Ein Erstklässler reagiert nach einer Impfung gegen Grippe mit Nasenspray
Grippe-Impfung eines Kindes mit einem Nasenspray-Impfstoff (Archivbild) Bildrechte: imago images / ZUMA Press

Covid-19 Nasenspray und nasale Impfungen gegen Corona: Ein Überblick

25. Januar 2023, 13:37 Uhr

Bharat Biotech bringt in Indien eine Nasenspray-Impfung gegen Corona auf den Markt. Sie soll Schleimhaut-Immunität und damit Ansteckungsschutz bringen. In Europa und China erhältliche Corona-Nasensprays wirken anders.

Das indische Pharmaunternehmen Bharat Biotech will an diesem Donnerstag (26. Januar 2023) in Indien seine Nasenspray Impfung "iNCOVACC" gegen Corona auf den Markt bringen. Im Gegensatz zu den bisher zugelassenen Impfungen, die in Muskelgewebe gespritzt werden, soll das Spray direkt auf die Nasenschleimhäute wirken und dort eine Immunantwort gegen Sars-CoV-2 hervorrufen. Damit soll ein dauerhafter Schutz vor Ansteckungen erreicht werden, den die bisherigen Impfungen von Biontech, Moderna und Co. nicht garantieren konnten.

Nasenspray Impfung nutzt Vektorviren, die Schleimhautzellen infizieren sollen

"iNCOVACC" basiert auf genetisch veränderten Vektorviren. Wie bei den Impfstoffen von Astrazeneca und Johnson & Johnson wurde ein üblicherweise ungefährliches Adenovirus mit einem kleinen Teil des Erbguts von Sars-CoV-2 ausgestattet. Diese Vektorviren sollen Schleimhautzellen infizieren und dort eine dauerhafte Immunität erzeugen.

Bharat Biotech hatte den Impfstoff in einer Phase-3 Studie mit rund 3.200 Teilnehmenden getestet. Dabei erhielten Testpersonen innerhalb von 28 Tagen drei Dosen des Nasensprays. Anschließend wurde der Schutz vor Infektion verglichen mit dem des bereits zugelassenen, per Spritze verabreichten Covaxin-Impfstoff, der ebenfalls von Bharat hergestellt wurde.

Bislang keine Daten zur Wirksamkeit der indischen Nasenspray-Impfung veröffentlicht

Über die Ergebnisse hat das Unternehmen bislang nicht informiert. Unklar ist also, ob das Ziel einer sterilen Immunität, also eines hohen Schutzes vor Ansteckung tatsächlich erreicht wird. Das Joint Venture aus Universität Oxford und Astrazeneca hatte ein ähnliches Projekt im vergangenen Herbst aufgegeben. Dabei war es den Forschenden in den ersten klinischen Studien nicht gelungen, durch das Nasenspray eine ausreichende Immunreaktion zu erzielen. Bharat Biotech dagegen hatte diese Studienphasen nach eigenen Angaben mit Erfolg abgeschlossen.

Das indische Nasenspray wird in Indien für einen Preis pro Dosis von umgerechnet zwischen 3,50 und 9 Euro verkauft, ist also vergleichsweise günstig in der Herstellung. Zudem erfordert die Lagerung lediglich Temperaturen von zwei bis acht Grad Celsius, eine Aufbewahrung in gewöhnlichen Kühlschränken ist damit möglich, wodurch der Impfstoff leicht in alle Ecken der Welt gebracht und dort eingesetzt werden kann.

Chinesisches Nasenspray mit Antikörpern gegen Corona

Keine Impfung dagegen ist ein Nasenspray, das vom chinesischen Hersteller Sinovac entwickelt wurde und dessen Testergebnisse kürzlich als Vorabstudie veröffentlicht wurden. Das "SA58 Nasenspray" enthält künstliche Antikörper gegen Corona, die dann auf den Nasenschleimhäuten eintretende Viren blockieren sollen. Sind sie aufgebraucht, sind die Nutzer wieder ansteckbar, da sie keine eigene Abwehrreaktion entwickeln.

Dennoch kann das Nasenspray laut den noch nicht begutachteten Daten einen guten Schutz bieten. Insgesamt 6.662 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kliniken in China hatten je zur Hälfte "SA58" bekommen oder ein Placebo ohne Wirkstoff. In der Placebogruppe steckten sich demnach vier Personen mit dem Virus an (0,116 Prozent), in der Studiengruppe dagegen nur eine (0,026 Prozent). Damit habe der Schutz vor einer Ansteckung 77,7 Prozent betragen, gab das Unternehmen an.

VirX Nasenspray wirkt chemisch gegen Viren – auch gegen Grippe und RSV

Auch in Deutschland wird seit Herbst ein Nasenspray vertrieben, dass vor einer Ansteckung mit Corona schützen soll. Wie das chinesische Produkt ist auch VirX von Viromed keine Impfung, sondern lediglich eine Art Schutzschild vor Viren. Der Wirkstoff hier sind aber keine Antikörper, sondern Stickstoffmonoxid (NO), das eine chemische Barriere für die Viren darstellen soll. Es kann nicht nur präventiv, also zur Verhinderung einer Ansteckung eingesetzt werden, sondern auch therapeutisch, also bei bereits bestätigten Infektionen.

Das Nasenspray soll seine Wirkung entfalten, indem Stickstoffmonoxid das Spikeprotein von Corona inaktiviert und das Virus dadurch am Eintritt in die Zelle hindert. Diese Wirkung soll VirX auch gegen Influenza, RSV und gewöhnliche Erkältungserreger wie Rhinoviren entfalten. Bei einer sehr kleinen Phase-3 Studie mit nur etwas mehr als 300 Testpersonen konnte das Spray laut seinem Hersteller die Viruslast in der Nase von infizierten Personen rasch reduzieren.

Nicht untersucht wurde hingegen, wie sich die Viruslast in den übrigen Atemwegen entwickelte oder ob sich die Krankheitssymptome deutlich lindern ließen.

(ens)

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Bildrechte: imago images/Joerg Boethling

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 28. September 2022 | 17:15 Uhr

5 Kommentare

MDR-Team am 26.01.2023

Das Nasenspray müsste in den meisten Fällen nicht oder nur wenig gekühlt werden. Da es sich um eine Impfung (über die Nase) handelt, würde es durch ärztliches Personal verabreicht werden.

kleiner.klaus77 am 26.01.2023

@MDR Wissen online
Und wie soll man sich dann eine Impfung vorstellen, immer rein in die Nase nach dem Motto: viel hilft viel? Bei dem Missbrauch von Nasensprays würde ich davor warnen!

kleiner.klaus77 am 26.01.2023

Wie ich finde, sollte man bei MDR wissen die ganzen Spekulationen sein lassen und nur gesicherte Erkenntnisse veröffentlichen! Wenn Studieninhalte veröffentlicht werden sollten diese auch entsprechend eingeordnet werden können!