Wissen-News Ob Babys lieber in Gesichter oder auf Gegenstände schauen, ist genetische Veranlagung
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29. November 2023, 11:17 Uhr
Ob Säuglinge im Alter von fünf Monaten lieber Gesichter oder nicht-soziale Objekte wie Autos oder Mobiltelefone betrachten, wird weitgehend von den Genen bestimmt. Gesicht-Gucker haben später einen größeren Wortschatz.
Noch bevor Säuglinge ihre Umgebung durch Zeigen, Krabbeln oder Laufen beeinflussen können, machen sie visuelle Erfahrungen. Doch dabei gibt es Unterschiede. Manche Babys schauen lieber in menschliche Gesichter, andere bevorzugen leblose Gegenstände als Betrachtungs- und Lernobjekte. Zu welcher dieser Gruppen ein Baby gehört, wird weniger durch das familiäre Umfeld und dessen Verhalten beeinflusst, sondern liegt vor allem an den Genen, wie eine schwedische Forschungsgruppe herausgefunden hat.
Die Studie wurde im Rahmen eines Zwillingsforschungsprogramms gemacht, bei dem mehr als 500 eineiige und zweieiige Zwillinge untersucht wurden. Die Blicke der Kinder wurden dabei mit einem kindgerechten Eye-Tracker gemessen. Man stellte fest, dass die Blickvorlieben von genetisch identischen Zwillingen ähnlicher waren als die von zweieiigen Zwillingen. Wenn zum Beispiel ein eineiiger Zwilling hauptsächlich nicht-soziale Objekte betrachtete, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass sein Geschwisterkind die gleiche Vorliebe hatte. Bei zweieiigen Zwillingen, die im Durchschnitt nur 50 Prozent identische Gene haben, waren die Blickpräferenzen untereinander weniger ähnlich.
Die Forschungsgruppe fand außerdem heraus, dass das vermehrte Betrachten von Gesichtern gegenüber nicht-sozialen Objekten im Alter von fünf Monaten mit einem größeren Wortschatz im zweiten Lebensjahr verbunden war. Dies stützt die Ansicht, dass es einen Zusammenhang zwischen frühen Blickpräferenzen und der späteren Entwicklung gibt. Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen hinsichtlich der Häufigkeit der Blickvorlieben wurden nicht festgestellt.
Link zur Studie
Die Studie "Infants’ looking preferences for social versus non-social objects reflect genetic variation" wurde im Fachjournal "Nature Human Behaviour" veröffentlicht.
rr