Bernstein auf Watte
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Geologie Antarktischer Bernstein: Am Südpol wuchsen früher Bäume

26. November 2024, 11:38 Uhr

Vor rund 90 Millionen Jahren gab es möglicherweise Wälder in der Nähe des Südpols. Darauf deutet Bernstein hin, den Forscher des AWI und der TU Freiberg gefunden und analysiert haben.

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Während der Kreidezeit vor rund 90 Millionen Jahren wuchsen Bäume in Teilen der Antarktis. Das zeigt unter anderem ein Bernsteinfund, den Forscher des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) und der TU Bergakademie Freiberg jetzt analysiert haben. Entdeckt hatten die Wissenschaftler den Bernstein in einem Bohrkern. Den hatten sie bereits 2017 bei einer Expedition mit dem Forschungseisbrecher Polarstern in 976 Metern Tiefe unter dem Meer vor der Küste der Westantarktis entnommen.

Die Wissenschaftler um Johann P. Klages vom AWI und Henry Gerschel von der TU Freiberg gehen davon aus, dass es in der Zeit der Dinosaurier ein ganzes Waldökosystem in der heutigen Eiswüste gegeben haben könnte. "Es ist total spannend, dass auf allen sieben Kontinenten irgendwann in ihrer Geschichte Klimabedingungen herrschten, die harzproduzierende Bäume haben überleben lassen. Wir wollen nun noch mehr über das Waldökosystem herausfinden, ob es gebrannt hat, ob wir noch Spuren von Leben im Harz finden – diese Entdeckung erlaubt uns nochmals eine andere Form von Zeitreise in die Vergangenheit", sagt Johann Klages.

Das in Bernstein eingeschlossene Fossil eines „Caputoraptor elegans“. 45 min
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Der Bernstein existiert zwar nur in Form einiger weniger Millimeter großer Fragmente. Doch die erlauben bereits zahlreiche Untersuchungen. "Der antarktische Bernstein zeigt mögliche Überreste von Baumrinde, die als Mikroeinschlüsse erhalten sind. Er hat mit festen, klaren und durchscheinenden Partikeln eine hohe Bernsteinqualität, die auf eine oberflächennahe Lagerung hinweist, da sich der Bernstein mit zunehmender thermischer Belastung und Vergrabungstiefe auflösen würde", so Henry Gerschel. Außerdem gebe es Anzeichen dafür, dass die Bäume den Harz nach Beschädigungen abgesondert haben. Diese Schäden könnten einerseits durch Parasiten, andererseits durch Waldbrände verursacht worden sein. "Unsere Entdeckung ist ein weiteres Puzzlestück, das uns hilft, den sumpfigen, von Nadelbäumen dominierten, gemäßigten Regenwald in der Nähe des Südpols aus der mittleren Kreidezeit besser zu verstehen", sagt Gerschel.

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Der Osten - Entdecke wo du lebst | 13. Februar 2024 | 21:00 Uhr

4 Kommentare

MDR-Team vor 1 Wochen

Hallo "weils so nicht unwidersprochen bleiben darf",
ein Blick auf die Vergangenheit macht jedoch auch die Dringlichkeit aktueller Klimafragen deutlich. Während die natürlichen Veränderungen der Erdgeschichte über Jahrmillionen stattfanden, erleben wir heute einen menschengemachten Klimawandel, der in rasantem Tempo abläuft. Wenn wir nicht entschlossen handeln, könnten künftige Generationen einen Planeten erleben, dessen Lebensräume sich ebenso drastisch verändern – nur nicht durch die langsame Hand der Natur, sondern durch menschliche Eingriffe. Die Verantwortung liegt bei uns, die Erde für kommende Generationen bewohnbar zu halten.

MDR-Team vor 1 Wochen

Hallo NormalNull,
es stimmt, dass die Erde selbst in ihrer Geschichte extremen Klimaveränderungen und geologischen Umwälzungen standgehalten hat. Sie hat sich immer wieder regeneriert und neue Lebensformen hervorgebracht. Aber der entscheidende Unterschied ist, dass wir Menschen gerade einen enormen Einfluss auf diese Prozesse ausüben, etwa durch Klimawandel, Umweltverschmutzung und Artensterben. Es geht weniger darum, ob die Erde "untergeht", sondern darum, ob die Bedingungen, die uns und viele andere Lebensformen am Leben halten, erhalten bleiben.

weils so nicht unwidersprochen bleiben darf vor 1 Wochen

Ja, Wälder im Gebiet der Antarktis gab es. Ist aber nichts irgendwie Neues, auf dass man erst durch den Bernsteinfund gestossen wäre, sondern altbekannt; Wälder, Dinosaurier, buntes Leben (wenn auch mit langer Polarnacht) dort, wos heute keines gibt - alles war da. Vielleicht wirds ja auch mal wieder ... wenn das Eiszeitalter, in dem wir heute leben irgendwann vorbeigeht. WIR werdens ja nichtmehr erleben - aber wenn nicht die Kriege der Menschheit ein Ende machen, vielleicht unsere Nachkommen, irgendwann einmal ...