Gesteine wie Rotliegend Sandstein, Zechstein Karbonat oder Buntsandstein können Lithium enthalten.
Bildrechte: Marcus Mollwitz/Fraunhofer IEG

Wertschöpfung Rohstoffe und Energie: Deutschland hat große Lithium-Vorkommen

12. März 2025, 08:58 Uhr

Deutschland verfügt möglicherweise über beträchtliche Vorkommen des Batterie-Rohstoffs Lithium, die in tiefen Wasserschichten in Norddeutschland gebunden sind. Sie könnten über alte Erdgasbohrlöcher erschlossen werden.

Lithium ist der zentrale Grundstoff für die Lithium-Ionen-Batterien, die den Strom für alle möglichen Elektrogeräte vom Handy bis zum E-Auto speichern. Bislang kommt das Lithium in deutschen Akkus vor allem aus Chile, Australien und China. Doch die Bundesrepublik will unabhängiger von Importen werden und erkundet deshalb seit einigen Jahren eigene Vorkommen. Forschende der Fraunhofer Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie haben jetzt eine neue Studie vorgelegt, die potenzielle Vorkommen in Niedersachsen und Brandenburg identifiziert hat.

Fernwärme, Strom und Rohstoffe: Kombinierte Förderung von Geothermie und Lithium möglich

Wie das Team um Katharina Alms in der Fachzeitschrift "Geothermics" berichtet, wurde in sogenannten hydrothermalen Fluiden im norddeutschen Tiefland Lithium nachgewiesen. In dem heißen Tiefenwasser gebe es Gehalte von bis zu 600 Milligramm pro Liter. Das gesamte Potenzial schätzen die Forscher zwischen 0,39 und 26,51 Millionen Tonnen. Zum Vergleich: Deutschlands Jahresbedarf könnte laut einer Schätzung der Deutschen Rohstoffagentur im Jahr 2030 bei 0,17 Millionen Tonnen liegen. Die Erschließung würde sich also lohnen.

Das Anzapfen der Lithiumvorkommen könnte dabei gleich mehrere Vorteile haben. Zum einen könnten für die Erschließung alte Erdgasbohrlöcher verwendet werden, die einen relativ einfachen Zugang zu den entscheidenden Gesteinsschichten ermöglichen würden. Zum anderen könne dem heißen Tiefenwasser zugleich Wärme entzogen und für Stromerzeugung und Fernwärme genutzt werden. "Um die Wirtschaftlichkeit der Lithium-Gewinnung zu steigern, haben wir auch die Kombination mit Geothermieanlagen untersucht: Aus den geförderten heißen Tiefenwässern könnte in einem Nebenprozess das im Fluid gelöste Lithium abgeschieden werden", beschreibt Katharina Alms die Möglichkeiten.

Potenzielle Standorte für Lithiumförderung: Niedersachsen und Brandenburg

Wo genau die Voraussetzungen für diese Art der Lithiumförderung erfüllt sind, sollen weitere Studien klären. Ein Standort steht aber bereits fest: die Kleinstadt Munster in der Lüneburger Heide. Dort bauen die örtlichen Stadtwerke gerade eine vorhandene Erdgasbohrung aus. Ab kommendem Jahr will der Energieversorger dort Fernwärme für 4.000 Haushalte erzeugen und rund 500 Tonnen Lithium pro Jahr fördern.

Lithium Batterien 5 min
Bildrechte: imago images / Jochen Tack

Bei Messungen wurden sehr hohe Lithiumkonzentrationen auch nordwestlich von Berlin entdeckt. Weitere Lithium-Vorkommen lagern im sächsischen Erzgebirge und im Oberrheingraben.

Dieses Thema im Programm: MDR S-ANHALT | SACHSEN-ANHALT HEUTE | 19. September 2024 | 19:00 Uhr

6 Kommentare

JanderBlasius vor 5 Tagen

Das ist die typische deutsche Denke, alles fernhalten, sollen es ander tun. Es ist bekannt, was in Südamerika für Umweltschäden angerichtet werden und wahrscheinlich verfügt die Ukraine gar nicht über so ergiebige Vorkommen wie erwartet, aber wir sind dafür, dass wir dagegen sind.

MDR-Team vor 6 Tagen

Hallo part,

ein alleiniger Fokus auf günstige Importe könnte die Abhängigkeit von geopolitisch unsicheren Regionen verstärken. Der Lithium-Abbau in Deutschland bietet eine Möglichkeit, Rohstoffe nachhaltiger und unabhängiger zu gewinnen – vor allem, wenn innovative Verfahren genutzt werden. Ob dies wirtschaftlich konkurrenzfähig ist, hängt von der Marktentwicklung und politischen Rahmenbedingungen ab.

- Das MDR WISSEN Team

part vor 6 Tagen

Ich denke, der Import aus Südamerika oder anderswo wird deutlich preiswerter sein, als hier ebenso wie dort die Landschaft zu verschandeln und zu schädigen. Dann gibt es ja noch die Ukraine, doch dort werden wir aber vertraglich nicht beteiligt trotz Hilfe bisher und weiterhin. Der Claim wurde schon abgesteckt.

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