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Je länger die Zeit wird, in der Coronaviren zwischen den Menschen zirkulieren können, umso weiter schreitet die Evolution des Virus voran. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Steinach

Covid-19Omikron - neue Corona-Variante breitet sich aus

30. November 2021, 14:26 Uhr

Mediziner beobachten eine neue Variante von Sars-CoV-2, die zahlreiche Mutationen besitzt und sich in Südafrika offenbar gegen die Delta-Variante durchsetzt. Europa hat aber vorsorglich den Flugverkehr eingeschränkt.

Wie gefährlich ist die neue Variante B.1.1.529, die seit einigen Wochen in Südafrika zirkuliert und sich in einigen Gegenden offenbar gegen die Delta-Variante durchsetzt? Die EU hat den Flugverkehr mit Südafrika und einigen Nachbarländern vorerst eingestellt, Deutschland hat das Land zum Variantengebiet erklärt.

Neue Variante: Erneut Mutationen am Spikeprotein und der Furin-Spaltstelle

Forscher haben bereits einige beunruhigende Eigenschaften festgestellt. So ist das Erbgut von B.1.1.529 offenbar erneut an sehr vielen Stellen mutiert. Unter anderem am Spike-Protein und dort an der sogenannten Rezeptorbindungsdomäne gibt es zahlreiche Veränderungen. Die könnten wie schon bei der Beta-Variante B.1.351 dafür sorgen, dass Antikörper schlechter an den Viren binden und daher den bestehenden Immunschutz einschränken. Mittlerweile hat auch die Weltgesundheitsorganisation WHO die neue Mutante als sogenannte "besorgniserregende Variante" eingestuft.

"Eine Gruppe von Mutationen liegt im Bereich der sogenannten Furin-Spaltstelle. Veränderungen an dieser Stelle im Spike-Protein können zu einer erhöhten Übertragbarkeit des Virus führen. Zwei weitere bei B.1.1.529 vorhandene Spike-Mutationen sind bekannt dafür, die Bindungsstärke des Virus an den menschlichen Zellrezeptor ACE2 stark zu erhöhen", sagt der Mikrobiologe Roman Wölfel, Oberstarzt am Krankenhaus der Bundeswehr in München in einem Statement für das Science Media Center.

Höhere Übertragbarkeit und Immun-Flucht möglich

Auch Professor Richard Neher, Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien an der Universität Basel, hält die neue Variante aus verschiedenen Gründen für bemerkenswert. "Zum einen unterscheidet sie sich an vielen Stellen im Spike-Protein von den ursprünglichen Varianten und kombiniert viele Mutationen, die wir aus anderen besorgniserregenden Varianten kennen." So sei vorstellbar, dass das Virus erneut an Übertragbarkeit gewinnen und der Immunabwehr noch etwas besser ausweichen könne. "Zum anderen haben wir bislang keine intermediären Varianten zwischen B.1.1.529 und denen vom Anfang 2020 beobachtet. Die Variante kam also unerwartet und scheint sich jetzt im Süden Afrikas rasch auszubreiten. Eingehende klinische und virologische Untersuchungen stehen noch aus."

Sowohl Neher als auch Wölfel gehen davon aus, dass die bestehenden Impfstoffe aber nach wie vor sehr gut gegen schwere bis tödliche Verläufe von Infektionen schützen. "Gerade die T-Zell-Antwort sollte gegenüber den Veränderungen robust sein. Allerdings ist es durchaus vorstellbar, dass es vermehrt zu Durchbruchsinfektionen kommt, sodass eine dritte Dosis umso wichtiger wird", sagte Neher. Wölfel ergänzte: "Die Impfung ist deshalb nach wie vor von entscheidender Bedeutung, um die Ausbreitung zu verlangsamen und die Belastung des Gesundheitssystems zu verringern."

(ens/smc)

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