Adiposotas-Forschung Neuer Wirkstoff gegen Fettleibigkeit

Wissenschaftler bestätigten die Wirksamkeit des pflanzlichen Stoffes Celastrol im Kampf gegen krankhaftes Übergewicht. Der Stoff hilft dabei das natürliche Sättigungsgefühl wieder anzuschalten. Erste Studien mit Mäusen lieferten vielversprechende Ergebnisse, welche nun durch klinische Studien belegt werden müssen.

Burger
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Menschen mit Adipositas leiden oft darunter, dass sie kein Sättigungsgefühl haben. Dadurch essen sie immer mehr und nehmen zu.

Im Fachmagazin "Diabetes" haben nun Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München (Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt) über den pflanzlichen Wirkstoff Celastrol berichtet, der vielversprechende Ergebnisse zur Gewichtsreduktion bei Mäusen lieferte. Sollte sich dieser Wirkstoff in klinischen Studien beweisen, wäre er eine neue Behandlungsoption bei krankhaftem Übergewicht.

Sättigungsgefühl wieder einschalten

Der pflanzliche Wirkstoff Celastrol lässt sich in Wildfords Dreiflügelfrucht finden - einer Zier- und Kletterpflanze aus Ostasien - und ist in der chinesischen Medizin weit verbreitet. Katrin Pfuhlmann, Doktorandin und Erstautorin der Münchner Studie erklärt die Wirkung des Stoffes so:

Celastrol reaktiviert die körpereigenen Mechanismen zur Gewichtssteuerung, die bei Fettleibigkeit sonst aussetzen. Normalerweise verlieren die Betroffenen ihr Sättigungsgefühl, da das entsprechende Hormon Leptin nicht mehr wirkt. Der von uns untersuchte Wirkstoff Celastrol stellt die Leptin-Sensitivität und damit die Sättigung wieder her.

Katrin Pfuhlmann, Helmholtz Zentrum München

Leptin ist ein Hormon, dass im Fettgewebe gebildet wird und dem Gehirn signalisiert, dass ausreichend Energiereserven vorhanden sind. Normalerweise stellt sich dann ein Sättigungsgefühl ein. Bei Mäusen und auch Menschen mit Adipositas wird dieser Mechanismus aber nicht ausgelöst, owohl Leptin im hohen Maß in ihrem Blut vorhanden ist. Es scheint sich eine Leptin-Resistenz eingestellt zu haben. Der Stoff Celastrol setzt hier an und hebt diese Resiszenz wieder auf.

Deutlicher Verlust an Körpergewicht

Im Experiment mit Mäusen beobachteten die Forscher ein deutlich verändertes Essverhalten bei übergewichtigen Tieren. So führte die Gabe von Celastrol zu einer deutlich geringeren Nahrungsaufnahme.

Entsprechend konnten wir binnen einer Woche einen durchschnittlichen Verlust von rund zehn Prozent Körpergewicht feststellen.

Paul Pfluger, Helmholtz Zentrum München

Weil das Sättigungshormon Leptin im Menschen nahezu identisch wie in der Maus wirkt, glauben die Forscher, dass Celastrol ein großes Potenzial hat.

Kein Freifahrtsschein

Mit ihrem Bericht bestätigen die Forscher des Münchner Helmholtz Zentrum eine ältere US-Studie aus dem Jahr 2015. In dieser wurde neben dem deutlichen Gewichtsverlust ebenfalls festgestellt, dass sich der pflanzliche Wirkstoff positiv auf den Cholesterinspiegel, die Blutzuckerwerte und Leberfunktion auswirkt. Ob sich diese Befunde auch für den Menschen bestätigen lassen, ist noch unklar.

In den USA laufen derzeit klinische Studien. Eines sei aber vorab schon gesagt, so die Wisschenschaftler. Auch wenn Celastrol beim Menschen die gleiche Wirkung zeigen sollte wie bei Mäusen, ist das kein Freifahrtsschein für ungesundes Essverhalten. Denn eine zum Abnehmen notwendige Umstellung der Ernährung und der Lebensumstände kann das Mittel nicht ersetzen.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 15. März 2018 | 17:45 Uhr