
Radverkehr Farbige Radwege: Mehr Sicherheit, weniger Konflikte
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12. April 2025, 12:00 Uhr
Auf dem Leipziger Innenstadtring und in Berlin findet man sie in Grün, in Dresden und Erlangen in knalligem Rot, in Bielefeld wiederum sind sie backsteinfarben und in Gelsenkirchen und Tübingen hat man sich sogar für leuchtend blaue Radwege entschieden. Was den farbigen Radspuren gemein ist – sie sollen die Sichtbarkeit, Orientierung und Sicherheit für Fahrradfahrende im Straßenverkehr verbessern. Doch tun sie das tatsächlich?
Als Radfahrerin und Radfahrer im Stadtverkehr kennt diese Situation jeder: Will man an einer Ampelkreuzung mit dem Fahrrad geradeaus fahren, beschleicht einen oft ein ungutes Gefühl: Wird das nach rechtsblinkende Auto Rücksicht nehmen und warten, wenn es gleichzeitig grün hat? Eine risikoreiche Situation, die laut Unfallstatistik häufig zu brenzligen Momenten und Unfällen führt. Menschen auf Fahrrädern, mit und ohne Elektromotor, waren 2024 an rund 20 Prozent aller Unfälle mit Personenschäden beteiligt, so das Statistische Bundesamt. Mehr als dreimal so häufig wie Fußgänger. Die Ruhr-Universität Bochum hat untersucht, ob sich die Gefahr durch farbige Radspuren bannen lässt.
Auf einer Düsseldorfer Bundesstraße, die auch von Radfahrenden stark genutzt wird, wurde untersucht, wie sich rot eingefärbte Radwege auf das Verhalten der Verkehrsteilnehmenden und das Sicherheitsgefühl der Radfahrenden auswirkt. An sieben Ampelkreuzungen wurden jeweils vor und nach der Roteinfärbung knapp 300 Radfahrerinnen und Radfahrer befragt und das Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmenden per Video-Aufnahmen analysiert. Ergebnis: Die simple Maßnahme der Roteinfärbung erhöht das Sicherheitsempfinden der Radfahrenden und reduziert Konflikte.
Radfahrende fühlen sich deutlich sicherer
82 Prozent der Radfahrenden gaben an, dass sich die Einfärbung "sehr positiv" oder "positiv" auf ihre subjektiv empfundene Sicherheit auswirke. Auch die gefährlichen und konfliktreichen Situationen mit rechtsabbiegenden Fahrzeugen wurden weniger, sagt Julian Schmitz vom Lehrstuhl für Verkehrswesen der Ruhr-Universität Bochum. So seien Radfahrende seltener geschnitten worden und die abbiegenden Fahrzeuge hätten weniger häufig abrupt bremsen müssen oder die Radspur für längere Dauer blockiert. Ebenso stellten die Forschenden fest, dass es zwischen Fahrradfahrenden und Personen, die zu Fuß unterwegs waren, weniger Konfliktpotenzial gab, weil sich beide besser an den ihnen zugedachten Weg über die Straße hielten.
Welche Farben stehen zur Verfügung?
Weiß ist laut StVO für Straßenmarkierungen reserviert.
Gelb ist nur für temporäre Straßenmarkierungen vorgesehen und zudem sehr empfindlich gegenüber Verschmutzungen.
Neonfarben sind prinzipiell möglich, verursachen aber etwa ein Drittel mehr Kosten.
Rot, Backsteinrot, Grün und Blau werden bereits für Radwege genutzt und in ihrer Wirkung und Beständigkeit untersucht.
Radentscheid München: Die Farbe der Münchner Fahrradwege
Aufgrund der baulichen Gegebenheiten in Düsseldorf lassen sich die Ergebnisse aber leider nicht einfach auf andere Orte übertragen. Und da die Erhebung bereits wenige Tage nach dem Auftragen der roten Farbe vorgenommen wurde, ist nicht klar, ob sich die beobachten positiven Effekte durch Gewöhnung oder die Abnutzung der Markierungen wieder reduzieren. Bis zu einem rundum entspannten und verkehrssicheren Radfahren in der Stadt ist es also noch ein langer Weg – wahrscheinlich aber am besten in Farbe.
Links/Studien
Geistefeldt, J., Schmitz, J., Hammer, L. (2024): Evaluierung der Maßnahme "Roteinfärbung von Radverkehrsfurten an signalgeregelten Knotenpunkten", Ruhr-Universität Bochum.
pm
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 13. März 2025 | 12:48 Uhr
MDR-Team vor 4 Tagen
@Marcus05
Am sichersten sind Radwege, wenn sie baulich vom Autoverkehr getrennt sind, denn viele Unfälle passieren dort auch durch unachtsam geöffnete Autotüren und wenn die Radwege zugeparkt sind. Prinzipiell passieren dort auch relativ viele Unfälle, weil dort mehr Radverkehr herrscht und dazu auch viele selbst verschuldete Unfälle geschehen. Dies heißt aber nicht, dass die Situation für Radfahrende auf Straßen ohne Radwege nicht insgesamt gefährlicher ist und deswegen mehr davon angelegt werden müssten. Mehr dazu findest hier: https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/unfaelle-strassenverkehr-fahrradfahrer-statistik-100.html und hier: https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/fahrrad-unfall-landstrasse-studie-100.html.
LG, das MDR-WISSEN-Team
Marcus05 vor 4 Tagen
Das ist so nicht tief genug. Was ist überhaupt ein "sicherer" Radweg? Ist pauschal ein Radweg, der von Rechtsabbiegern gekreuzt wird automatisch unsicher, und nur Radwege die fernab von Autoverkehr existieren sind sicher?
Das wäre dann richtig, aber von der Information her belanglos.
Die meisten Radwege sind nun mal unsicher, weil sie hinter Parkstreifen / Parkplätzen außer Sicht der Autofahrer vorbeigeführt werden.
Fakt ist, die meisten getöteten Radfahrer, also mehr als zwei Drittel, werden auf abgesetzter Fahrradinfrastruktur (Radwegen) getötet.
Wer auf der Fahrbahn fährt, dem passiert das nicht, denn er wird gesehen.
2019 z.B. gab es in Städten 79 getötete Radfahrer, 26 davon durch Rechtsabbieger.
23 davon waren auf einem abgesetzten Radweg unterwegs, nur 2 auf der Fahrbahn.
Insgesamt wurden von den 79 55 auf einem Radweg getötet, nur 6 im Mischverkehr, 18 in Nebenstraßen
MDR-Team vor 5 Tagen
Danke für die Ergänzung!
Farbig markierte Radwege, oft in Grün oder Rot, erhöhen die Sichtbarkeit für alle Verkehrsteilnehmer. Dies hilft, Unfälle zu vermeiden, indem klar signalisiert wird, dass diese Bereiche für Radfahrer vorgesehen sind.
Auch wenn farbige Markierungen die Sicherheit erhöhen, sind sie nicht gleichbedeutend mit benutzungspflichtigen Radwegen gemäß StVO. Die Pflicht zur Nutzung eines Radwegs wird ausschließlich durch die Verkehrszeichen 237, 240 und 241 angezeigt. Diese Verkehrsschilder können jedoch zusätzlich zu der farbigen Markierung auf der Straße selbst angebracht sein.