im Gespräch mit MDR WISSEN: "Zwischen 23:00 Uhr und heute früh ist es einfach nicht gefahren. Das Nanocar kam einfach nicht mehr von der Stelle. Da waren einzelne Moleküle im Weg, Rückstände von Lösungsmitteln, die haben den Wagen behindert. Ansonsten wäre das Tempo gut gewesen. Heute früh hat er sich dann noch mal bewegt, insgesamt ist er 259 Nanometer gefahren."

Blick auf einen Monitor
Hier sieht man, wieviele Moleküle auf der an sich glatten Oberfläche dem Nanocar im Weg liegen. Bildrechte: Christiane Kunath/Cfaed

Zum Vergleich: Die Siegermoleküle legten satte 678 Nanometer zurück, das spanisch-schwedische Team über mehrere Quadrate, das japanische aus Tsubaka sogar 1.054 Nanometer, aber auf einem Quadrat. (Zur Erinnerung: ein menschliches Haar ist durchschnittlich 70.000 Nanometer dick.) Der US-Molekül-Bolide war sogar unterwegs auseinander gefallen, er schlingerte schließlich mit nur einem verbliebenen Rad durch das 24-Stunden-Rennen. "Aber immerhin haben sich alle Modelle vorwärts bewegt", freut sich Hahndorf, "das ist schon eine Weiterentwicklung zum ersten Rennen 2017."

Was alles hinter der Nanoforschung steckt, wozu sie wissenschaftlich gebraucht wird und welche Rolle sie einmal in der Medizin spielen könnte, lesen Sie in diesem Artikel:

(lfw)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | Sachsenspiegel | 24. März 2022 | 19:00 Uhr

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