Wissen-News Wie Menschen zu einem guten oder schlechten Ruf kommen
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28. Juli 2023, 13:49 Uhr
Eine neue Modellstudie deutscher und japanischer Evolutionsbiologen erklärt, wie Menschen zu ihrem guten oder schlechten Ruf kommen und welche soziale Normen dies beeinflussen. Demnach spielt nicht nur das Verhalten in der Vergangenheit, sondern auch soziale Interaktion eine Rolle.
Forscher des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie in Plön haben gemeinsam mit japanischen Kollegen eine neue Klasse von sozialen Normen für kooperative Interaktionen von Menschen beschrieben. Das neue mathematische Modell aus dem Bereich der Evolutionstheorie liefert einen weiteren Beitrag zum Verständnis, wie Menschen zu ihrem positiven bzw. negativen Ruf kommen.
Dem neuen Modell zufolge kann der Ruf zweier Individuen einer Gruppe dadurch beeinflusst werden, dass die eine Person das Wohlergehen der anderen Person beeinträchtigt. Das Forscherteam untersuchte anhand dieser allgemeinen Annahme, welche Eigenschaften die sozialen Normen haben sollten, um kooperative Interaktionen zu unterstützen. Tatsächlich verbessert sich der Ruf des Opfers, dem von einem anderen Individuum Schaden zugefügt wird. Das war bereits in früheren Experimenten beobachtet worden. Die Autoren der neuen Studie stellten allerdings auch fest, dass Normen, die die Zusammenarbeit besonders gut unterstützen, tendenziell weniger robust gegenüber Störungen sind (z.B. wenn der Ruf durch Klatsch und Tratsch Dritter beeinflusst wird).
Soziale Normen spielen im täglichen Leben der Menschen eine wichtige Rolle. Sie regeln, wie sich Menschen verhalten sollten und wie sich der Ruf auf der Grundlage früherer Verhaltensweisen bildet. In den letzten 25 Jahren hat man versucht, die Dynamik der Reputation anhand mathematischer Modelle aus der evolutionären Spieltheorie zu beschreiben. Die meisten dieser Modelle gehen davon aus, dass der Ruf einer Person nur von seinen Taten in der Vergangenheit abhängt. Alltagserfahrungen und Experimente deuteten jedoch bereits in der Vergangenheit an, dass Menschen ihren Ruf nicht nur durch ihr Verhalten, sondern auch dadurch erwerben, mit wem sie interagieren. Das hat auch die neue deutsch-japanische Modellstudie bestätigt.
(dn)