Mit Hilfe von Tabak Gatersleben: Neuer Impfstoff gegen Vogelgrippe
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Vogelgrippe ist ein Horror für jeden Geflügelbetrieb: Meist müssen alle Tiere getötet werden, wenn ein Stall betroffen ist. Forscher aus Sachsen-Anhalt arbeiten an einem günstigen Impfstoff - mit Hilfe von Tabak.
Die Vogelgrippe oder Geflügelpest ist der Schrecken eines jeden Landwirts. Dort, wo das hochansteckende Virus auftritt, sind Hühner, Gänse und Enten in höchster Gefahr. Landwirte sind gezwungen, befallene Bestände zu vernichten. Oder die noch gesunden Tiere wegzusperren. Auch für Züchter und Bauern in Mitteldeutschland ist das eine Ausnahmesituation, sowohl emotional als auch wirtschaftlich.
Hilfe könnte bald von Wissenschaftlern aus Sachsen-Anhalt kommen. Am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben wird an einem Impfstoff geforscht, der auch in Notfällen schnell zur Verfügung steht. Die bisherigen Herstellungs-Verfahren dauern etwa ein halbes Jahr. Professor Udo Conrad will mit seinen Kollegen diese Zeit halbieren und kostengünstiger sein.
"Wir wollen die Tiere ein- bis zweimal mit Roh-Extrakten immunisieren und damit eine sogenannte Herden-Immunität erzeugen", sagt er. "Das heißt, das Virus kann vielleicht nochmal ein einzelnes Huhn unter Dutzenden befallen. Aber die meisten sind resistent. Und dadurch kann sich das Virus in dem Bestand nicht mehr ausbreiten."
Kooperation mit Vietnam
Bislang wird das Ausgangsprodukt für den Vogelgrippeimpfstoff in Hühnereiern gezüchtet. Der Impfstoff soll verhindern, dass das Virus an der Zelle andocken kann. Dieses Prinzip übertragen die Spezialisten aus Gatersleben auf eine Pflanze und haben damit bereits beste Erfahrungen gemacht. "Als Pflanze benutzen wir da im Moment 'Nicotiana benthamiana'. Das ist eine Tabakvariante, die sich sehr gut eignet", sagt Conrad.
Der Experte arbeitet dabei eng mit Forschern in Asien zusammen, wo die Vogelgrippe regelmäßig ausbricht. Kooperationspartner ist das Institut für Biotechnologie im vietnamesischen Hanoi. Zu den Wissenschaftlern dort hat Professor Udo Conrad enge Kontakte. Einige kennt er bereits seit Jahrzehnten, hat in Vietnam auch selbst gelehrt.
Und bei der Gelegenheit haben wir unsere alten Kollegen getroffen, haben uns unterhalten und haben diese Kooperation begonnen. Ich habe Studenten ausgebildet direkt in Vietnam. Und hauptamtlich an dem Projekt arbeitet auch ein vietnamesischer Postdoc in meiner Gruppe.
Marktreife in drei bis vier Jahren
Dank der Unterstützung aus Vietnam könnte das Verfahren schon in drei bis vier Jahren marktreif sein und den Züchtern und Landwirten zur Verfügung stehen. Da dürften sie auch den Mehraufwand gern in Kauf nehmen. Jedes einzelne Tier muss nämlich mit einer Spritze geimpft werden.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 20. März 2019 | 07:20 Uhr