Wissen-News Hitler-Käfer behält umstrittenen Namen
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16. Mai 2024, 13:26 Uhr
Der Hitler-Käfer wird auch weiterhin seinen umstrittenen Namen behalten. Die Regeln der Internationalen Kommission für Zoologische Nomenklatur lassen Namensänderungen aus ethischen Gründen nachträglich nicht zu. Hunderttausende wissenschaftliche Namen stünden ansonsten auf der Kippe, was für Verwirrung sorgen könnte.
Der kleine braune Hitler-Käfer (Anophthalmus hitleri) wird auch weiterhin nach Adolf Hitler benannt bleiben. Wie das Mitglied der Internationalen Kommission für Zoologische Nomenklatur (ICZN), Daniel Whitmore, erklärte, gab es bisher keine Anträge, wissenschaftliche Namen von Tierarten aus ethischen Gründen zu ändern – auch bei Anophthalmus hitleri nicht. Das Gremium, dem der Taxonomist vom Naturkundemuseum Stuttgart angehört, gibt die Regeln zur Benennung neuer Tierarten heraus.
Einige früher vergebene wissenschaftliche Namen stehen heute in der Kritik, weil sie etwa nach umstrittenen Personen oder kolonialen Ortsbezeichnungen benannt sind. Hunderttausende Namen könnten laut ICZN betroffen sein. Das Gremium lehnt eine Umbenennung aus ethischen Gründen mit Verweis auf international geltende Regeln aber ab. Man verstehe, dass manche Namen Anstoß erregen könnten, Priorität habe aber eine universelle und stabile Nomenklatur, damit es keine Verwirrung gebe, sagte Whitmore. "Es ist nicht unsere Aufgabe, darüber zu urteilen, ob Namen beleidigend oder ethisch nicht vertretbar sind, denn das ist eine sehr subjektive und persönliche Angelegenheit."
Der umstrittene Hitler-Käfer ist übrigens ein etwa fünf Millimeter langer, brauner, räuberischer Laufkäfer ohne Augen. Er lebt in Höhlen in Slowenien und wurde 1937 von dem österreichischen Käfersammler Oskar Scheibel entdeckt, der ihn nach dem damaligen deutschen NS-"Führer" und Reichskanzler Adolf Hitler benannte. Andere bekannte Beispiele für umstrittene wissenschaftliche Tiernamen sind der Dinosaurier Dysalotosaurus lettowvorbecki, benannt nach dem Kommandeur der deutschen Kolonialtruppen in Deutsch-Ostafrika (1914 bis 1918) Paul von Lettow-Vorbeck oder der Mussolini-Falter, der an den früheren italienischen Diktator Benito Mussolini erinnert.
dpa (dn)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Nachrichten | 16. Mai 2024 | 14:45 Uhr
Ich nicht vor 29 Wochen
Mussolini war kein deutscher und wo steht im Artikel das es Deutsche waren die sich an dem Namen des Käfer gestört haben?
Es können auch Polen, Schweden, Kanadier usw gewesen sein.
Stealer vor 29 Wochen
@Il Sassone: Was hat das mit Deutschland zu tun? Ah ja, nichts. Es gab noch nicht einmal einen Antrag, den Namen zu ändern und Entscheidungen liegen bei einer internationalen Kommission. Ihr Kommentar beschreibt aber gut, warum Sie ihn getätigt haben.
Dem Käfer tut sein Name allerdings nicht gut - er hat ein beschränktes Verbreitungsgebiet mit geringer Population und wird gerne für Sammlungen gefangen (i.e. getötet).
dimehl vor 29 Wochen
@randdresdner:
"Armer Käfer"
Warum ?
Der Käfer weiss von seinem Namen nichts.
Ob er diesen oder jenen Namen von den Menschen erhalten hat, dürfte an seinem Leben nichts ändern.
Der Käfer leidet also sicher nicht an seinem Namen.