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NeptunTriton: Eismond mit potenziell lebensfreundlichem Ozean?

17. Juni 2020, 15:24 Uhr

Er dreht sich gegen seinen Planeten, sprüht riesige Eisfontänen ins All und hat vielleicht einen unterirdischen Ozean: Der größte Neptunmond Triton birgt viele Geheimnisse. Die Nasa will ihn deshalb mit einer Sonde erforschen.

von Clemens Haug

Es wäre eine einmal in 30 Jahren vorhandene Gelegenheit und vielleicht auch die letzte wirklich gute Chance in diesem Jahrhundert: Wenn eine Raumsonde im Oktober 2025 startet, könnte sie binnen 13 Jahren den Neptunmond Triton erreichen, den vielleicht seltsamsten und geheimnisvollsten Mond des Sonnensystems. Grund für diese einmalige Chance: Der Jupiter steht zu dieser Zeit günstig. Die Sonde könnte den Gasriesen für ein Schwerkraftmanöver nutzen, um sich zum Neptun zu katapultieren. Denn es ist ein gewaltiger Weg zum blauen Eisplaneten: Neptun ist immerhin 30 Mal so weit von der Sonne entfernt wie die Erde.

Triton wurde wahrscheinlich vom Neptun eingefangen

Im Sommer 2021 will die Nasa entscheiden, ob die Mission mit dem Namen "Trident" durchgeführt wird. Es wäre nach Voyager 2 erst der zweite Besuch bei dem Eismond. Benannt wäre das Vorhaben nach dem dreizackigen Speer von Neptun. Das Ziel, der Mond Triton, könnt sehr viele Fragen über unser Sonnensystem und seine Objekte beantworten. Denn der Begleiter des Gas- und Eisriesen Neptun hat eine lange Reihe von Besonderheiten.

Zunächst dreht er sich entgegen der Rotationsrichtung seines Planeten um den Neptun und ist damit der einzige Mond seiner Größe, der das tut. Forscher vermuten deshalb, dass er nicht mit dem Eisriesen entstanden ist, sondern aus dem Kuipergürtel stammt, diesem äußeren Asteroidengürtel, zu dem auch Pluto gehört. Triton könnte eines Tages dem Neptun zu nahe gekommen und von dessen Schwerkraft eingefangen worden sein.

Gibt es einen jungen, unterirdischen Ozean auf Triton?

Das erklärt möglicherweise auch die stark gekippte Bahn, die um 23 Grad gegen Neptuns Äquator geneigt ist. Triton ist außerdem von einer dynamischen Atmosphäre voller organischer Moleküle umgeben. Es schneit Stickstoff auf seiner Oberfläche, die sich ständig erneuert. Darüber gibt es eine Ionosphäre mit sehr vielen geladenen Teilchen. Beides verwundert die Wissenschaftler. Denn in Neptuns Entfernung dringt nur noch wenig Licht der Sonne, ist es also eigentlich extrem kalt und dunkel. Woher also kommt die Energie, die Tritons Prozesse offenbar antreibt?

Ein von der NASA zusammengesetztes Bild, das Neptun von Triton aus gesehen zeigt. Die in diesem Bild vorn auf Triton sichtbaren Terrassen weisen auf mehrere kryovulkanische Überschwemmungen hin. Bildrechte: NASA/JPL/USGS

Bei ihrem Vorbeiflug entdeckte die Voyager-2 Sonde außerdem riesige schwarze Fontänen, die Eis in das Weltall schleuderten. Sie deuten auf einen unterirdischen Ozean hin, wie er auch auf dem Saturnmond Enceladus und auf dem Jupitermond Europa vermutet wird. Bei Triton sei die Entstehungsgeschichte aber vermutlich anders. Die Forscher glauben, dass ein Ozean erst nach der Ankunft bei Neptun entstanden sein könnte.

Drei Hauptinstrumente sollen Triton untersuchen

Trident würde auch die Oberfläche des Triton weiter erkunden. Voyager 2 konnte von dieser nur 40 Prozent erfassen. "Triton war schon immer einer der aufregendsten und faszinierendsten Körper im Sonnensystem", sagt Louise Prockter, Weltraumforscherin aus Houston und potenzielle Leiterin der Trident Mission.

Entscheidet sich die NASA im Sommer kommenden Jahres für die Mission, würde die Sonde wahrscheinlich drei Instrumente an Bord haben. Mit dem ersten würde das Magnetfeld des Mondes erforscht, auf diese Weise würde sich auch ein Ozean unter der Eiskruste nachweisen lassen. Ein zweites Instrument würde die Oberfläche und die Atmosphäre mit ihren organischen Komponenten erkunden, ein drittes die aktive Ionosphäre näher unter die Lupe nehmen.

Trident könnte Tritons Atmosphäre streifen

Startet die Sonde wie vom Team geplant im Herbst 2025 (alternativ wäre auch der Herbst 2026 möglich), dann würde sie 2038 ankommen. Die Ankunft vor 2040 wäre wichtig, weil die von Voyager registrierten Eisfontänen sonst aufgrund Neptuns Jahreszeitenwechsel 100 Jahre lang nicht mehr gut erforschbar wären.

Der Ausflug zu Triton würde nur 13 Tage dauern, mehr lassen die Schwerkraftverhältnisse nicht zu. In dieser Zeit würde Trident ihrem Ziel ziemlich nahe kommen. "Nachdem wir 13 Jahre lang durch das Sonnensystem geflogen sind, können wir sicher sogar den oberen Rand der Triton-Atmosphäre überfliegen - was ziemlich umwerfend ist“, sagt Wiliam Frazier vom Jet Propulsion Labratory der Nasa, Systemingenieur von Trident.

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