Wissen-News Eichhörnchen passen ihre Aktivitäten an Menschen und andere Tiere an
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25. November 2024, 11:04 Uhr
Corona hatte auch Auswirkungen auf Eichhörnchen, zumindest indirekt. Denn die Tiere passen ihren Alltag an den Menschen an. Und nicht nur an ihn.
Während der Corona-Lockdowns untersuchten Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in Berlin mit Hilfe von Hobby-Wissenschaftlern das Verhalten der kleinen Nager und verglichen es mit den Bedingungen ohne Ausgangssperre. In der neuen Studie wird erklärt, welche räumlichen und zeitlichen Nischen die Eichhörnchen besetzen, dass sie freilaufende Hauskatzen und Beutegreifer wie Steinmarder fürchten und während des Lockdowns aktiver waren als vorher.
Freilaufende Katzen zwingen Eichhörnchen zu ständiger Aufmerksamkeit
Stephanie Kramer-Schadt von der TU Berlin hat die Untersuchung geleitet. In den Jahren 2019 und 2020 wurden in vier Erhebungsphasen im Frühling und Winter vor und während der Corona-Pandemie die Aktivitätsmuster des Eurasischen Eichhörnchens (Sciurus vulgaris) untersucht. Kramer-Schadt erklärt die neuen Erkenntnisse über die Nager: "Sie zeigen ein klares Risikoverhaltensmuster und eine Anpassung ihrer zeitlichen Aktivität. Wenn keine Beutegreifer auf den Bildern zu sehen waren, sahen wir einen Anstieg ihrer Aktivität, und die Eichhörnchen nutzten die Zeit, um sich auf dem Boden nach Nahrung umzusehen. Sind jedoch Beutegreifer anwesend, reduzieren sie ihre Aktivität, um das Risiko, selbst gefressen zu werden, zu minimieren."
Während Steinmarder beispielsweise vor allem nachts aktiv sind und somit nur zeitlich bedingt einen Einfluss auf die Nager haben, sieht das bei Katzen anders aus. "Die ständige Präsenz von Katzen zwingt Eichhörnchen jedoch dazu, permanent wachsam zu sein und sich laufend anzupassen", betont die Erstautorin der Studie, Sinah Drenske. Hunde würden dagegen keinen signifikanten Einfluss nehmen. Der Mensch habe während der Lockdowns allerdings eine erhebliche Rolle gespielt. Beziehungsweise seine Abwesenheit, sagt Drenske: "Wir konnten belegen, dass während der Covid-Lockdowns die Aktivität der Eichhörnchen in Gärten zunahm. In dieser Zeit blieben die meisten Menschen zu Hause und einige nutzten die Gelegenheit, ihre Gärten mit lokalen Pflanzenarten oder Vogel- und Eichhörnchenfutterstellen wildtierfreundlicher zu gestalten. Die zusätzlichen Nahrungsquellen könnten Eichhörnchen dazu ermutigt haben, eher Gärten mit Futterstellen aufzusuchen." Dazu würden die Beutegreifer den Menschen meiden, der so einen Rückzugsraum für Eichhörnchen schaffe.
Links/Studien
Die Untersuchung "Human and predator presence shape diel activity of urban red squirrels" ist in der Zeitschrift "Frontiers in Ecology and Evolution" erschienen.
idw/jar
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 05. November 2024 | 15:54 Uhr